Österreich ist zum Testgebiet geworden. Und das in zweierlei Hinsicht. Denn kaum ein Land testet derzeit so intensiv wie Österreich. Doch steckt dahinter auch eine Strategie. Durch das häufige Testen soll auch das Infektionsgeschehen kontrolliert werden. Bisher ist diese Taktik im Kampf gegen das Virus graue Theorie einiger US-Epidemiologen gewesen. Österreich wagt hier in gewisser Weise ein Experiment. Kann es funktionieren? Dazu ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Tests für den Hausgebrauch.

1. Welcher Test eignet sich wofür?

Es gibt zwei gebräuchliche Nachweisverfahren. Einerseits die laborbasierte PCR, andererseits Antigen-Schnelltests. Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nachteile und eignen sich daher für unterschiedliche Einsatzzwecke. Die PCR ermöglicht einen sehr genauen Nachweis über eine Infektion. Sie ist sinnvoll, wenn Symptome bestehen oder, etwa nach Kontakt mit einer infizierten Person, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit vorliegt, sich angesteckt zu haben.

Schnelltests dienen hier maximal einer Vorab-Diagnose, da der Antigentest bedeutend weniger exakt ist. Dafür liegt das Ergebnis binnen Minuten nach dem Abstrich vor. Als Nachweis einer Infektion sind Schnelltests nicht geeignet, sie dienen primär dem Nachweis von Infektiosität, also ob eine Person ansteckend ist. Aber - Vorsicht! - dieser Nachweis ist Unsicherheiten unterworfen.

2. Gibt es Alternativen zum unangenehmen Abstrich?

Ja. Der Ort der Probeentnahme, ob vordere Nase, Nasenrachen oder gar Speichel, dürfte von sekundärer Bedeutung sein - bei kranken Infizierten! Dazu gibt es auch Studien. Der Molekularbiologe Michael Wagner von der Uni Wien warnt, dass dies bei asymptomatisch Infizierten anders sein könnte. Doch genau diese sind oft die Superspreader. "Die Datenlage dazu ist extrem dünn", sagt er. Das Virus vermehrt sich vermutlich primär hinten im Rachen, bei Asymptomatischen könnte daher im vorderen Nasenbereich kaum Virus vorhanden sein. Wagner empfiehlt, sich vor einem "Anterior nasal"-Test zu schnäuzen. Zu beachten dabei: Schnäuzen erzeugt Aerosole, also feine, potenziell ansteckende Tröpfchen.

3. Sind Schnelltests auch sicher?

Die Aussagekraft und Gültigkeitsdauer von Schnelltests werden oft missverstanden. Ein negatives Testergebnis bedeutet nicht, mit Sicherheit nicht infiziert zu sein. Nach einer Ansteckung vergehen durchschnittlich fünf bis sechs Tage, bis Symptome auftreten. (Etwa 20 Prozent bleiben symptomfrei).

In dieser Inkubationszeit vermehrt sich das Virus exponentiell, die Antigentests schlagen aber erst an, wenn die Virusmenge sehr hoch ist. Das ist vor allem in den ersten Tagen mit Symptomen der Fall. Bei völlig symptomfreien Infizierten zeigen Antigentests, egal, woher die Probe genommen wird, in mehr als der Hälfte der Fälle ein fälschlicherweise negatives Ergebnis an.

4. Warum sind Antigentests dann trotzdem sinnvoll?

Kurz gesagt, weil nicht jeder Infizierte ansteckend ist, aber die Schnelltests viele der Hochinfektiösen finden können. Schon früh in der Pandemie wusste man, dass die meisten Infizierten niemanden oder nur wenige anstecken, dafür wenige Infizierte sehr viele. Die Frage war: Wie findet man diese potenziellen Superspreader, bevor sie andere angesteckt haben? Mittlerweile liegt wissenschaftliche Evidenz über den Zusammenhang von hoher Virusmenge und Infektiosität vor. Da kommen die Antigentests ins Spiel, die bei hoher Viruslast recht zuverlässig funktionieren.

Denn auch unmittelbar vor den ersten Symptomen kann bereits die Virusmenge und damit die Ansteckungsgefahr hoch sein. Dazu kommt, dass die ersten Symptome so mild sein können, dass sie von Infizierten nicht oder nur rückwirkend als solche erkannt werden. Covid-19 kann etwa mit starker Müdigkeit, Durchfall oder Kopfweh beginnen, also "08/15-Symptomen", die bisher kaum davon abhielten, andere Personen zu treffen oder in die Arbeit zu gehen. "Das ist das Perfide an diesem Virus", sagt der Hygiene-Facharzt Hans-Peter Hutter.

5. Was steckt hinter der Strategie der Regierung?

Bei der Strategie, Schnelltests niederschwellig und kostenfrei anzubieten, geht es einerseits darum, das Risiko einer Ansteckung bei Kontakten reduzieren zu können. So war etwa die Nachfrage nach Schnelltests unmittelbar vor Weihnachten groß. Doch das ist nur der individuelle Aspekt.

Abgesehen davon, dass jede vermiedene Ansteckung im Kampf gegen das Virus hilft, gibt es eine epidemiologische Idee dahinter. Wenn sich ein relevanter Teil der Bevölkerung regelmäßig präventiv testet, die Infizierten und ihre Kontakte durch professionelle Kontaktverfolgung abgesondert werden, könnte diese Teststrategie eine ähnliche Wirksamkeit wie ein Lockdown haben. Dazu gibt es Modellierungen, unter anderem von Epidemiologen aus Harvard. In der Realität gibt es aber viele Fallstricke. Es ist unsicher, wie viele Infektiöse durchrutschen und wie sich das Verhalten der Bevölkerung ändert. Ein Sozialleben wie vor der Pandemie, nur eben mit wöchentlichen Tests, wird zur Kontrolle des Infektionsgeschehens nicht ausreichen.

In Österreich hat sich Simulationsforscher Niki Popper mit der Idee "Tests statt Lockdown" beschäftigt, in seinem Fall mit gepoolten PCR-Tests. Dabei werden mehrere Proben zusammen analysiert, um Ressourcen zu sparen. Er simulierte für Wien eine drastische Reduktion der Fallzahlen.

Auch Wagner sieht im PCR-Pooling eher die Zukunft und die Antigentests nur als Brückentechnologie. "Es wäre viel sensitiver und man würde keine Infektiösen übersehen." Was die Modelle eint: Damit die Strategie wirksam ist, muss die Beteiligung hoch sein. Deshalb sind etliche Tests in Österreich de facto vorgeschrieben, wie in speziellen Berufsgruppen, in Schulen und für Friseure. Dadurch will man unterschiedliche Netzwerke von Personen erreichen, die vielleicht von sich heraus kaum zu Tests gehen würden.

6. Wie lange ist ein Schnelltest gültig?

Auch bei dieser Frage sind Missverständnisse nicht selten. Das hat wohl auch damit zu tun, dass die Ergebnisse von Antigentests mit unterschiedlichen behördlichen Gültigkeitsdauern verbunden sind: 24 Stunden beim Besuch von Pflegeheimen, 48 Stunden für den Friseurtermin und 72 Stunden bei bestimmten Einreisen. Doch diese Zeiträume sind Kompromisse zwischen epidemiologischer Notwendigkeit und Praktikabilität.

Sie eignen sich für Verordnungen des Gesundheitsministeriums, nicht aber als Regel für den persönlichen Gebrauch, etwa für Treffen mit Freunden und Verwandten. Das Virus vermehrt sich bei Infizierten exponentiell. "Es geht total schnell", sagt Wagner. Allgemein gilt daher: Je mehr Zeit zwischen Test und Kontakt vergeht, desto größer wird das Risiko. Eine Sicherheit, und schon gar eine Sicherheit, nicht infiziert zu sein, bieten Antigentests grundsätzlich nicht. Ein PCR-Test ist dagegen viel sensitiver und findet bereits sehr geringe Mengen an Virus, Tage vor einer Infektiosität.

7. Wie funktionieren Selbsttests?

Bei diesen Selbsttests handelt es sich auch um Antigentests. Ab dem 1. März werden diese über Apotheken kostenlos abgegeben, fünf Stück pro Person und Monat. Die Abnahme des Abstrichs erfolgt einfacher, entweder über Speichel (Spucke) oder einen Anstrich der vorderen Nase, wie es derzeit in den Schulen passiert. Zusätzlich zu den Bedienungsanleitungen gibt es in YouTube oft Videos zur richtigen Anwendung.

"Wenn man sich selbst testet, ist es ganz wichtig, sie korrekt durchzuführen, nicht zwischen Tür und Angel", sagt Hutter. Das Ergebnis sollte exakt nach der angegebenen Zeit kontrolliert werden. Davor kann vielleicht nur der "Negativ-Strich" zu sehen sein. Oder, umgekehrt, dass nach einer längeren Zeitspanne auf einmal der "Positiv-Strich" sichtbar wird, obwohl die Testperson negativ ist.

Das kann daher zu falschen Interpretationen führen. Molekularbiologe Wagner hat auch bemerkt, dass bei positiven Testergebnissen der entsprechende Strich nur ganz zart schimmern kann, manchmal fast nicht zu sehen ist. "Wenn nach der vorgegebenen Zeit auch nur ein Hauch sichtbar ist, sollte man einen PCR-Test machen", sagt er. Bei Speichel-Tests rät Wagner, ähnlich wie beim Gurgeln für eine PCR-Analyse, eine Stunde nicht zu essen, zu trinken und zu rauchen.

8. Funktionieren Schnelltests auch bei Varianten?

Bei den bekannten Varianten geht man davon aus, und für die britische liegen schon einige Daten vor. Es ist noch nicht gesichert, warum diese Mutation ansteckender ist. Es könnte sein, dass Infizierte auch mit weniger Virus andere infizieren können. "Viele halten das für plausibel", sagt Wagner. "Das würde bedeuten, dass wir mit Antigentests mehr infektiöse Personen übersehen."