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Preis für Mittelschule Hard, die keine Sackgasse und sogar cool ist

Von Karl Ettinger

Politik
Die neue "Schule am See" in Hard, eine Mittelschule, die heuer den Staatspreis für innovative Schulen erhielt.
© Ettinger

Die "Schule am See" in Vorarlberg ist ein Vorzeigeprojekt mit klassenübergreifendem Unterricht und entschärfter Schnittstelle mit zehn Jahren.


Hard. Eine Handvoll Burschen wirft den Ball in einen Korb auf dem Basketball-Freiplatz. Ein Mittelschüler schwärmt ein paar Meter weiter davon, dass in der Schule in Kleingruppen sogar auf Balkonen unterrichtet wird. Es ist schon ungewöhnlich, dass Kinder an einem sonnigen Samstagnachmittag in der Freizeit neben ihrer Schule herumtollen.

Der Blick auf das freundlich-einladende weitläufige Schulgebäude dahinter und die Markisen für den Sonnenschutz sind schon ein sicheres Indiz, warum das so ist. Die "Schule am See" in Hard am Bodensee, Nachbargemeinde von Bregenz, beherbergt eine Volks- und Mittelschule für rund 650 Schüler und 80 Lehrkräfte. An heutigen Dienstag wird dort gefeiert. Denn die Schule ist im September von Bildungsminister Heinz Faßmann mit dem Staatspreis für innovative Schulen 2020/21 ausgezeichnet worden.

Von nichts kommt nichts. Im Gegenteil: der Weg zum Staatspreis für die Harder Schule am See hat bereits vor einem Jahrzehnt mit Planungen begonnen. Es ist vor allem auch das Lebenswerk von Direktor Christian Grabher, der seit 23 Jahren Schulleiter ist. Die Schulführung wurde vor zehn Jahren eng in die Umsetzung des Konzepts, das vom seinerzeitigen Bürgermeister Harald Köhlmeier (ÖVP) sehr unterstützt worden ist, eingebunden. Seit vier Jahren läuft mittlerweile alles.

Vierte Klasse Volksschule und Mittelschule vereint

Kern des Konzepts sind "jahrgangsgemischte Klassen". Das bedeutet, erste, zweite und dritte Volksschulklasse arbeiten übergreifend. Es folgt die vierte Klasse Volksschule mit den beiden ersten Klassen der Mittelschule, schließlich die beiden Abschlussklassen der Mittelschule. "Es wird sehr viel individuelles Arbeiten gemacht", erläutert Direktor Grabher im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Manche Direktorin in Wien, wo Volks- und Mittelschule mitunter zusammengepfercht nebeneinander den Schulalltag bewältigen, würde vor Neid erblassen. Das gilt speziell wegen des räumlichen Angebots und flexibel gestaltbarer Klassengrößen, wobei in neun "Lernhäusern" in Clustern zusammengearbeitet wird. Auch der Isländer Hannes Jon Jönsson, Trainer der Handballmannschaft HC Alpla Hard, die daneben in der Sporthalle spielt, ist begeistert, was seinen Kindern geboten wird und würde am liebsten selbst Schulkind sein.

Mit dem Harder Schulkonzept, das wie in ganz Vorarlberg in Richtung der gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen geht, ist der besonders in Wien heikle Umstieg nach der Volksschule entschärft. Der Notendruck in den vierten Volksschulklassen ist abgeschwächt. In Hard ist wie bei vielen Hauptschulen früher am Land die Mittelschule keine Sackgasse: Man habe viele leistungsstarke Kinder, sagt der Direktor. Rund die Hälfte gehe danach in weiterführende Schulen wie HTL oder Handelsakademien.

Es gibt auch manchen Wermutstropfen

Selbst in einer Vorzeigeschule ist nicht alles eitel Wonne. Die ballspielenden Buben finden die Schule am See wirklich "cool". Ein Mädchen klagt dennoch, bei ihr seien die Lehrer nicht motivierend gewesen.