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Lebenserwartung durch Corona-Pandemie gesunken

Politik
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Erstmals seit 1996 liegt der Anteil der Gestorbenen an der Gesamtbevölkerung bei über einem Prozent.


Die Lebenserwartung in Österreich ist im vergangenen Jahr um 0,64 Jahre bei Männern und 0,49 Jahre bei Frauen gesunken. Grund dafür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die laut Statistik Austria zu 90.123 Todesfällen geführt haben. 6.312 davon sind an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Die Gesamtzahl der Sterbefälle liegt um fast elf Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Allerdings ist auch die Bevölkerung wieder gewachsen. Doch erstmals seit 1996 ist der Anteil der Gestorbenen an der Gesamtbevölkerung bei mehr als einem Prozent.

Noch handelt es sich um vorläufige Zahlen, die durch Nachmeldungen aus den Standesämtern noch steigen dürfte. Für Männer liegt die Lebenserwartung nun bei 78,9 und für Frauen bei 83,7 Jahren. "Mit einer starken Verbreitung der Impfungen und nach Bewältigung der Pandemie ist anzunehmen, dass die Lebenserwartung mittelfristig wieder auf den Wachstumstrend einschwenken wird. Ähnliches zeigen die Erfahrungen aus stärkeren Grippejahren. Offen sind allerdings noch die möglichen Langfristfolgen überstandener Coronaerkrankungen", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung.

Übersterblichkeit ab November

Ein langfristiger Vergleich der Todesfalldaten ist schwierig, weil sich die Einwohnerzahl und die Altersstruktur der Bevölkerung über die Jahre verändern. Gemessen an den durchschnittlichen Sterbefällen der Jahre 2015 bis 2019 gab es ab Ende Oktober des Vorjahres allerdings eine deutliche Übersterblichkeit. In diesen Wochen starben um bis zu 60 Prozent mehr Menschen, zuletzt ist diese Übersterblichkeit wieder etwas gesunken. Auch das europäische Mortalitätsmonitoring Euromomo weist für Österreich seit Anfang November eine hohe bzw. sehr hohe Übersterblichkeit aus. Damit unterscheidet sich die zweite Infektionswelle im Herbst deutlich von der ersten im Frühjahr, als für Österreich nur eine marginale Übersterblichkeit festgestellt wurde.

Bis in die 1980er-Jahre lag die Zahl der Sterbefälle gemessen an der Bevölkerung bei 1,2 Prozent und darüber, und Österreich verzeichnete jedes Jahr auch deutlich mehr als 90.000 Sterbefälle. Und das trotz geringerer Einwohnerzahl und eines geringeren Anteils älterer Personen an der Gesamtbevölkerung. Seit Mitte der 90er-Jahre stirbt aber jedes Jahr weniger als ein Prozent der Einwohner, die Lebenserwartung steigt in fast jedem Jahr. Und wenn sie, etwa nach stärkeren Grippe- und Hitzejahren, abnimmt, dann nie so deutlich wie im vergangenen Jahr. (sir)