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"Dableiber-Pauschale" statt Geld für Pendler vom Land

Von Karl Ettinger

Politik

Niederösterreichs Vizelandeshauptmann Stephan Pernkopf sieht sein neues Buch als "Mutmacher" in Krisenzeiten.


Wieselburg. Das Ambiente war ungewöhnlich. Stephan Pernkopf, Stellvertreter von Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, ÖVP-Bauernbundchef und seit 2012 Präsident der bürgerlich-grünen Denkwerkstätte Ökosoziales Forum, hat nicht nur Gespräche mit acht Persönlichkeiten von Klimaschutzaktivistin Katharina Rogenhofer bis zu Caritas-Präsident Michael Landau geführt. Er hat die acht Interviewten auch zu sich in die Hobby-Tischlerwerkstatt eingeladen, um jeweils aus Holz einen Schuhlöffel zu fabrizieren.

Herausgekommen sind nicht nur acht unterschiedliche Schuhlöffel aus Erlen- oder Birnbaumholz, sondern auch jede Menge Ideen für den ländlichen Raum.

Am Ende des 200-Seiten-Werks "Neu.Land.Leben" findet sich ein Gespräch mit Pernkopf selbst. Dabei macht der in Wieselburg im Mostviertel Lebende selbst mit Überlegungen neugierig. So schlägt er finanzielle Anreize vor, damit auch jüngere Leute am Land statt nach der Ausbildung in der Großstadt bleiben. Es geht um ein "Dableiber-Pauschale" für jene, die einen Job auf dem Land annehmen. Seine Argumentation: Wenn der Staat mit dem Pendlerpauschale jene unterstützt, die in die Stadt pendeln, warum wird dann in Zeiten, in denen weniger Umweltbelastung gepredigt wird, nicht auch finanzielle Hilfe fürs Nicht-Pendeln ausgeschüttet?

Manche haben seit der Corona-Pandemie im März 2020 den Wert der Freiheit des ländlichen Raumes schätzen gelernt. Das bringt allerdings das Thema Zersiedelung aufs Tapet. Pernkopf lehnt sinnlosen Flächenverbrauch ab. Sinnvolle Bodennutzung müsse vor allem auch die Nutzung von "Industrieruinen" und revitalisierten Wohnobjekten umfassen.

Zwischen Sozialromantikund dem Neid auf Junge

Im Sinne des ökosozialen Vordenkers Ex-Vizekanzler Josef Riegler, einem Bauernbündler wie Pernkopf, macht sich der Mostviertler für ein Recht auf Reparaturen zur längeren Nutzung von Geräten stark. Die Regierung hat mit einem Reparaturbonus angefangen.

Pernkopfs Gäste lassen nicht nur Geschick bei der Fertigung des Schuhlöffels aufblitzen, sondern auch mit ihren Ideen für ein Aufleben des Landes zwischen Digitalisierung und Fachkräftemangel. Manchmal passiert das in einer verklärten Sozialromantik vom Leben am Land mit der Rückbesinnung auf die Wurzeln etwa beim Musizieren. Psychiater Paulus Hochgatterer gibt zu, er sei neidvoll auf junge Kollegen, weil diese eine bessere Ausgewogenheit zwischen Beruf und Freizeit schaffen.

"Wetter-Lady" Christa Kummer gibt den praktischen Tipp, Junge sollten zur Hobelbank gehen, um das Handy wegzulegen. Caritas-Präsident Landau redet dem geteilten Glück in Form von Nächstenliebe das Wort.

Wo gehobelt wird, fallen Späne: Pernkopf betont, dass er mit dem Buch "Mut-Macher" in Zeiten des Krieges in der Ukraine, der Pandemie und Klimakrise sein wolle. Er fordert ausdrücklich, dass man "vom Reden ins Tun" kommen müsse. Das ist dann auch jener Maßstab, an denen ein ökosozialer Land-Prediger als Politiker gemessen wird.

Buch: "Neu.Land.Leben. Gespräche zwischen Metaversum und Hobelbank." Stephan Pernkopf. 208 Seiten. Preis: 25 Euro.