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Ostösterreich bleibt (länger) zu Hause

Von Martina Madner

Politik

Noch liegen kaum Bewegungsdaten vor. Erste Indizien zeigen, dass der Lockdown im Osten Österreichs wirkt. Während Ostösterreich bis zum 18. April verlängert, soll eine Kommission Öffnungen für Mai vorbereiten.


Eigentlich zeigt der Blick auf das Infektionsgeschehen in Österreich Erfreuliches: In den vergangenen 24 Stunden kamen "nur" 1.935 Neuinfektionen dazu, in der vergangenen Woche waren es im Durchschnitt 2.909 täglich. Die Sieben-Tages-Inzidenz betrug am Dienstag 228,8, nach 240,8 am Ostermontag. Statistiker Erich Neuwirth sieht darin allerdings noch keinen Grund, aufzuatmen.

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Meldungen könnten feiertagsbedingt noch zeitverzögert eintreffen. Wenn man die Zahlen nach Altersgruppen aufschlüsselt, sinkt die Anzahl der Sars-CoV-2-Positiven vor allem bei Schülern und jungen Erwachsenen: "Kinder konnten in den Osterferien nichts mit nach Hause bringen. Die Infektionszahlen bei den Menschen im Erwerbsalter geben keinen Grund dazu, an Entlastung zu glauben."

Darüber hinaus verschärfte sich die Lage auf den Intensivstationen in Wien gegenüber Ostermontag nochmals mit nun 233 intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Erkrankten, nach 224 am Ostermontag. Das sind nun 40 Prozent der insgesamt 578 Sars-CoV-2-Positiven auf Intensivstationen österreichweit. In Wiens Spitälern werden zusätzliche Kapazitäten geschaffen.

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Wien, Niederösterreich und das Burgenland verlängern den Lockdown, der seit vergangenem Donnerstag mit Ausgangssperren, geschlossenen Geschäften und körpernahen Dienstleistungen sowie Fernunterricht gilt, bis "mindestens 18. April", sagte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. "Ich hoffe, dass das ausreicht, die Infektionszahlen nachhaltig zu senken."

Mit weniger Mobilität sinken die Infektionszahlen

An eine Öffnung "bei der ernsten Situation, die in der Ostregion sichtbar ist", wie Ludwig sagte, sei im Moment nicht zu denken. Die Regierung kündigte eine Kommission an, die die Wiedereröffnung von Kultur und Gastronomie voraussichtlich im Mai vorbereitet. Fachleute pochen auf das Einhalten der Regeln österreichweit.

Zwar kann man aus Bewegungsdaten nicht schließen, ob es sich bei dem Weg eines Menschen um eine Joggingtour alleine durch den Wald oder den Weg zur Familienfeier mit Krethi und Plethi handelt. Auch die Schutzvorkehrungen des Einzelnen, ob er oder sie sich negativ auf Sars-CoV-2-getestet, in zwei Metern Abstand zu Haushaltsfremden oder mit FFP2-Maske auf den Weg macht, bleiben im Dunkeln. Aber: "Detaillierte Studien, die auch über das genaue Ziel wie etwa ein konkretes Fitnesscenter Auskunft geben können, zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen der Mobilität und dem Infektionsgeschehen", ist sich Peter Klimek, Komplexitätsforscher beim Complexity Science Hub (CHS) sicher.

Für das Infektionsgeschehen insgesamt gilt also: Steigt der Bewegungsradius, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, Sars-CoV-2-Positiven zu begegnen, sich anzustecken und damit die Infektionsrate zu erhöhen. Schränken Menschen ihren Radius ein, sinken die Zahlen wieder.

Kurze, harte Lockdowns haben mehr Effekt

Erste Hinweise aus den Mobilitätstrends von Apple und Google zeigen: Die Menschen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland halten sich an die Lockdown-Regeln. Apple analysiert jeweils das Suchverhalten auf Online-Karten und vergleicht es mit dem 13. Jänner 2020, einem Tag mit "normaler saisonaler Nutzung" vor der Pandemie. In Wien gingen Anfragen zu Autorouten mit dem Lockdown bis zum 4. April schlagartig zurück, gegenüber dem Jännertag vor der Pandemie erkundigten sich in Wien um 49 Prozent weniger Menschen nach dem Weg. In Niederösterreich sanken die Anfragen um 36 und im Burgenland um 32 Prozent.

Im Nicht-Lockdown-Bundesland Kärnten gibt es nur um 18 Prozent weniger Anfragen als am 13. Jänner 2020. In Tirol zwar um 62 Prozent weniger als im Jänner vor einem Jahr, was aber auf die damals noch anwesenden Touristen zurückzuführen sein dürfte. Denn: In den Tagen vor dem Ostersonntag blieben die Suchen nach Fahrtwegen sowohl in Tirol als auch Kärnten konstant.

Ähnliches zeigt auch Google in der Analyse vom Karfreitag. Hier wird die Aufenthaltsdauer an bestimmten Orten analysiert und mit einer Zeitperiode vor der Pandemie verglichen. Auch hier ist sichtbar: Bei der Bevölkerung Wiens, Niederösterreichs und dem Burgenland ging die Kurve am Gründonnerstag und Karfreitag im Handel und in Freizeiteinrichtungen - auch Museen und Bibliotheken waren vor dem Lockdown noch offen - weit deutlicher zurück als in anderen Bundesländern. Die Aufenthaltsdauer am Wohnort stieg im Osten dagegen deutlicher als in den Bundesländern ohne Lockdown.

Klimeks Daten zeigen, dass der durchschnittliche Bewegungsradius weg vom Wohnort in Nicht-Pandemiezeiten bei 2.000 bis 2.500 Metern liegt. Im allerersten Lockdown vor einem Jahr waren es durchschnittlich 500 Meter; vor dem Osterlockdown aber 1.500 Meter - Tendenz steigend.

Für den Komplexitätsforscher wäre es plausibel, dass der Osterlockdown das Infektionsgeschehen nun deutlicher senkt als jener nach Weihnachten. Denn anders als jetzt gab es 2020 davor den extrem langen, österreichweiten im Herbst. "Kurze und harte Lockdowns sind sinnvoller", betont Klimek, "weil sich der Effekt abnutzt." Konkret erhöhen Menschen nach rund zwei Wochen Lockdown ihren Bewegungsradius wieder um 0,8 Prozent pro Tag - und das auch, wenn die Maßnahmen unverändert hart bleiben.