FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat als Konsequenz aus den Ereignissen um die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen einen Runden Tisch mit Vertretern des Innenministeriums, der Polizeispitze und Vertretern der Zivilgesellschaft vorgeschlagen. Dort könne man möglicherweise einen Weg finden, wie mit derartigen Protesten künftig umzugehen sei, sagte Kickl am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Die Demo bezeichnete er als "großes Fest der Freude", und er warf der Polizei vor, eine Eskalation geplant zu haben.
Seinen Auftritt bei der Demonstration am Wochenende verteidigte der freiheitliche Klubchef. Die FPÖ will aufgrund von Augenzeugenberichten ein anderes als von den Medien transportiertes Bild der Demos zeichnen, wie Kickl betonte. Zudem will die Partei Menschen, die im Zuge der Kundgebung angezeigt wurden, kostenlose Rechtshilfe anbieten.
Kickl will Geschehnisse rekonstruieren
Verdrehungen und Verzerrungen warf Kickl Medien sowie vor allem der Regierungsspitze vor, die nach den jüngsten Demonstrationen massiv Kritik an ihm persönlich geübt hatte. Die ÖVP hatte ihn auch zum Rücktritt aufgefordert. Die Regierung transportiere eine "Perversion" der Ereignisse, "das geht ja auf keine Kuhhaut mehr". Ein "eiskalter und überforderter Bundeskanzler" sowie ein "unfähiger und fast bemitleidenswerter Innenminister" ließen ihren Frust am FPÖ-Klubchef auf, erklärte Kickl.
Mit einem Augenzeugenaufruf will Kickl nun die Vorwürfe gegen ihn entkräften und ein umfassenderes Bild der Demonstrationen zeichnen. Schon jetzt sei die Resonanz "überwältigend", man sei bereits in der Lage "diesen Tag sehr genau zu rekonstruieren". So würden Videoclips, die Kickl zum Teil vorführen ließ, und Berichte von Exekutivbeamten die "Strategie" der Polizei zeigen. Der Befehl habe gelautet, alles zur Anzeige zu bringen. Demonstranten seien in "Fallen gelockt" worden.
Zuvor war bereits Kritik der Exekutive an Kickl gekommen. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann (FCG), sagte, während die Demonstrationen von "extremistischen Gruppen" dazu genützt worden seien, "um für Ausschreitungen und Gewalt gegen die Polizeikräfte zu üben", habe Kickl die Stimmung auch noch "angeheizt". Zimmermann verwies darauf, dass sich am Wochenende mehrere tausend Menschen in Wien eingefunden hatten, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren - "könnte man annehmen". "Nein, vielmehr werden diese, teilweise untersagten Veranstaltungen von linken, rechten, radikalen und extremistischen Gruppen dazu genützt, um für Ausschreitungen und Gewalt gegen die Polizeikräfte zu üben. Verletzte Polizeikräfte, zahlreiche Festnahmen und hunderte Anzeigen waren die Folge."