Nur etwas mehr als jeder Dritte (35 Prozent) ist der Meinung, dass Beihilfe zum Suizid in Österreich erlaubt sein sollte. Das ergab eine Umfrage des Instituts Focus, für die zwischen 21. und 28. Mai 2.002 Personen repräsentativ für die Bevölkerung über 15 Jahren in Online-Interviews befragt wurden. Die maximale Schwankungsbreite beträgt 2,2 Prozent.

"Mitwirkung am Selbstmord", wie sie in heimischen Gesetzbüchern bezeichnet wird (§78 StGB), wird mit 1. Jänner 2022 erlaubt sein, nachdem der Verfassungsgerichtshof (VfGH) im Dezember das bestehende Verbot kippte. Für die aktive Sterbehilfe, die in Österreich weiter verboten bleibt, ergab die Focus-Umfrage eine Zustimmung von 31 Prozent - und damit nur um 4 Prozent weniger als beim assistierten Suizid.

Interessantes Detail: Eine Umfrage des Instituts Integral im März hatte ergeben, dass 80 Prozent der Befragten die VfGH-Entscheidung begrüßen, die zur Erlaubnis der Suizid-Beihilfe führt. Auf Nachfrage der "Wiener Zeitung" zu diesem großen Unterschied (35 bzw. 80 Prozent Zustimmung) sagte Focus-Studienleiter Josef Leitner, er könne die Studie der Kollegen von Integral nicht kommentieren, man sei sich allerdings bei den selbst erhobenen 35 Prozent (plus Schwankungsbreite) sehr sicher. Die exakte Fragestellung habe auf das Ergebnis von Umfragen jedenfalls stets großen Einfluss.

Ein Teil des großen Unterschiedes im Ergebnis der beiden Erhebungen könnte tatsächlich in der Fragestellung liegen: Während man bei Integral im März konkret nach der Zustimmung zum VfGH-Urteil fragte, wurde in der aktuellen Focus-Studie allgemein - ohne explizite Erwähnung des VfGH-Entscheids - die Zustimmung zur Sterbehilfe abgefragt. Die Focus-Umfrage ergab zudem, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher zu 69 Prozent gut über die Thematik informiert fühlen und dass sich nach Bundesland wie Parteipräferenz der Befragten nur geringe Unterschiede in der Zustimmung zur Sterbehilfe ergaben.