Der Rechnungshof hat am Freitag seinen Bericht zur Zentralmatura veröffentlicht, die 2014/15 (AHS) bzw. 2015/16 (Berufsbildende höhere Schulen/BHS) eingeführt wurde. Die Prüfer fanden reichlich Gründe für Kritik und empfahlen teils gravierende Änderungen. Unter anderem sollen zur Erreichung höchstmöglicher Objektivität die Klausuren nicht mehr vom Klassenlehrer korrigiert und Kompensationsprüfungen künftig schriftlich durchgeführt werden.

Der Rechnungshof bemängelte auch die hohen Kosten für Aufgabenerstellung, die jährlich bei rund sieben Millionen Euro liegen. Vor allem bei Fächern mit wenigen Matura-Kandidaten stellten die Prüfer infrage, ob diese überhaupt zentral erstellen werden sollen. Während beim Haupttermin 2017 im Fach Deutsch mit rund 37.000 Maturantinnen und Maturanten pro Kopf 10 Euro angefallen sind, waren es bei Altgriechisch mit nur 20 Prüflingen 1598 Euro pro Kopf.

Zu viele Aufgaben beauftragt

Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Prüfer auch bei der Erstellung der Prüfungsaufgaben: Der aufwendige Prozess der Erstellung solle auf "das unbedingt erforderliche Ausmaß" beschränkt werden. Das Ministerium solle sich außerdem einen Überblick über die Zahl der entwickelten Aufgaben seit Einführung der Zentralmatura verschaffen, anstelle der pro Schuljahr benötigten 715 Aufgaben wurden mehr als 1000 beauftragt. Außerdem solle geprüft werden, ob Aufgaben neu aufbereitet werden können.

Der Rechnungshof schreibt, das Ministerium solle "langfristig" die Möglichkeit einer zentralen Korrektur der Klausuren im Auge behalten, heißt es in dem Bericht, für den exemplarisch die Jahre 2014 bis 2018 in den Bundesländern Kärnten und Oberösterreich geprüft wurden. Das wäre insbesondere dann zweckmäßig, wenn die Klausuren flächendeckend IT-gestützt verfasst würden. Von schriftlichen Kompensationsprüfungen erhofft sich der Rechnungshof wiederum "ein höheres Maß an Standardisierung, Vergleichbarkeit und Objektivität" und weniger organisatorischen Aufwand.

Unterschiedliche Fünfer-Quote

Während in Oberösterreich die Fünfer-Quote 2018 nach den mündlichen Kompensationsprüfungen von 16 auf 5 Prozent zurückging, sank sie in Kärnten von 24 auf 6 Prozent deutlich stärker. Der Rechnungshof vermutet "unterschiedliche Hilfestellungen" der Prüfer als Hintergrund. Weniger Aufwand soll auch der Vorschlag bringen, "langfristig" an den AHS und BHS bei der Überprüfung der Grundkompetenzen in der Mathematik dieselben Aufgaben einzusetzen.

In diesem Fach thematisiert der Rechnungshof auch die zuletzt intensiv diskutierten Schwankungen bei den Fünferquoten sowie die unterschiedlichen Anteile an "Nicht Genügend" je nach Schultyp bzw. Geschlecht: das Ministerium solle die Ursachen analysieren und Gegenmaßnahmen setzen.

Die Oppositionsparteien haben als Reaktion Verbesserungen bei der Zentralmatura gefordert, vor allem im Fach Mathematik. Während die FPÖ die Hintergründe für die Schwankungen bei den Fünferquoten geklärt sehen will, fordern SPÖ und Neos schon vor der Matura mehr Förderangebote in diesem "Angstfach". Auch die Sommerschule müsse um das Fach erweitert werden. Die Neos wollen außerdem eine Zentralmatura nur noch in Deutsch, Mathematik und Englisch mit einem gemeinsamen Kern für alle Schulformen und einer zentralen Korrektur.