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In Anschobers Fußstapfen gegen Schwarz-Blau in Oberösterreich

Von Karl Ettinger

Politik

Die Grünen eröffnen mit Spitzenkandidat Stefan Kaineder, einem Mühlviertler Bauernsohn, als erste Partei den Landtagswahlkampf für 2021.


Linz. Der Opa ist mitverantwortlich dafür, dass er Oberösterreichs Grüne in gut einem Jahr in die Landtagswahl führen wird. Der Großvater, früher Bürgermeister, hat Stefan Kaineder für Politik interessiert. Am Montag wurde der 35-jährige Bauernsohn aus Kirchschlag, einem Skivorort von Linz im Mühlviertel, coronabedingt mittels Briefwahl von 93,8 Prozent der grünen Delegierten in Oberösterreich zum Spitzenkandidaten für 2021 gewählt.

Der mittlerweile in Dietach bei Steyr lebende Religionspädagoge tritt in sehr große Fußstapfen. Rudolf Anschober, mittlerweile Vorzeige-Ressortchef im Sozial- und Gesundheitsministerium, war in Oberösterreich von 2003 bis 2015 mit ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer Vorreiter einer schwarz-grünen Koalition und damit auch der jetzigen türkis-grünen Bundesregierung in Wien. Kaineder hat Anschober nach kurzem Intermezzo im Nationalrat heuer als Landesrat beerbt.

Mit christlich-sozialen Werten zu Koglers Stellvertreter

Der Vater von drei Kindern ist wie Anschober kein links-grüner Träumer, sondern, wie es Mühlviertlern so eigen ist, bodenverhaftet. Mit christlich-sozial beschreibt der Ex-Bildungsreferent für Entwicklungszusammenarbeit in Linz und bei der katholischen Jungschar seine Werthaltung. Früher wäre er mit einiger Sicherheit wie sein Opa bei der Volkspartei gelandet. Einer wie Josef Pühringer ist als Religionslehrer bei der ÖVP groß geworden.

In der über Jahrzehnten stärksten Partei hat aber nicht mehr der christlich-sozial orientierte Pühringer das Sagen, sondern mit dem Ex-Junge-ÖVP-Mann Thomas Stelzer einer, der auf Bundesparteiobmann Sebastian Kurz und auf Türkis schwört. Während in Wien nach dem Ibiza-Video im Mai des Vorjahres die türkis-
blaue Bundesregierung schnell mit einem Knall in die Luft geflogen ist, regieren in Linz ÖVP und FPÖ seit der Wahl im Herbst 2015 ohne gröbere öffentliche Reibereien. SPÖ und Grüne sitzen nur aufgrund des Proporzsystems, das allen Parteien im Landtag ab einer gewissen Stärke auch einen Landesratsposten sichert, in der Landesregierung.

Erklärtes Ziel der Grünen ist es, 2021 die schwarz-blaue Koalition in Oberösterreich zu beenden. Die Grünen in der Bundesregierung werden mit ihrer Arbeit jedenfalls wesentlich dazu beitragen, mit welchen Startbedingungen Kaineder ins Rennen geht. Mit der Kür ihres Spitzenkandidaten haben die Grünen als erste Partei den Wahlkampf eröffnet.

Kaineder, der schon seit 2019 grüner Landeschef ist, gilt bei den Grünen als Hoffnungsträger der nächsten Generation. Deswegen ist er auch einer der beiden Stellvertreter von Bundesparteichef Werner Kogler.

Der Vizekanzler kam am Montagnachmittag eigens zur Verkündung des Wahlergebnisses des oberösterreichischen Listenführers nach Linz. Anschober hat Kaineder die Latte 2015 als viertstärkste Partei auf 10,3 Prozent gelegt, die FPÖ war da noch dreimal stärker.