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Gesundheitsdaten zwischen Schutz und Fortschritt

Von Petra Tempfer

Politik

Für Prävention und personalisierte Medizin bräuchte man Daten, so der Tenor bei den Praevenire-Gesundheitstagen.


Was die laufenden Gesundheitsausgaben betrifft, so liegt Österreich im EU-Vergleich im Spitzenfeld: Mit rund 4.500 Euro pro Jahr und Kopf belegen wir den vierten Platz der EU-Staaten innerhalb der OECD. Betrachtet man die Anzahl der gesunden Lebensjahre, so rangiert Österreich indes mit nur 57 Jahren unter dem EU-Durchschnitt von rund 64 Jahren.

Wo ist hier die undichte Stelle, durch die die Gelder versickern? "Wir haben zwar genügend Gesundheitsdaten, die einzelnen Stellen kommunizieren aber nicht miteinander. Das macht die Prävention und personalisierte Medizin schwierig", sagte dazu Kurt Widhalm, Präsident des akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, am Freitag bei den Gesundheitstagen. Diese werden vom gemeinnützigen Verein Praevenire veranstaltet und fanden von 18. bis 20 Mai im Stift Seitenstetten statt.

Patient soll selbst vernetzen

Von sämtlichen schulärztlichen Untersuchungen etwa stünden keine Daten zur Verfügung - und das, obwohl das regelmäßige Messen der Größe und des Gewichts gesetzlich vorgeschrieben sei, so Widhalm. Vielleicht mit ein Grund, warum mangels Prävention 40 Prozent der Volksschüler übergewichtig bis adipös seien. Was seltene, chronische Erkrankungen betrifft, seien 95 Prozent der Daten ungenutzt, ergänzte Johannes Pleiner-Duxneuner, Präsident der Gesellschaft für pharmazeutische Medizin.

Das Problem sei meist der Datenschutz, so der allgemeine Tenor. Gesundheitsdaten seien zwar besonders schützenswert, aber auch besonders wichtig: ein Spannungsfeld. Die Verwendung der Daten für die Forschung wäre im Forschungsorganisationsgesetz geregelt, für die Umsetzung bräuchte es aber noch eine Verordnung.

Bis dahin setzt Ruth Ladenstein von der St. Anna Kinderkrebsforschung auf die Vernetzung durch die Patienten selbst. Mithilfe einer App sollen diese ihre Daten der Wissenschaft zur Verfügung stellen können. Denn deren Bereitschaft, anderen zu helfen, sei groß.