Das österreichweite 1-2-3-Ticket, nunmehr in Klimaticket umbenannt, startet am Nationalfeiertag am 26. Oktober um 949 Euro. Zumindest vorerst nicht mit an Bord sind Wien, Niederösterreich und das Burgenland: Mit dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) laufen noch die Verhandlungen, er zeigte sich über die Vorgehensweise verwundert. Verträge mit sechs Bundesländern, den ÖBB, der Westbahn und Regiojet sind bereits unterzeichnet. Der Fahrplan zur Öffi-Netzkarte wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Linz vorgestellt.

Zu dieser war Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit dem Zug von Wien angereist. "Nach 15 Jahren, in denen dieses Ticket versprochen wurde, ist die lange Zeit des Wartens jetzt vorbei. Ich bin mir sicher, dass sehr viele Menschen eine Freude damit haben", sagte die Ministerin. Immerhin habe auch der heurige Sommer die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels bereits gezeigt. Mehr Menschen müssten zum Umstieg auf Öffis bewogen werden. "Der 26. Oktober wird ein guter Tag für das Klima werden", bekräftigte Gewessler.

"Man bekommt verdammt viel für sein Geld", sagte Gewessler. Sie sieht eine "Revolution" im öffentlichen Verkehr. Unter dem Titel Klimaticket Now gibt es die Netzkarte ab dem 26. Oktober jedenfalls in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Tirol und Vorarlberg. "Zusätzlich gilt sie österreichweit in allen Zügen der ÖBB inklusive S-Bahn in Wien, sowie in den Zügen der Westbahn und Regiojet."

Osten nicht dabei

Der bevölkerungsreiche Osten ist nicht dabei. "Wir sind leider immer noch nicht fertig", sagte Gewessler. Mehr als 40 Verhandlungsrunden mit VOR hat es bereits gegeben. Dabei seien schon viele Kompromisse entwickelt worden. Das Ziel bleibt, bis zum Nationalfeiertag auch mit dem Verkehrsverbund eine Einigung zu erzielen.

Mit "Verwunderung über die Vorgehensweise" reagierte VOR am Mittwoch. In einer Aussendung wurde erklärt, dass das Ticket im Regional- und Nahverkehr in der Ostregion nicht gelten wird.

Diese Rechtsmeinung stellte das Verkehrsministerium umgehend in Abrede und verwies auf eine nun erlassene Verordnung zum Klimaschutzgesetz. "Selbstverständlich werden wir das Klimaticket Now in allen Zügen der ÖBB und somit auch in den S-Bahnen in der Ostregion anerkennen", betonte auch Bahnsprecher Bernhard Rieder.

VOR will mehr Geld

Verwiesen wurde vom VOR auch auf noch "fehlende Kernpunkte" bei den Verhandlungen für das österreichweite Ticket. Einmal mehr forderte er die gleichzeitige Umsetzung aller drei Varianten sowie mehr Geld. Denn der vorgesehene Finanzierungsbeitrag würde bei Weitem nicht ausreichen. "Alleine für die Abgeltung der Erlösausfälle wird ein dreistelliger Millionenbetrag benötigt", hieß es. Bemängelt wurde auch die nicht sichergestellte kundengerechte Abwicklung des Vertriebs.

Bereits vor Monaten habe man dem Verkehrsministerium den "konkreten Lösungsvorschlag inklusive benötigter Finanzierung für die Ostregion" vorgelegt. Eine finale Lösung steht jedoch noch aus, "die größte Tarifreform seit Jahrzehnten braucht Klarheit in den Verträgen", verlangte der VOR. 60 Prozent der österreichischen Fahrgäste sind in der Ostregion unterwegs. Laut Eigenangaben leistet der VOR mit 245 Millionen Kilometern im Jahr 53 Prozent des heimischen Angebots des öffentlichen Verkehrs.

Sollten die Verhandlungen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden, gilt das Ticket in den Bundesländern Niederösterreich, Wien und Burgenland auch in den Bussen und Wiener Linien, sobald hier alle Verträge endgültig abgeschlossen wurden.

Zum Start wird das Klimaticket um 15 Prozent ermäßigt angeboten werden. Ab Vorverkaufsstart am 1. Oktober bis zum Nationalfeiertag kostet es 949 statt 1.095 Euro für ein Jahr. Für alle unter 26 und für Senioren gibt es eine Ermäßigung auf 821 Euro, mit den 15 Prozent Rabatt zum Start sind es 699 Euro. Der Rabatt gilt auch dann, wenn die Ostregion schon beim Start am 26. Oktober mit an Bord ist, sagte Gewessler.

Die österreichweite Stufe wird zur Gänze vom Bund bezahlt. Im ersten vollen Jahr (2022) sind dafür 150 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt vorgesehen, für das heurige Jahr sind 96 Millionen Euro budgetiert. Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben bereits Flächentickets für das jeweilige Bundesland eingeführt.

In Oberösterreich startet parallel zum Klimaticket das Regionalticket für ganz Oberösterreich, gab Stelzer am Mittwoch bekannt. Die oberösterreichweite Karte wird 695 Euro kosten. Dazu gibt es mehrere weitere Varianten, beispielsweise alleine und exklusiv die Stadtverkehre in Linz, Wels und Steyr um 365 Euro.

Das Klimaticket Oberösterreich werde den Menschen eine "spürbare Entlastung bringen", sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Die 365 Euro für das gesamte Bundesland seien ob der Größe nicht umsetzbar. "Kaum eine Steuerreform hat jemals so viel Geld in die Börse der Leute gebracht", sagte der oberösterreichische Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne).

Drei Stufen waren geplant

Ursprünglich war die Netzkarte mit drei Stufen als 1-2-3-Ticket geplant gewesen. Vorgesehen war in der 3er-Stufe, um 1.095 Euro im ganzen Land mit allen Öffis fahren zu können. Weiters war geplant gewesen, um einen Euro pro Tag in einem Bundesland (365 Euro) und um zwei Euro pro Tag in einem und im Nachbarbundesland (730 Euro) fahren zu können.

Die regionalen Tickets gibt es nunmehr bereits in fünf Bundesländern. In Wien kostet es 365 Euro, in Vorarlberg 385 Euro, in Salzburg 595 Euro und in Tirol 509,40 Euro. "Wir unterstützen die Bundesländer mit Finanzmitteln. Diese sind dann für die Umsetzung von Ticket und Angebot zuständig", sagte Gewessler. Die einzelnen Länder hätten "unterschiedliche Bedürfnisse".

Verkauf ab 1. Oktober

"So schnell wie möglich" sollen auch die Bundesländerstufen umgesetzt werden - ein Datum nannte Gewessler nicht. In der Steiermark und in Kärnten gibt es beispielsweise noch gar kein Flächenticket, "hier wird intensiv daran gearbeitet", sagte die Umweltministerin. Fertig sei das Klimaticket erst, wenn "wir alle Stufen haben". "Wir werden dieses Versprechen einlösen", betonte die Politikerin.

Das Klimaticket Now wird ab 1. Oktober im Vorverkauf auf www.klimaticket.at, bei allen Schaltern von ÖBB und Westbahn und auch bei allen Vertriebsstellen der teilnehmenden Verbünde erhältlich sein. Weitere Details zur Karte gibt es auf der Homepage. (apa)

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde um 13:15 um weitere Informationen ergänzt.