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Armut wird noch stärker empfunden als im Vorjahr

Politik
Kinder aus Familien, die unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, sind in der Pandamie noch einsamer, als sie es davor bereits waren.
© Unsplash / Kelly Sikkema

Bei einer Umfrage der Volkshilfe schätzen Eltern, die unter der Armutsgefährdungsschwelle liegen, die Lebensqualität ihrer Kinder im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter ein als im Vorjahr.


Wien. Nach einer Umfrage im Sommer des vergangenen Jahres hat die Volkshilfe im Februar erneut 100 Familien, die unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, befragt. Diese schätzen die Lebensqualität ihrer Kinder nun im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich schlechter ein. So erhöhte sich der Anteil jener, die dieser ein "Nicht Genügend" erteilten, von 12 auf 22 Prozent. "Es geht niemand von uns gut, wir sind alle belastet. Und trotzdem trifft die Krise die Armutsbetroffenen besonders hart", stellt Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich fest.

Sechs von zehn Kindern, genau 61 Prozent, sind laut ihren Eltern einsamer als vor der Corona-Krise. 57 Prozent schätzen ihre Kinder jetzt außerdem trauriger ein als davor. Im Vergleich zu einer Studie der Universität Salzburg, wo sich in einer Umfrage unter Kindern im Allgemeinen zwei von zehn als trauriger und einsamer beschrieben, ist der Anteil bei jenen, die von Armut betroffen sind, also drei Mal so hoch. Wegen der Kosten vieler Freizeitangebote leben Kinder, die von Armut betroffen sind, auch ohne Krise abgeschlossener, sie hätten vergleichsweise weniger Freundinnen und Freunde. "Nun leiden sie unter dem Druck, unter diesem Ausschluss noch mehr", zeigt sich Fenninger alarmiert.

"Toastbrotzeiten beenden"

Auch die finanzielle Mehrbelastung sei trotz Krisenhilfen nach wie vor gegeben. 42 Prozent mussten etwa die Mehrkosten der für den Fernunterricht notwendigen Ausstattung selbst tragen. Die einmalige Verdoppelung der Familienbeihilfe wurde zwar von mehr als zwei Drittel der Befragten positiv wahrgenommen, allerdings erachtet diese Maßnahme rund ein Viertel für zu wenig. "Meine Kinder haben Angst, dass sie für immer so weiterleben müssen", sagte eine Befragte. Ein Kind habe Fenninger erzählt, dass die Familie Ende des Monats mangels Geld für Lebensmittel nur mehr von Toastbrot ernähre.

"Diese Toastbrotzeiten muss die Regierung beenden", betont Fenninger. Die Regierungsverantwortlichen müssten über Krisenhilfen wie etwa den Familienhärtefonds zielgerichteter informieren. Neben solchen Krisenhilfen seien aber auch "nachhaltige" Lösungen, wie etwa eine von der Volkshilfe im Modellversuch erprobte Kindergrundsicherung, zu finanzieren. Denn: "Ohne nachhaltige Lösungen lassen wir 300.000 Kinder und Jugendliche vorsätzlich zurück", mahnt der Volkshilfe-Direktor.(mad)