Nach der dieswöchigen Schaltung der Corona-Ampel, die zehn weitere Bezirke auf Orange einstufte, reagieren die Bundesländer mit Verschärfungen. Bereits am Donnerstag hatte Wien, das seine bisherige Ampelfarbe Orange behielt, eine Registrierungspflicht für Gäste in der Gastronomie beschlossen. Sie gilt ab Montag bei jedem Lokalbesuch. Wirten wird vorgeschrieben, Formblätter aufzulegen, in die sich die Gäste eintragen müssen.

Am Freitag zog Niederösterreich nach und kündigte ebenfalls verpflichtende Gastro-Gästelisten an. In dem Bundesland wurden mit Gmünd, Melk und Waidhofen an der Thaya drei Bezirke direkt von Grün auf Orange gestellt, fünf weitere Bezirke von Gelb auf Orange (Krems Stadt, Wiener Neustadt Stadt, Gänserndorf, Korneuburg, Krems). Aus Tirol kamen mit der jüngsten Ampelschaltung zudem die Bezirke Landeck und Schwaz zu den bereits orange gefärbten hinzu. Rot ist in Österreich nach wie vor kein Bezirk.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nahm die steigenden Infektionszahlen zum Anlass, um noch weitere Maßnahmen vorzustellen, die in Niederösterreichs Bezirken unabhängig voneinander in Kraft treten, sobald die Ampel Orange oder Rot zeigt. Weil von Sportevents große Infektionsgefahr ausgehe, dürfen diese in orange gefärbten Bezirken nur noch ohne Publikum stattfinden. Ausnahme sind die im Freien stattfindenden Spiele der Fußball-Bundesliga, für die weiter die Bundesvorgaben gelten. Bei Orange gilt außerdem: Alle Veranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen sind in Innenräumen auf 250, im Freien auf 1.000 Personen beschränkt.

Kindergartenkinder sollen "direkt an der Tür" den Betreuern übergeben werden, Eltern die Einrichtungen nicht mehr betreten. Bei Rot tritt außerdem eine generelle Gastro-Sperrstunde um 22.00 Uhr in Kraft. Laut Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) gehen in Niederösterreich aktuell 69 Prozent der Infektionen auf den Bereich "Sport und Freizeit" zurück, gefolgt von "Haushalt", "Arbeit" und "Bildung".

Steiermark mit Pflege-Ampel

Die aktualisierte Corona-Ampel brachte zudem ein neues Modell der Risikoeinschätzung in Vorarlberg. Künftig werden dort Regionen eingeschätzt, statt wie bisher Bezirke. Die Corona-Kommission nahm das neue Modell einstimmig an, wie es hieß. Der Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) reagierte zudem auf die im Bundesland auf 22 Uhr vorverlegte Sperrstunde, indem er sein nächtliches Angebot stark einschränkte. So werden die "Nachtschwärmerzüge" an Wochenenden vorerst eingestellt, ebenso entfallen Teile des Nachtbusverkehrs. Der Großteil des Angebots in den Abend- und frühen Nachtstunden soll laut VVV aber unverändert bleiben.

Die Steiermark will mit 1. Oktober eine eigene Corona-Ampel für Pflegeheime einführen. Sie soll sich an der Ampelschaltung des Bundes orientieren. Derzeit gibt es in drei Heimen im Bundesland insgesamt 39 Covid-positive Bewohner.

Salzburg kündigte unterdessen an, dem Beispiel Wiens und Niederösterreichs zu folgen und ebenfalls eine Registrierungspflicht für Gäste in Lokalen einführen zu wollen. Auch Kärnten zeigte sich für eine solche Maßnahme offen. Vorarlberg will eine Registrierungspflicht vorerst ebenso wenig umsetzen wie das Burgenland. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gab sich zwar noch abwartend, konnte sich eine Einführung aber vorstellen. Die Steiermark will zunächst die Erfahrungen aus Wien abwarten.

Wirtschaftskammer: Besser Registrierung als frühere Sperrstunde

Die Freiheitlichen in Vorarlberg, Tirol und Salzburg wollen unterdessen die in ihren Bundesländern vorverlegte Sperrstunde per Petition rückgängig machen. Der Obmann der Gastrosparte der Wirtschaftskammer (WKÖ), Mario Pulker, findet eine coronavirusbedingte Gästeregistrierung besser als eine frühere Sperrstunde. "Eine Vorverlegung der Sperrstunde wäre für sehr viele unserer Betriebe eine finanzielle Katastrophe", sagte er am Freitag. "Jedes Mittel, um das zu verhindern, soll uns recht sein."

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sah am Freitag indes eine "erfreuliche Zwischensituation" beim Corona-Infektionsgeschehen und eine "Stabilisierung auf hohem Niveau". Angesichts der 684 Neuinfektionen von Donnerstag auf Freitag sprach er von "zu hohen Werten für diesen Zeitpunkt", es gebe allerdings "nicht mehr die Zuwächse, die wir bis 17., 18. September hatten". Österreich sei demnach aktuell "nicht in Richtung einer exponentiellen Steigerung unterwegs".

Für Anfang Oktober erwartet der Minister, dass sich die jüngsten Verschärfungen in sinkenden Infektionszahlen niederschlagen werden. Gleichzeitig sprach er das Risiko an, dass das beginnende Herbstwetter, "wo wir mehr indoor sind", die Ansteckungsgefahr erhöhe. In diesem Zusammenhang empfahl er auch die Benutzung der Corona-App des Roten Kreuzes.

Im Sieben-Tage-Schnitt zeige sich in den Bezirken ein "großteils stabiler oder sogar rückläufiger Trend", fügte die Sprecherin der Corona-Kommission, Daniela Schmid, hinzu. Sie sprach von einem "Plateau", das die Neuinfektionen während der vergangenen Tage erreicht hätten. Zudem bewege sich die Reproduktionszahl wieder in Richtung 1,1. Der Altersdurchschnitt bei den Neuinfizierten lag in der Vorwoche bei 35 Jahren. "Es ist wichtig, dass das so bleibt", sagte Schmid.

Hilfe für Veranstaltungsbranche

Die Bundesregierung stellt 300 Millionen Euro für die angeschlagene Veranstaltungsbranche bereit, wie Vizekanzler Werner Kogler, Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (beide Grüne), Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) am Freitag ankündigten. Wenn etwa eine Messe oder eine Kulturveranstaltung Corona-bedingt abgesagt wird oder nur eingeschränkt stattfinden kann, sollen nicht stornierbare Ausgaben künftig vom Bund ersetzt werden. Der "Schutzschirm" soll Veranstaltern von Kongressen und Tagungen, wie auch von Konzerten und Theateraufführungen Planungssicherheit geben.

"Ein großer, internationaler Kongress kann ebenso profitieren wie ein Kulturfestival oder ein Theater am Land", sagte Kulturstaatssekretärin Mayer. Die Maßnahme muss allerdings noch vom Nationalrat beschlossen und von der EU-Kommission abgesegnet werden. Sie gehe davon aus, dass der Schutzschirm "mit Beginn November in Kraft treten kann", sagte Köstinger.

Die Neos begrüßten die Maßnahme grundsätzlich. Es sei aber "absurd", einen Schutzschirm zu präsentieren, ohne "irgendetwas Konkretes" dazu zu sagen", meinte Kultursprecher Sepp Schellhorn. Wer unter welchen Umständen den Schutzschirm in Anspruch nehmen könne, sei unklar. SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda vermerkte, "der Protest der Kultur- und Veranstaltungsszene" wie auch der Druck der Opposition seien erfolgreich gewesen. Nun sei wesentlich, dass die Hilfen auch tatsächlich ankommen."

Leitlinie für kirchliche Feste

Die katholische Kirche erließ indessen neue Regeln für Taufen, Erstkommunionen, Firmungen, Hochzeiten und Begräbnisse. Um das Einhalten der Mindestabstände zu gewährleisten, sind laut den Leitlinien der Bischofskonferenz etwa Markierungen der Wege und Sitzplätze vorgesehen. Dazu ist eine Einbahnregelung beim Betreten und Verlassen der Kirche geplant. Ein Kontaktpersonenmanagement soll außerdem helfen, Feiernde im Falle einer Infektion nachverfolgen zu können. Dazu sollen Kontaktdatenblätter mit Name und Telefonnummer ausgefüllt werden. Die Daten sind für 28 Tagen aufzubewahren und danach zu löschen.