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Lieber mehr Unibudget statt Coronahilfe

Von Karl Ettinger

Politik

Rektorenchefin Sabine Seidler setzt bei neuem Dreijahrespakt auf Unterstützung von Minister Heinz Faßmann.


Für Österreichs Universitäten steht eine wichtige Zeit bevor. Bereits bis Ende Oktober muss eine neue Vereinbarung über das Gesamtbudget für die Jahre 2022 bis 2024 ausverhandelt sein. Dafür wurde ein Mehrbedarf von 2,1 Milliarden Euro gegenüber den elf Milliarden für die laufende Periode von 2019 bis 2021 errechnet. "Ich hoffe natürlich sehr stark, der Bundesminister wird es sehr wert schätzen, dass wir uns nicht auch noch in die Schlange mit zusätzlichen Forderungen wegen der Corona-Krise angestellt haben", sagt die Vorsitzende der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Das soll konkret bedeuten: Der Rektorenchefin und Rektorin der Technischen Universität Wien ist lieber ein deutlich höheres Gesamtbudget für die Universitäten in der kommenden Drei-Jahresperiode als kurzfristig Extrageld wegen der Probleme durch die Corona-Epidemie.

Mischlösung mit Heimlehre auch im Herbst

Wie an den Schulen wurde Mitte März an den Hochschulen auf Heimlehre umgestellt. Nur teilweise erfolgte im Sommersemester die Rückkehr an die Unis etwa für Prüfungen und Laborübungen. Nach der aktuellen Corona-Lage ist für das kommende Wintersemester an den Unis weiter mit einer Mischform oder "Hybrid"-Lösung mit Präsenz der Studierenden an den Unis und Distanz-Lehre zu rechnen. Geschätzt in ungefähr der Hälfte der Lehrveranstaltungen könne jemand anwesend sein, meint die Rektorenchefin, wobei der Anteil je nach Universität und Studium unterschiedlich sein wird. Aufgrund der Corona-Vorschriften für das Abstandhalten könnten Hörsäle und Labors zu 25 Prozent genützt werden.

Eines ist der Rektorenchefin allerdings wichtig: Vor allem Studienanfänger sollen besonders die Möglichkeit der Anwesenheit an den Hochschulen nützen können. "Beginner müssen die Universitäten riechen, erleben, spüren", formuliert Seidler. Dies sei vor allem auch wichtig, weil diese Gruppe bereits als Maturanten im abgelaufenen Frühjahr von Einschränkungen aufgrund der Corona-Epidemie betroffen gewesen seien.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann hat eben in der aktuellen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Neos klargestellt, dass es für die Universitäten zur Bewältigung der Corona-Krise keine außertourlichen Förderungen geben werde. Geld aus einem zusätzlichen Fördertopf neben der Unistrukturen sei "nicht vorgesehen".

Der Ressortchef begründet dies damit, dass die mit den Universitäten für die laufende Leistungsperiode von 2019 bis 2021 abgeschlossene Budgetvereinbarung ohnehin eine Steigerung der Mittel um 13 Prozent verglichen mit der vorangegangenen Periode vorsehe. Es sei "richtig", dass man diesbezüglich keine Forderung an den Minister gestellt habe, räumt Seidler ein. Allerdings sei die geltende, höhere Budgetvereinbarung nicht dafür gedacht gewesen, Corona-Folgen abzudecken, sondern das Betreuungsverhältnis zwischen Studenten und Lehrenden zu verbessern und somit für zusätzliche Professoren und wissenschaftliches Personal, will sie schon angemerkt wissen.

Das Gesetz schreibt den Abschluss einer neuen Leistungsvereinbarung samt Gesamtbudget für 2022 bis 2024 bis spätestens 31. Oktober dieses Jahres vor. Der Mehrbedarf wurde von den Universitäten mit 2,1 Milliarden Euro errechnet. Diese Summe ergibt sich aus: Teuerung 700 Millionen Euro; Studienplatzfinanzierung 500 Millionen Euro; besseres Betreuungsverhältnis mit mehr Professoren 350 Millionen Euro sowie Infrastruktur mit Bauten, Mieten und Investitionen 500 Millionen Euro.

Faktor für Innovation, nicht "Geldverschlingung"

Gerade die Verbesserung der Infrastruktur, etwa auch durch Sanierungen, liegt der uniko-Vorsitzenden besonders am Herzen: "Irgendwann muss man das auch einmal angehen." Das gelte beispielsweise für das sogenannte Freihaus an der TU Wien. Dabei betont sie zugleich ausdrücklich, es seien auch bereits viele Projekte umgesetzt worden.

Seidler wehrt sich vor allem vehement dagegen, dass die Universitäten immer nur als "Kostenfaktor" betrachtet würden: "Man sieht uns immer als die große Geldverschlingungsmaschine." Es solle vielmehr verstärkt auch der Innovationsfaktor der Unis im Interesse der Volkswirtschaft gesehen werden. Denn gerade die Corona-Krise zeige, wie wichtig es sei, Innovationskapazitäten in Österreich und Europa zu haben.