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Faßmann: "Verlorenes Schuljahr ist eine Übertreibung"

Von Karl Ettinger

Politik

Der Bildungsminister bekräftigt, 200 Millionen Euro werden für umfassendes Schulförderpaket bereitgestellt. 4500 Lehrer und zwei Stunden Förderunterricht pro Woche und Klasse sollen möglich sein.


Der Präsenzunterricht in den Schulen soll nach dem bisherigen Plan der Bundesregierung nach den Semesterferien in Ostösterreich am 8. Februar, in den anderen Bundesländern ab 15. Februrar, wieder aufgenommen werden. "Lerndefizite" wegen der Corona-Beschränkungen und durch den Heimunterricht möchte Bildungsminister Heinz Faßmann durch zusätzliche Fördermaßnahmen ausgleichen. Am Montag bekräftigte er die bereits erfolgte Zusage, daas dafür 200 Millionen Euro extra aufgebracht werden. Zugleich sagte Faßmann aber: "Ich lehne Übertreibungen, die von einem verlorenen Jahr oder einer verlorenen Generation sprechen, ab."

Das Ende des Heimunterrichts ab 8. Februar ist freilich noch nicht fix. Das machte der Bildungsminister am Montag ebenfalls deutlich. Vor einer Entscheidung würden zuerst Experten die Daten und Berechnungen für die künftige Corona-Situation erstellen.

Erstmals erläuterte der Bildungsminister, wofür die schon länger angekündigten 200 Fördermillionen für die Schulkinder eingesetzt werden können. 4500 Lehrkräfte könnten damit zusätzlich beschäftigt werden, rechnete Faßmann vor.

Fixpunkt ist demnach zusätzlicher Förderunterricht in den Schulen auch im kommenden Schuljahr 2021/22. Im Schnitt könne es zwei Stunden extra pro Woche, Klasse und Schule an Förderung geben. Die Schulleitungen könnten die Förderung einteilen, "flexibel und zielorientiert",  wie der Minister bei einer Pressekonferenz erklärte. Die vermehrten Förderstunden könnten dabei bereits angestellten Lehrkräften als Überstunden abgegolten werden. Es könnten aber auch Lehramtsstudenten mit eigenem Vertrag dafür beschäftigt werden. Die Steuerung erfolgt über die Bildungsdirektionen der Lehrer.

Sommerschule in Ferien wird ausgeweitet

Für Schulen mit besonderem Förderbedarf könnten mehr Mittel aus dem 200-Millionen-Topf zur Verfügung gestellt werden. Faßmann nahm damit offensichtlich Bezug darauf, dass Schüler aus bildungsfernen Schichten sowie aus einem Elternhaus mit Migrationshintergrund, wie er vielfach in Mittelschulen gegeben ist, öfter Schwierigkeiten haben. Diese haben besondere Probleme mit dem Heimunterricht seit dem ersten Lockdown im März 2020.

Dieser zusätzliche Förderunterricht sei dann verpflichtend, wenn dies Lehrkräfte für notwendig halten. Der Förderunterricht werde dann erfolgen, wenn der Präsenzunterricht in den Schulen gesichert ist. Wie die "Wiener Zeitung" berichtet hat, sind vom Bildungsministerium bereits Vorkehrungen für Schichtbetrieb mit geteilten Schulklassen bis zu den Osterferien Ende März getroffen. "Nicht entmutigen lassen, nicht die Flinte ins Korn werfen, wir werden die Zeit gemeinsam überstehen", meinte er.

Das Förderpaket umfasst daneben weitere Punkte. Dazu zählt die Lernbetreuung in den Schulen nicht nur bei den bevorstehenden Semesterferien, sondern auch in den Osterferien Ende März/Anfang April, wie der Ressortchef erläuterte. Fest steht außerdem, dass die Sommerschule, die erstmals in den letzten beiden Sommerferienwochen Ende August organisiert worden ist, heuer erneut durchgeführt und ausgeweitet wird. Angestrebt werden heuer 50.000 Plätze, im vergangenen Sommer waren es rund rund 22.000 Plätze für Schüler.

Schulsprecher auf Linie von Faßmann

Wie Faßmann räumte auch Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek "Bildungslücken" ein, die sich im Herbst noch vergrößert hätten. Aber auch die Schülervertreterin meinte: "Wir sind ganz und gar nicht der zweite, verlorene Corona-Jahrgang." Die Gymnasialdirektorin Irene Ille aus Purkersdorf bei Wien, erklärte, man müsse auch "großen Mut zur Lücke" im heurigen Schuljahr wegen der Corona-Beschränkungen haben.