Zum Hauptinhalt springen

Aus 7500 Arbeitslosen sollen Pflegekräfte werden

Von Karl Ettinger

Politik

Die Joboffensive der Arbeitsämter läuft voll an. Allein in Wien sollen bis 2024 in einer Pflegestiftung 4400 neu ausgebildet werden.


Die türkis-grüne Bundesregierung hat wegen des Wirtschaftseinbruchs aufgrund der Corona-Epidemie und des Anstiegs der Arbeitslosenzahlen auf teils mehr als eine halbe Million offiziell gemeldeter Menschen ohne Beschäftigung im Oktober 20202 eine Joboffensive des Arbeitsmarktservice (AMS) gestartet. Dafür werden heuer und 2022 insgesamt 700 Millionen Euro zusätzlich aus Corona-Hilfsmitteln locker gemacht. Im Fokus dieser Initiative steht dabei die Ausbildung dringend benötigter Pflegekräfte. 7500 Ausbildungsplätze werden dadurch im Pflegebereich unterstützt, bilanzierte Arbeitsminister Martin Kocher am Donnerstag mit der Wiener AMS-Chefin Petra Draxl.

Insgesamt waren Ende Jänner dieses Jahres 37.000 Arbeitslose für die Corona-Joboffensive bundesweit angemeldet. 6000 Personen erhalten eine zusätzliche finanzielle Unterstützung über das Arbeitslosengeld hinaus für die Ausbildung, 2700 sind es davon in Wien. Gleichzeitig waren zuletzt bundesweit 4500 offene Stellen im Pflegebereich gemeldet. Österreichweit sind derzeit rund 10.000 Personen in Pflegestiftungen in den Bundesländern, die 7500 Arbeitslosen, die durch die Corona-Joboffensive unterstützt werden, kommen zusätzlich dazu.

Steigerung der Ausbildungsplätze in Wien

In den Bundesländern wurden teilweise für die Ausbildung von arbeitslosen Menschen im Pflege- und Gesundheitsbereich eigene Stiftungen eingerichtet. Auch in Wien gibt es eine eigene Pflegestiftung. In dieser werden nun mit Unterstützung des Bundes die Ausbildungsplätze aufgestockt von 850 im Vorjahr auf 960. Insgesamt ist es das Ziel, dass bis zum Jahr 2024 dann 4400 Personen in diese Pflegestiftung eintreten, erläuterte AMS-Landesgeschäftsführerin Draxl. Die Stadt Wien hat erst diese Woche zugesichert, dass Teilnehmer der Stiftung mit 400 Euro zusätzlich unterstützt werden. Notwendig ist auch, dass Unternehmen in das Ausbildungsmodell durch die Pflegestiftung eingebunden sind.

Screenig-Programm ab April in Wien

Das Spektrum der Ausbildung ist breit: von der Heimhilfe über die Pflegeassistenz bis zu diplomierten Kräften, aber etwa auch zu Operationsassistenten im Gesundheitsbereich, wie Draxl erläuterte. "Bis dato gelingt es uns gut, die Ausbildungsplätze zu decken", betonte die Wiener AMS-Chefin. Neu ab April ist ein spezielles Screening-Programm: Mit 150 Fragen in einem Online-Tool zur Selbsteinschätzung sollen Interessierte herausfinden, wie sie für einen Pflegeberuf geeignet sind.

Arbeitsminister Kocher betonte, von Bundesseite würden in erster Linie die Mittel bereitgestellt, die konkrete Umsetzung für die Joboffensive im Pflegebereich erfolge regional in den Bundesländern. Für die Wiener Pflegestiftung werden beispielsweise 55 Millionen Euro aus AMS-Mitteln beigesteuert. Erhält ein Betroffener nicht wie in Wien über die Pflegestftung einen 400-Euro-Bonus, so besteht die Möglichkeit über das AMS einen Ausbildungsbonuns von 120 bis 180 Euro zusätzlich zum Arbeitslosengeld zu erhalten, wenn die Ausbildung länger als ein Jahr dauert.

In Oberösterreich hat das Arbeitsmarktservice schon im Vorjahr begonnen, Mitarbeiter des Innviertler Flugzeugzulieferers FACC, die abgebaut wurden, gezielt für den Pflegeberuf anzusprechen. Die Abwicklung erfolgt dort durch das Arbeitsamt in Ried im Innkreis.

Es gehe bei der Offensive im Pflegebereich auch darum, zu signalisieren, dass das ein "zusätzlicher Wert" für die Gesellschaft sei, betonte der Arbeitsminister grundsätzlich. Eine höhere Entlohung für Pflegebedienstete sei nur ein Teil des höheren Anreizes für diesen Beruf. Wichtig seien auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine Reduktion der Belastung, meinte er unter Verweis auf eine frühere Studie.