Im Jahr 2020 betrug das öffentliche Defizit 8,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Diese dem Staatshaushalt fehlenden 33,2 Milliarden Euro waren damit das höchste Defizit seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1954. Auch die Staatsschuldenquote stieg – nach einem Rückgang um 14,4 Prozentpunkte in den Jahren 2015 bis 2019 – im Pandemie-Jahr 2020 um 13,4 Prozentpunkte auf nun 83,9 Prozent der Wirtschaftsleistung an. "Dieser Anstieg fiel damit deutlich kräftiger aus als im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009, als die Schuldenquote um 11,2 Punkte zulegte", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas bei der Pressekonferenz zu den Zahlen, "ein Defizit in historischem Ausmaß"

5,8 Prozent weniger Einnahmen, 12,6 Prozent mehr Ausgaben

Ende 2019 wurde noch ein Überschuss von 2,4 Milliarden Euro erzielt, das waren 0,6 Prozent der Wirtschaftsleistung. Mit der Pandemie kam die Trendwende: Wie aus vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria hervorgeht, stiegen die Staatsausgaben im Vergleich zu 2019 um 12,6 Prozent bzw. 24,4 Milliarden auf insgesamt 217,4 Milliarden Euro.

Die Staatseinnahmen verringerten sich dagegen um 5,8 Prozent bzw. 11,3 Milliarden Euro. Der öffentliche Schuldenstand erhöhte sich in absoluten Zahlen um 34,8 Mrd. Euro und betrug zum Jahresende 315,2 Milliarden Euro. Die Schuldenquote – das Verhältnis der Staatsschulden zum BIP – stieg damit auf 83,9 Prozent. Zum Vergleich: Ende 2019 lag sie noch bei 70,5 Prozent des BIP oder 280,3 Milliarden Euro.

Deutliche Steigerung bei den Subventionen

Die deutlichste Steigerung bei den Ausgaben ist mit einem Plus von 240,7 Prozent laut Statistik Austria bei den Subventionen zu beobachten. Das ist laut Statistik Austria vor allem auf die staatlichen Corona-Hilfspakete zurückzuführen, wie die Kurzarbeit, den Fixkostenzuschuss, den Umsatzersatz und ähnliche Maßnahmen. Der größte Posten der Ausgaben entfiel - wie in jedem Jahr - auch 2020 mit 43 Prozent auf Sozialausgaben, gegenüber 2019 gab es hier allerdings eine Steigerung von 7,5 Prozent.

Die zweitgrößte Positionen waren mit einigem Abstand der Personalaufwand des Staates mit rund 20 Prozent. Hier verzeichnete der Bund ein Plus von 2,1 Prozent oder 0,9 Milliarden Euro. Die Zinsausgaben dagegen auch 2020 stark rückläufig mit einem Minus von 10 Prozent oder 600 Millionen Euro weniger.

Weniger Steuern und Sozialbeiträge

Mit der steigenden Arbeitslosigkeit und Umsatz- wie Konsumeinbrüchen sanken auch die Staatseinnahmen in vergangenen Jahr in Vergleich zum Jahr davor um 11,3 Milliarden auf insgesamt 184,2 Milliarden Euro. Der stärkste Rückgang war mit 9,8 Milliarden Euro weniger bei den Steuern und Sozialbeiträgen zu beobachten. Sie machten 2020 161,0 Milliarden Euro aus. Die Einnahmen aus Einkommen- und Vermögensteuern zeigten einen Rückgang von 11,3 Prozent, der Staat nahm damit um 6,2 Milliarden Euro weniger ein. Die Unternehmen lieferten im Vorjahr um 2,8 Milliarden Euro weniger Körperschaftsteuer ab, an veranlagter Einkommensteuer flossen um 1,8 Milliarden Euro weniger und aus der Lohnsteuer eine Milliarde Euro. Auch  Produktions- und Importabgaben inklusive Mehrwertsteuer  verringerten sich um 6,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Milliarden Euro. 

Das Defizit verteilt sich auf alle Teilsektoren des Staates: Auf Bundesebene waren es 29,3 Milliarden Euro Defizit, 2019 noch ein Überschuss von 1,8 Milliarden. Auf der Landesebene ein Minus von 1,9 Milliarden, im Jahr davor ein Plus von 543 Millionen Euro. Die Gemeindeebene einschließlich Wien verzeichnete ein Defizit von 1,7 Milliarden Euro, 2019 war das Minus mit 93 Millionen Euro noch weit geringer. Auch die Sozialversicherungen mussten 2020 ein Minus von 228 Millionen Euro verbuchen, im Jahr davor hatten sie noch einen Überschuss von 197 Millionen Euro.