Zum Hauptinhalt springen

Die Kultur des Christopher Drexler

Von Karl Ettinger

Politik

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer übergibt das Amt am Montag. Der Neue hat erste Vorkehrungen getroffen.


Es war sehr schön, es hat ihn sehr gefreut. Für den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer war es ein ganz spezielles Erlebnis, das niederländische Königspaar am Mittwoch in Graz am Bahnhof und später zum Mittagessen in der Aula der Alten Universität begrüßen zu dürfen. "Es ist schön, das vier Tage vor meiner Amtsniederlegung noch mitzuerleben", zeigte er sich gerührt. Am Montagvormittag ist es dann endgültig so weit: Im Steiermärkischen Landtag wird der 70-Jährige die Amtsgeschäfte an seinen Kronprinzen und von der ÖVP designierten Nachfolger Christopher Drexler (52) übergeben.

Dazwischen liegt noch die offizielle Wahl des neuen steirischen Landeshauptmannes im Landtag. Schon am Montagnachmittag geht es für Drexler von Graz nach Wien zur Angelobung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Diese sollte in amikaler Atmosphäre ablaufen. Schließlich hat sich der künftige steirische ÖVP-Landeschef bereits als Fan des amtierenden Staatsoberhauptes geoutet. Er habe diesen bereits bei dessen erster Wahl in die Hofburg im Jahr 2016 gewählt, offenbarte Drexler, es gebe nichts, was er daran als falsch ansehe. Auch wenn die ÖVP formell keine Wahlempfehlung zum Ankreuzen für den Amtsinhaber bei der Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober abgibt, reiht sich Drexler in die Reihe jene ÖVP-Spitzenpolitiker und Landeshauptleute ein, die wie der Tiroler Günther Platter in der Öffentlichkeit kein Hehl aus ihrer Sympathie für den früheren grünen Parteichchef machen.

Auch 30 Jahre Lernen sind noch zu wenig

Mit dem Berufspolitiker Drexler, der seit Schultagen politisch aktiv ist, erfolgt zwar ein Generationensprung vom Lehrmeister zum Gefolgsmann Schützenhöfers. Der Nachfolger streute bei der Verkündung des Wechsels Anfang Juni dem scheidenden Landeshauptmann Rosen: "Ich durfte in 30 Jahren viel lernen. Ich muss aber noch viel lernen, um die Größe des Vorgängers zu erreichen."

Trotz der Hofübergabe wird es mit dem neuen Landeshauptmann keinen Bruch, was den Kurs betrifft, geben. Er werde den steirischen Weg der Zusammenarbeit weitergehen, hat Drexler nach der Entscheidung für die Hofübergabe versichert. Im vergangenen Monat Juni hat der bisherige Obmann des steirischen ÖVP-Arbeitnehmerbundes (AAB), der nach der Sommerpause am 16./17. September bei einem ÖVP-Landesparteitag auch zum neuen ÖVP-Landeschef gekürt wird, angekündigt, er werde die Zeit bis zu Kür am Montag im Landtag nützen, um mit Experten, vor allem aber auch mit den Spitzen der anderen Parteien im Landtag reden. Das sind neben der ÖVP der Koalitionspartner SPÖ mit Vizelandeshauptmann Anton Lang an der Spitze, sowie FPÖ, Grüne und Neos. Noch am Freitag standen Gespräche auf Drexlers Terminkalender. Während selbst die Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr Vorschusslorbeeren in Sachen Miteinander an den künftigen Landeshauptmann ausgeteilt hat, wollen die Neos Drexler nicht wählen, weil er sich nicht einem Hearing vor Amtsantritt stellt.

Amon übernimmt Bildung und Personal

Eine Weichenstellung hat er bereits am 21. Juni vorgenommen und Volksanwalt Werner Amon heim in die Steiermark und als Bildungslandesrat in seine Landesregierung geholt. Dafür ließ der langjährige Bildungssprecher der ÖVP im Parlament auch den sicheren Job als Volksanwalt in Wien sausen, galten seine Ambitionen doch lange dem Bildungsministerium, für das Sebastian Kurz aber mit dem Intellektuellen und Professor Heinz Faßmann andere Pläne hatte. In der steiermärkischen Landesregierung wird damit die mit den Gesundheitsaufgaben in Corona-Zeiten ohnehin vielbeschäftigte Landesrätin Juliane Bogner-Strauß entlastet - ein beabsichtiger Nebeneffekt.

Von Drexler übernimmt Amon auch noch das Personal. Damit spielt sich der Landeshauptmann ganz für seine ohnehin gar nicht so heimliche Liebe, die Kultur, frei. Zugleich macht sich die in Graz aufgewachsene Stadtpflanze namens Drexler mit den Kulturagenden weniger angreifbar.

Schon bisher hat er sein Image als versierter, liberaler Vordenker gepflegt. Das allein wird allerdings wohl nicht ausreichen, um bei der 2024 fälligen nächsten Landtagswahl als ÖVP-Spitzenkandidat zu reüssieren. Da kann er sich von der Bodenständigkeit eines Hermann Schützenhöfer noch ein paar Scheiben abschneiden. Dieser scheute sich auch nicht, ORF-Sendungen wie der "Liabsten Weis" seine Aufwartung zu machen. Dabei geht den vielen steirischen Landbewohnern, die mit den Kern-Buam ("Das ist halt der steirische Brauch") und den Stoakoglern ("Steirermen san very good") groß und älter geworden sind, das Herz auf. Den Nachholbedarf seines Nachfolgers in Sachen Volksnähe hat Schützenhöfer bekanntlich selbst eingeräumt.

Graz als stärkeres Gewicht im Reigen der ÖVP-Länder

Mit Drexler und dem Wechsel in Tirol von Platter zu Anton Mattle als Landeshauptmann verschieben sich auch die Kräfteverhältnisse in den Ländern gegenüber der Bundes-ÖVP und Bundeskanzler Karl Nehammer. Der steirische ÖVP-Landeschef wird auch hier die Kultur, dass Graz künftig ein kräftigeres Wort als der aus der Kommunalpolitik kommende Mattle, der bundespolitisch ein Neuling ist, mitreden wird, pflegen. Nur bei der Wahl lassen die Steirer den Tirolern der Vortritt, denn die Landtagswahl in Tirol wird schon auf 25. September vorgezogen.