Egal ob Lehrergewerkschaft, Oppostionsparteien oder Eltern: Von allen Seiten ist schon jetzt mitten in den Sommerferien der Druck auf Bildungsminister Heinz Faßmann gestiegen. Er soll rasch bekanntgeben, unter welchen Rahmenbedingungen angesichts der drohenden Corona-Gefahr der Start ins neue Schuljahr 2020/21 im September erfolgen wird. Faßmann selbst hat schon seit dem Schulschluss des vergangenen Schuljahres 2019/20 kein Hehl daraus gemacht, dass er nach den Problemen mit Heimunterricht und danach geteilten Klassen, um Corona-Infektionen zu vermeiden, einen möglichst normalen Schulstart mit allen Schülern in den Klassen anstrebt. Dabei bleibt es, sofern sich nicht die Corona-Situation deutlich verschlechtert.
Am Montag wird der Bildungsminister angesichts des Drucks von außen nach rascher Klarheit, der in der Bundesregierung auch bei Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht spurlos vorübergeht, offiziell bekanntgeben, wie das neue Schuljahr von Beginn an laufen soll. Eine Maskenpflicht im Unterricht ist weder für Schüler noch Lehrer vorgesehen, wurde am Mittwoch im Bildungsressort bekräftigt. Faßmann selbst hat diese Linie in der "Wiener Zeitung" schon Anfang August vorgegeben, nachdem der Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, mit einer entsprechenden Forderung vorgeprescht war. Um größere Corona-Ausbrüche zu vermeiden, wird aber die Möglichkeit bestehen, Masken etwa in den Gängen in Schulen zu tragen.
Positive Erfahrungen mit Gurgeltests
Um größeren Schulschließungen, die auf jeden Fall vermieden werden sollen, vorzubeugen, wird auf den Einsatz von Gurgeltests gegen Corona-Erkrankungen gesetzt. Mit diesen Gurgeltests soll binnen Stunden mit einiger Sicherheit geklärt werden, ob im Falle einer Corona-Infektion eines Schülers in einer Klasse weitere Schüler angesteckt worden sind oder nicht. Die Gurgeltests haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Abstrichen in der Nase schmerzfrei sind, was dem Bildungsministerium bei Schulkindern wichtig ist. Außerdem hat man mit Corona-Tests bei 5000 Schülern in Wien im heurigen Frühjahr positive Erfahrungen gemacht. Deswegen zählen Gurgeltests zum Fixpunkt im neuen Schuljahr.
Vorrangig Gegenmaßnahmen in Schulen oder in Regionen
Ebenfalls fix ist die Strategie, dass es im Gegensatz zum Corona-Ausbruch heuer im März keine bundesweiten, flächendeckenden Schulschließungen geben soll. Bei Bekanntwerden von Corona-Fällen wird zuerst darauf gesetzt, mit Schutzmaßnahmen und Quarantäneregelungen in der Klasse sowie in der betroffenen Schule zu reagieren. Notfalls sind lediglich regionale Schulschließungen vorgesehen. Das wird außerdem mit dem neuen, von Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grünen) ausgearbeiteten Ampelsystem zur Corona-Eindämmung abgestimmt. Auch das Ampelsystem setzt vorrangig auf regionale Schutzmaßnahmen etwa in bestimmten Bezirken.
Mit Interesse wird im Bildungsministerium auf dem Minoritenplatz in der Wiener Innenstadt derzeit verfolgt, wie sich in Deutschland der Schulstart gestaltet. Dort ist in einigen Bundesländern bereits Schulbeginn, In Deutschland ist das Schulwesen ohnehin nach Bundesländern unterschiedlich organisiert, nicht nur bei den Terminen für die Sommerferien.