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Männliche Flüchtlinge dreimal häufiger berufstätig als Frauen

Von Karl Ettinger

Politik

Eine neue Studie hat Erwerbsverläufe von Migranten untersucht. Bei der Integration von Tschetschenen gibt es in Österreich das größte Problem, weil sie am seltensten berufstätig sind.


Weibliche Flüchtlinge haben es wesentlich schwerer als männliche Flüchtlinge, in Österreich auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Im Durchschnitt sind männliche Asylberechtigte drei Mal häufiger erwerbstätig als weibliche Flüchtlinge. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie von Synthesis Forschung für den Österreichischen Integrationsfonds. Die von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) vorgelegten Ergebnisse zeigen auch auf, dass es bei Tschetschenen in Österreich die größten Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzsuche gibt.

Für die Studie, die von März bis August dieses Jahres durchgeführt wurde, wurden die Erwerbsverläufe von unterschiedlichen Gruppen von Zuwanderern aus dem Ausland nach Österreich unter die Lupe genommen. Dafür wurden Daten von Migranten aus anderern EU-Staaten, aus Drittländern außerhalb der EU sowie von Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Tschetschenien herangezogen.

Häufiger Jobs für Türken und Bosnier

Neben dem Umstand, dass männliche Flüchtlinge häufiger einen Arbeitsplatz bekommen als Frauen war ein weiteres zentrales Ergebnis, dass es für anerkannte Flüchtlinge insgesamt schwerer ist, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Flüchtlinge weisen demnach eine deutlich geringere Beteiligung am Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Gruppen von ausländischen Zuwanderern nach Österreich auf. Bei Flüchtlingen, die im Jahr 2000 nach Österreich gekommen sind, beträgt die Erwerbsbeteiligung heute laut Studie 72 Prozent. Bei Flüchtlingen, die erst viel kürzer in Österreich sind, hat nur eine Minderheit einen Job gefunden. Bei Flüchtlingen, die im Krisenjahr 2015 nach Österreich gekommen sind, war mit 37 Prozent ein gutes Drittel erwerbstätig. Bei jenen, die 2016 nach Österreich geflüchtet sind, liegt der Prozentanteil der Erwerbsbeteiligung bei 22 Prozent, also einem guten Fünftel.

Auch bei Zuwanderern aus EU-Drittstaaten wie der Türkei und Bosnien-Herzegowina, bei denen Flucht nicht der Grund für die Einreise war, lagen die jeweiligen Prozentsätze sowohl für das Jahr 2000 als auch für 2015 und 2016 jeweils über 70 Prozent. Bei Bürgern aus anderen EU-Staaten liegt die Erwerbsquote hingegen deutlich über der 80-Prozent-Marke.

Kopfzerbrechen bereitet vor allem die Situation bei zugewanderten Tschetschenen. Bei Tschetschenen, die 2007 nach Österreich gekommen sind, lag die Erwerbsbeteiligung bei 44 Prozent. Die Rate bei einer späteren Zuwanderung ist deutlich niedriger. Von jenen, die 2015 nach Österreich gekommen sind, waren nur 16 Prozent erwerbstätig, bei jenen, die 2016 zugewandert sind, lediglich fünf Prozent. Bei tschetschenischen Frauen ist die Erwerbsbeteiligung nochmals niedriger: Bei im Jahr 2000 eingewanderten Frauen aus Tschetschenien liegt sie bei 37 Prozent, beim Jahrgang 2015 bei zwölf Prozent und beim Jahrgang 2016 nur bei drei Prozent.

Raab will Integration von Frauen vorantreiben

Für Integrationsminsterin Raab lautet die Schlussfolgerung aus der Untersuchung, "dass die Integration am Arbeitsmarkt von Flüchtlingen eine herausfordernde Aufgabe ist, die meist nicht von heute auf morgen funktioniert, sondern Jahre dauert und Anstrengungen von allen Seiten braucht". Die Ressortchefin legt seit ihrem Amtsantritt im Jänner dieses Jahres einen Fokus ihrer Arbeit auf die Integration von Zuwanderinnen. Denn besonders Frauen aus bestimmten Herkunftsländern seien traditionell selten erwerbstätig und hätten damit auch wenig Kontakt mit der österreichischen Gesellschaft, analysiert Raab. Es gelte daher, weiterhin an den Deutschkenntnissen zu arbeiten "und besonders Frauen auf dem Weg in die Unabhängigkeit zu stärken".