Die Dokumentationsstelle politischer Islam hatte in der Vorwoche eine Landkarte mit muslimischen Organisationen und Kultusgemeinden in Österreich vorgelegt, in der mehr als 600 Einrichtungen erfasst worden waren. Seitdem sorgte diese für Wirbel - und ist nun auch nicht mehr im Detail abrufbar. Stattdessen findet sich ein Statement von Initiator Ednan Aslan, in dem er sehr bedaure, "dass es in den letzten Tagen vermehrt zu politischer Instrumentalisierung gekommen ist und dass mittlerweile auch verschiedenste Rechtsextremisten den Zweck dieses Projektes völlig konterkarieren".

Aslan begründet die aktuell eingeschränkte Islam-Landkarte gegenüber der APA mit einem Wechsel des IT-Betreibers. Dies bedeutet, dass vermutlich bis kommende Woche die Suchfunktion nicht genützt werden kann. Möglicherweise wird man die Seite künftig nur nutzen können, wenn man sich vorher angemeldet hat: Laut Aslan gibt es Überlegungen in Richtung eines Anmeldesystems.

"Warnschilder" bei Vereinen

Dauerhaft offline genommen werde die Karte jedenfalls nicht. "Wir lassen unsere wissenschaftliche Arbeit weder durch rechtsextreme Vereinnahmung noch durch islamistische Drohungen zunichte machen", sagte Aslan. Sobald die IT-Änderungen vorgenommen worden seien, werde das Projekt wieder online gehen.

Zuletzt hatte eine  Aktion im Zusammenhang mit der Islam-Landkarte für weiteren Zündstoff in der aktuellen Diskussion gesorgt. Am Dienstag machten auf Twitter diverse Fotos von selbst gebastelten "Warnschildern" die Runde, die in der Nähe zu islamischen Einrichtungen montiert worden waren.

Die Schilder tragen die Aufschrift "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe." und verweisen dabei auf www.islam-landkarte.at, also auf jenes vom Institut für islamisch-theologische Studien der Universität Wien ausgearbeitete und von der Dokumentationsstelle politischer Islam vergangene Woche präsentierte Projekt. Unter anderem wurden derartige Schilder in der Leopoldstadt und in Meidling entdeckt.

Generelles Ziel der Islam-Landkarte war laut Dokumentationsstelle, einen Überblick zu geben und jene zu identifizieren, die dem politischen Islam zuzurechnen sind, hatte es bei der Präsentation geheißen. Die Islamische Glaubensgemeinschaft übte sofort scharfe Kritik: Das Projekt befeuere Rassismus.

Integrationsministerin wurde bedroht

Die Islam-Landkarte wurde aber auch von zahlreichen weiteren Seiten heftig kritisiert. Die Muslimische Jugend Österreich etwa sah darin eine "Grenzüberschreitung" und wollte rechtlich dagegen vorgehen. Die Uni Wien untersagte die Verwendung ihres Logos. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) wurde ebenso wie Khorchide und Aslan bedroht.

Kardinal Christoph Schönborn zeigte sich besorgt. Es gehe um Respekt vor der "Gegenwart Gottes im Leben der anderen Religionen", sagte er. Kritik daran kam zuletzt auch vom geschäftsführenden Vorsitzenden der Kommission Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz, Markus Ladstätter, sowie von der Ordenskonferenz. Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner und Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, zeigte sich ebenfalls erschüttert: "Wir fordern die österreichische Regierung nachdrücklich auf, ihre Verpflichtungen zur Achtung der Rechte auf Vereinigungsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit einzuhalten", so der Rabbiner laut Kathpress.

Zuvor hatten sich schon Grüne, Neos und SPÖ sowie der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka und ein Beauftragter des Europarats kritisch geäußert. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wiederum hatte sich hinter die Karte gestellt, die FPÖ sah sich in ihren Warnungen zur Migration aus muslimischen Ländern bestätigt. (temp, apa)