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Tausende geflüchtete Kinder in Österreichs Schulen

Politik

Vereinzelt unterrichten auch geflüchtete Lehrkräfte, diese müssen Deutschkenntnisse haben.


Rund 5.000 Kinder und Jugendliche, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind, sind mittlerweile in einer österreichischen Schule angemeldet. Am meisten sind es aktuell mit 1.400 in Niederösterreich, gefolgt von Wien mit 1.300. In den Bildungseinrichtungen der anderen Bundesländer werden jeweils einige hundert ukrainische Schülerinnen und Schüler betreut, wie ein Rundruf der Austria Presse Agentur ergab.

Die Hälfte davon besucht eine Volksschule, ein Drittel eine neue Mittelschule, ein Sechstel eine AHS. In allen Schultypen mit Ausnahme von Berufsschulen sind geflüchtete Kinder untergebracht.

Allerdings sind noch deutlich mehr Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in Österreich, als bisher an Schulen vermittelt wurden. Schließlich handelt es sich beim Großteil der mittlerweile rund 50.000 in Österreich registrierten Flüchtlinge aus der Ukraine um Frauen und Kinder. Wie etwa der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer sagt, werden die Kinder aber erst einer Schule zugeteilt, wenn sie einen festen Wohnsitz haben, damit sie bei einer Übersiedelung nicht aus der Klassengemeinschaft gerissen werden.

Deutschförderklassen in manchen Städten

Die meisten ukrainischen Kinder werden in Regelklassen unterrichtet und bekommen zusätzlichen Deutschunterricht. Das bestätigen etwa die Bildungsdirektionen in Niederösterreich und Kärnten. Im städtischen Raum, so beispielsweise in Graz, findet der Unterricht auch in Deutschförderklassen statt. In der Bundeshauptstadt wurden eigens "Neu in Wien"-Klassen geschaffen, wo bis zu 25 ukrainische Schüler verschiedener Altersgruppen gemeinsam mit jeweils zwei Lehrpersonen lernen und vor allem ihre Deutschkenntnisse verbessern sollen. Notwendig wurden die separaten Klassen, da nicht genug Plätze in bereits bestehenden Schulklassen zur Verfügung standen.

Im Burgenland werden die Geflüchteten bewusst an zweisprachige Schulen vermittelt, da den ukrainischen Kindern die Kommunikation leichter falle, wenn ihre Klassenkollegen ebenfalls eine slawische Sprache wie beispielsweise Kroatisch sprechen, so die Bildungsdirektion.

Durch die zahlreichen neuen Schülerinnen und Schülern steigt auch der Bedarf an Lehrpersonal. Die Zahl zusätzlicher Lehrerinnen und Lehrer ist vorerst aber noch überschaubar.

Pensionisten und Studierende in den Klassen

39 neue Posten wurden in Wien geschaffen, fünf davon sind von zuletzt pensionierten Lehrern besetzt. Im Burgenland sind es 13, in Niederösterreich zehn, zwei Pädagoginnen sind selbst aus dem Kriegsland geflüchtet.

Geflüchtete Lehrerinnen, die in Österreich unterrichten möchten, benötigen eine Arbeitserlaubnis. Diese ist bei Menschen aus der Ukraine nur eine Formalität, da diese aufgrund der EU-Massenzustrom-Richtlinie Zugang zum Arbeitsmarkt haben.

Die größere Hürde sind die Deutschkenntnisse, die die Pädagoginnen nachweisen müssen, um in heimischen Klassen stehen zu dürfen. Das schreibt das Lehrdienstrecht vor, so Himmer.

Lehrerinnen bei Vereinen angestellt

Aus diesem Grund sind die derzeit neu aufgenommenen Personen mit Ukrainischkenntnissen in Wien vor allem schon länger in Österreich lebende Lehrkräfte, die bisher etwa im muttersprachlichen Unterricht eingesetzt wurden, beziehungsweise Studierende. Das Erfordernis der Deutschkenntnisse könne man nur über eine gesetzliche Änderung lösen, meinte Himmer. Wien werde sich bis dahin damit behelfen, ukrainische Lehrer ohne ausreichendes Deutschniveau etwa bei Vereinen anzustellen und sie über diese für den Unterricht einzusetzen.

In Niederösterreich sucht die Bildungsdirektion nach freiwilligen und hauptberuflichen Personen mit pädagogischer Ausbildung, die neben Deutsch auch Ukrainisch oder Russisch sprechen. Sie sollen ukrainische Kinder in der Schule oder der Nachmittagsbetreuung unterstützen.

Am Mittwoch legten die Sozialpartner und die Industriellenvereinigung ein gemeinsames Positionspapier zum Arbeitsmarkteinstieg von ukrainischen Geflüchteten vor. Darin fordern sie auch unkomplizierte Lösungen für die Kinderbetreuung. Denn das sei die Voraussetzung für die rasche Arbeitsmarktintegration der Eltern, so Arbeiterkammer-Chefin Renate Anderl.(vis)