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Angespanntes Warten auf die Lockdown-Wirkung

Von Simon Rosner

Politik

Die Kapazitäten der Intensivbetten könnten in zwei Wochen aufgebraucht sein - selbst im eher günstigen Fall.


Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat seit dem Sommer immer wieder von "entscheidenden Wochen" gesprochen, die bevorstünden. Vielleicht einige Mal zu oft. Aber für die kommende Woche ist diese Formulierung keine Phrase, um Wachsamkeit zu stimulieren. Kommende Woche wird sich entscheiden, ob in Österreich Menschen mit einem schweren Covid-Verlauf, die dank ihres Gesundheitszustandes eine gute Prognose auf vollständige Genesung hätten, an Covid sterben müssen.

Laut dem Vorhersagemodell des Gesundheitsministeriums wird um den 18. November herum der Grenzbereich der Kapazitäten auf den Intensivstationen erreicht werden. Anders als im Frühling ist der Engpass aber nicht mehr die Zahl der Beatmungsgeräte. Bevor die Intensivbetten ausgehen, geht das Personal aus. Die Kapazitätsgrenze ist damit eher ein Grenzbereich, da zur Not auch mit weniger Personal gearbeitet werden könnte. Aber natürlich nicht sehr gut. Rund 800 Covid-Patienten könnten wohl versorgt werden, derzeit sind es etwa 400 Patienten.

Die Prognose des Ministeriums geht von einer beginnenden Abflachung des Anstiegs Mitte November durch den Lockdown aus. Covid-Patienten, die dann auf einer Intensivstation aufgenommen werden, sind schon positiv getestet worden oder werden das Testergebnis kommende Woche erhalten. Daher ist die Entwicklung der Neuinfektionen so entscheidend. Das Wachstum der Fallzahlen muss sich rasch einbremsen.

Anschober kündigte auch an, dass es in einer Woche eine Evaluierung der Wirksamkeit des Lockdowns geben wird. Dann müssten bereits Effekte zu sehen sein. Im März war das nach zehn Tagen der Fall. In Belgien, Slowenien und Israel wirkte der Lockdown auch in der zweiten Welle.

Das ist eine konkrete Hoffnung, da die Fallzahl im Herbst doch deutlich höher ist und das Verhalten der Menschen auch ein anderes ist. Die Epidemie ist mittlerweile auch sehr ländlich geprägt, obwohl Großstadt ist in Wien die 7-Tage-Inzidenz geringer als in jedem anderen Bundesland.

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Seit Beginn der Pandemie wurden 1.420 Covid-Patienten auf einer Intensivstation behandelt, 398 davon sind gestorben (von bisher 1.340 Covid-Toten). Es sind vorwiegend sehr betagte, oft multimorbide Patienten, die an der Corona-Erkrankung sterben. Und das gilt auch für jene, denen trotz Intensivmedizin nicht ausreichend geholfen werden kann. Von den 572 Intensiv-Patienten seit März, die unter 64 Jahren waren, überlebten jedoch 514.

Eine Eigenschaft von Covid-19 ist auch, dass gesunde, junge Menschen sehr schwere Verläufe aufweisen können, und zwar in einer Häufigkeit, die signifikant höher ist als bei vielen anderen viralen Erkrankungen. Sie überlegen aber fast immer, und zwar auch dank der Intensivmedizin. Und genau darin liegt die große Angst der Ärzte. Dass in zwei Wochen jüngere, bisher recht gesunde Menschen an Covid-19 sterben müssen, denen prinzipiell gut geholfen werden könnte.