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Coronakrise: Aufbegehren an Wiens Pflichtschulen

Politik

Oberster Lehrervertreter Krebs fordert Entlastungen. Sogar mit gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen wird geliebäugelt.


Mit seinem Hin und Her bei strengeren Coronamaßnahmen für die Schulen, speziell zur FFP2-Maskenpflicht, zu Wochenbeginn hat Bildungsminister Heinz Faßmann das Faß offenkundig zum Überlaufen gebracht. Der Vorsitzende des Zentralausschusses der Wiener Pflichtschullehrer, Thomas Krebs (Christgewerkschafter), forderte deswegen am Donnerstag eine bessere Kommunikation, die rechtzeitige Auswertung von PCR-Tests sowie die Entlastung der Lehrer und Direktoren während der Coronakrise von zusätzlichen bürokratischen Tätigkeiten. In der Kollegenschaft gebe es bereits die Forderung nach gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen angesichts der Zustände an Volks- und Mittelschulen.

Krebs hat bei seiner Kritik zwar den ÖVP-Bildungsminister nicht namentlich angeführt. Die Entscheidungen gingen aber ab Sonntag von Faßmann aus. Der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter beklagte: "Die Dienstbehörden haben in ihrer Kopflosigkeit Anfang dieser Woche so viele in sich widersprüchliche dienstliche Schreiben an die Standorte verschickt, dass sich kaum jemand mehr auskennt. So wurde in einem Schreiben eine FFP 2 Maskenpflicht für alle Volksschulkinder verlangt, im nächsten Schreiben wurde das Gegenteil gefordert."  

Der Erlass und eine Verordnung des Ministers sind erst am Dienstag erfolgt. Schon am Sonntag war die Absage von Schulveranstaltungen für alle Schulen in Österreich angekündigt und am Sonntagabend in einem Informationsschreiben den Schulleitern mitgeteilt worden. Bei der FFP2-Maskenpflicht im Unterricht kam dann bis Dienstag ein Rückzieher des Ressortschefs. Das war sofort von der SPÖ-Fraktion der Wiener Pflichtschullehrervertreter mit Thomas Bulant an der Spitze kritisiert worden.

Unverständnis der Eltern wächst

FCG-Kollege Krebs verweist nun in einer Aussendung vor allem auch auf den wachsenden Unmut der Eltern über die Anordnungen für Schulbetrieb und Unterricht angesichts der Pandemie. In diesen für die Schulen extrem belastenden Zeiten räche es sich, dass die politisch Verantwortlichen es in den letzten zehn Jahren verabsäumt hätten, dem Problem des Mangels an Lehrerinnen und Lehrern in Wien zu begegen, beklagte er. Es herrsche daher auch ein Personalnotstand. 

Hintergrund dafür ist auch, dass viele Pädagogen von Wien in die Bundesländern übersiedeln, speziell nach Niederösterreich. Gleichzeitig schafft die flächendeckende Einführung des Parkpickerls in Wien neue Probleme für Lehrkräfte, die von Niederösterreich oder dem Burgenland zum Unterricht an Wiener Schulen einpendeln.

Streichung von Projekten

"Pädagogisch unwichtige Projekte" wie manche zusätzliche Tests sollten sofort gestrichen werden, meinte der Wiener Pflichtschullehrervertreter. "Diese persönlichen Steckenpferde mancher sich zu wichtig nehmenden BeamtInnen des Bildungsministeriums haben in diesen Notzeiten nichts verloren", betonte Krebs. (ett)