"Die Notwendigkeit einer Verpflichtung sehe ich nicht." Mit diesen Worten erteilt der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Paul Kimberger, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" den Plänen der türkis-grünen Bundesregierung, im Jänner für bestimmte Berufsgruppen, darunter auch für Lehrer, verpflichtende Corona-Tests einzuführen, eine Absage. Für Kimberger ist vielmehr ein Bündel an Schutzmaßnahmen im Zuge eines Gesamtpakets in den Schulen überfällig: "Da hat man viel, viel Zeit verschlafen."

Nach Ansicht des Chefs der Lehrergewerkschaft hätte die Bundesregierung und der zuständige Bildungsminister Heinz Faßmann schon heuer im Sommer ein derartiges Gesamtpaket zum Corona-Schutz an den Schulen vorlegen müssen. Ein solches Gesamtpaket hat er seither mehrfach gefordert. Kimberger verweist darauf, dass die Lehrer, weil sie ihre Verantwortung ernst nehmen, zuletzt österreichweit im Durchschnitt zu mehr als 70 Prozent die Corona-Massentests in Anspruch genommen haben. Das war die  höchste Beteiligung im Zuge der Massentests seit 4. Dezember.

Wirklich sinnvoll wäre jedoch nach Meinung Kimbergers, auch die Schülerinnen und Schüler Corona-Schnelltests zu unterziehen. Er erinnert dabei daran, dass Bildungsminister Faßmann selbst erklärt habe, er wolle die Schulen "virusrobust" machen.

Forderung nach Schichtbetrieb

Für den Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft, einem Christgewerkschafter (FCG), umfasst das ein Bündel von Maßnahmen: "In Wirklichkeit bräuchten wir diese Dinge schon längst an unseren Schulen." Denn in den Schulen brauche man "endlich einen viel besseren Infektionsschutz". Dazu gehören für Kimberger auch Änderungen bei den Transporten mit Schülerbussen: "Die Kinder sitzen immer noch in heillos überfüllten Transportmitteln." Darüber hinaus brauche es Maßnahmen zum Schutz schwangerer Lehrerinnen. Weiters müsse sich die Regierung endlich auch Gedanken über eine Verbesserung der Luftreinigung in den Klassenzimmern zum Schutz vor Corona-Ansteckungen machen.

Ein zentraler Punkt seines Forderungspakets umfasst, dass den Schulen und Schulleitungen mehr autonomer Spielraum bei Corona-Maßnahmen eingeräumt werden müsse. Konkret nennt er in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, dass an Schulen je nach Standort wie im Frühjahr nach dem ersten Lockdown ein Schichtbetrieb für den Präsenzunterricht eingeführt werden kann. Das war zuvor bereits von Schuldirektorinnen und -direktoren vor allem an Mittelschulen massiv gefordert worden. Außerdem funktionierten Schnelltests in den Schulen noch immer nicht. "Das wäre für uns ein Gesamtpaket, um die Schulen virusrobust zu machen", erklärt Kimberger.

Rote Lehrervertreter: Präsenzunterricht nur bis 18. Dezember

Die roten Lehrervertreter in der Personalvertretung der Wiener Pflichtschullehrer wandten sich am Montag in einem offenen Brief an Bildungsminister Faßmann und die Schulleiter. Man nehme die Sorge vor einem Anstieg der Corona-Infektionen rund um Weihnachten sehr ernst, heißt es darin. Es sei jetzt Zeit, dieser Gefahr zu begegnen. Deswegen solle an den Pflichtschulen der verpflichtende Präsenzunterricht am Freitag dieser Woche - und nicht erst am 23. Dezember - enden, wird in dem Schreiben verlangt. Schüler der Oberstufen bis zur 7. Schulstufe sind ohnehin bereits seit Anfang November im Heimunterricht.

Diese Maßnahme solle ein "unbeschwertes Weihnachtsfest" und eine Reduzierung von Sozialkontakten sichern, wird in dem Schreiben von der Vizevorsitzenden der Personalvertretung der Wiener Pflichtschulen, Karin Medits-Steiner in dem Schreiben erklärt. Sie bekräftigt außerdem die Forderung nach regelmäßigen, freiwilligen Corona-Testangeboten für Lehrer. Schwangere Lehrerinnen sollten vom Präsenzunterricht entbunden werden.

4000 Corona-Infektionen entdeckt

Die Massentests in den Bundesländern werden heute, Montag, in Oberösterreich noch fortgesetzt. Im Burgenland enden sie am morgigen Dienstag. In den anderen sieben Bundesländern sind sie am Sonntag abgeschlossen worden. Oberösterreich und Tirol haben aber schon angekündigt, die Test vor Weihnachten weiterzuführen.

Mehr als zwei Millionen Menschen von rund 8,9 Millionen Einwohnern in Österreich haben nach einer ersten Bilanz an den Massentests teilgenommen. Insgesamt wurden dabei rund 4000 Personen mit Corona-Infektionen entdeckt. Neben den Tests der Bevölkerung  in den einzelnen Bundesländern wurden Lehrer und Polizisten getestet, daneben auch Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen.