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Dauerlicht aus: Stromsparen in Beamtenburg

Von Karl Ettinger

Politik

Das Klimaschutz- und das Ministerium für den öffentlichen Dienst sind Vorreiter beim Energiesparen. Alle Ressort sollen unter Federführung von Ministerin Gewessler nachziehen.


Unter der Strompreisbremse, die von der Bundesregierung ab Herbst wegen der Teuerung kräftig angezogen wird, ging rund um den Sonderministerrat von ÖVP und Grünen regelrecht unter, dass die Bundesbediensteten Vorbilder fürs Energiesparen werden sollen. Wie die "Wiener Zeitung" schon am Mittwoch berichtet hat, wird ein Energiesparprogramm des Bundes und des öffentlichen Dienstes, für den Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler als Minister verantwortlich ist, kommen.

Federführend wird aber auch dafür Energie- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, seit Ende April auch stellvertretende grüne Parteichefin, sein, wie sie selbst nach der Regierungssitzung klarstellte. Der einzige Haken für sie: Gewessler kann das wegen der Ministerverantwortlichkeit jeweils nur in Absprache mit den Ressortchefs von ÖVP und Grünen machen. Interministerielle Arbeitsgruppe heißt das dann, wenn Ressortchefinnen und -chefs nicht wollen, dass ihnen ein anderes Regierungsmitglied dreinpfuscht.

Kurzfristig wird jedenfalls versucht werden, Lüftung, Kühlung und vor Herbst und Winter Heizung zu optimieren. Das eigene Haus, das Bundesamtsgebäude in der Radetzkystraße, eine richtige Beamtenburg unweit der Urania und des Donaukanals in Wien, dient dabei als Vorbild. Für das Gebäude hat das Klimaschutzministerium schon seit November des Vorjahres gemeinsam mit der Bundesimmobiliengesellschaft als Eigentümerin an Maßnahmen zum Energiesparen gearbeitet und diese teilweise auch schon umgesetzt. So wurden umsetzbare Sofortmaßnahmen bereits verwirklicht. Wie aus grünen Regierungskreisen zu erfahren ist, habe man durch eine Optimierung der Haustechnik schon "spürbare Einsparungen" beim Energieverbrauch erzielen können.

Für die Bedienstetengibt es einen Leitfaden

Wie das erreicht wurde? Nun, es wurde unter anderem die Vorlauftemperatur um zwei Grad erhöht. Es gibt keinen Parallelbetrieb von Heizung und Kühlung mehr. Betriebszeiten wurden "bedarfsgerecht eingestellt", wird in den betroffenen Ministerien im Bundesamtsgebäude erläutert. Schließlich wurde unter anderem auch die Beleuchtung in den Stiegenhäusern reduziert. Ergebnis: Nach Angaben aus dem Beamtenministerium sinkt der jährliche Wärmeverbrauch im Bundesamtsgebäude in der Radetzkystraße um 11 Prozent und der Stromverbrauch um immerhin 15 Prozent.

Dabei wird es aber nicht bleiben. Vor allem werden jetzt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus verstärkt einbezogen, um die Energiesparmaßnahmen zu verstärken. Deshalb wird an alle Mitarbeiter im Ministerium ein Leitfaden zum Energiesparen am Arbeitsplatz ausgeschickt. Für den heurigen Herbst werden dann einschlägige Fachvorträge und Workshops organisiert. In dem Leitfaden geht es unter anderem um die Nutzung der IT-Geräte, Licht, Heizen und auch die Fenster.

Weitere Energiesparmaßnahmen sollen in der Beamtenburg in der Radetzkystraße laufend umgesetzt werden. Diese richten sich nach der technischen Machbarkeit in dem Gebäude und dem notwendigen Investitionsbedarf, weshalb jeweils eine bestimmte Vorlaufzeit einberechnet werden muss. Angedacht und in Planung sind dabei eine ganze Reihe von Energiesparmaßnahmen. So wird in der Garage von der Beleuchtung mit Dauerlicht auf das Einschalten des Lichts mittels Bewegungsmelder umgestellt.

17 statt 24 Stunden pro Tag bleibt Licht eingeschaltet

Darüber hinaus soll allgemein die Beleuchtung in dem markanten Bundesamtsgebäude von 24 Stunden sieben Tage die Woche auf 17 Stunden je Wochentag umgestellt werden. In Stiegenhäusern und in der Garage wird jedenfalls das Dauerlicht von 21 Uhr bis 6 Uhr Früh abgeschaltet. Die Notbeleuchtung wird auf LED-Lampen umgerüstet. Außerdem werden die Kühlgeräte nach diesem Sparplan am Wochenende, wenn das Gebäude weitgehend leer ist, und täglich von 19 Uhr bis 6 Uhr Früh zentral abgeschaltet. Weiters wird die Solltemperatur der Kühlgeräte mit 28 Grad festgelegt, wobei diese individuell dann um drei Grad angepasst werden kann. Die Beleuchtung der Teeküchen und Kopierräume wird ebenfalls mit Bewegungsmeldern aktiviert.

Vor der kommenden Heizsaison werden alle Heizkörper überprüft, um herauszufinden, welche Heizköperventile getauscht werden müssen. Geheizt wird im Bundesamtsgebäude Radetzkystraße übrigens mit Fernwärme.

Wie es außerhalb dieses Gebäudes in den einzelnen Ministerien mit dem Energiesparen im Detail weitergeht, ist abgesehen vom erklärten Ziel noch nicht festgelegt. Handbücher zum energiesparenden Verhalten wird es jedenfalls für alle mehr als 130.000 Vertragsbedienstete und Beamten des Bundes geben. Gewessler hat nach dem Sonderministerrat versichert, dass unter ihrer Federführung mit allen Regierungsmitgliedern Maßnahmen ausgearbeitet werden.

Feldkirch startet Sparaktionab 1. August

Die Stadt Feldkirch geht auf kommunaler Ebene beim Energiesparen voran. In der Vorarlberger Bezirksstadt, aus der auch Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink, die derzeit Landeshauptmann Markus Wallner (beide ÖVP) vertritt, kommt, wurden bisher historische Gebäude in der Innenstadt beleuchtet. Das wird nun bis auf Weiteres nicht mehr der Fall sein, wie Bürgermeister Wolfgang Matt angekündigt hat. Ab 1. August werden deshalb unter anderem die vier Stadttürme sowie die Schattenburg nicht mehr beleuchtet. Als Ergebnis der Aktion sollen damit pro Jahr nach Angaben der Stadt 14.000 Kilowattstunden eingespart werden. Das ist zwar ein vergleichsweise recht bescheidener Beitrag zum Stromsparen. Die Feldkircher Stadtväter sehen die Aktion aber auch als Anreiz, dass die Einwohner selbst nachdenken, wo sie Energie sparen können. Finster wird es dennoch nicht in Feldkirch, denn die Straßenbeleuchtung in der Innenstadt und anderen Stadtteilen bleibt wie bisher in Betrieb.