Es sind nicht nur Patienten betroffen, deren Operationstermine wie im Wiener Donausspital wegen fehlendem Personal verschoben werden müssen. Auch abseits der Bundeshauptstadt ist die Lage unabhängig von den Coronainfektionen so angespannt, dass teils ganze Abteilungen jetzt im Sommer aufgrund der in der Urlaubszeit nochmals verschärften Personalsituation geschlossen werden. Allein in den Tiroler Kliniken sind 13 bis 18 Prozent der Betten gesperrt. In Niederösterreich ist das Problem ebenfalls akut: So mussten in der Klinik Mödling-Baden Betten frei bleiben.
In Pflegeheimen ist Arbeitssituation ebenfalls prekär. So mussten etwa in der Steiermark 30 Pflegebetten Mitte Juli ungenützt bleiben, weil im Pflegebereich, wo der Personalmangel das ganze Jahr über für Probleme sorgt, nicht ausreichend Pflegekräfte zur Verfügung standen. Mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpft man in Salzburg. In Tirol führt das Abwandern von Pflegekräfte ebenfalls zu Engpässen.
"Belastungswelle" in Ordenspitälern, Linzer Kepler Klinikum mit 170 gesperrten Betten
In Oberösterreich ist, wie die "Wiener Zeitung" in der Vorwoche berichtet, der Personalengpass speziell im Kepler Klinikum in Linz besonders dramatisch. Betriebsratsvertreter haben deswegen bereits im Juni grundsätzlich grünes Licht für Kampf- und Protestmaßnahmen gegeben, sollte sich die Personalsituation nach der Urlaubssaison nicht entscheidend bessern. Aktuell sind von insgesamt 1.830 Betten 170 gesperrt - auch weil das Krankenhauspersonal aufgeschobene Urlaube nun im Sommer nachholen will.
Die Belastungswelle rollt aber auch in Oberösterreichs Ordensspitälern "ungebremst über die Kolleginnen und Kollegen hinweg", heißt es in einem gemeinsamen offenen Brief vom Zentralbetriebsrat des Ordensklinikums Linz, des Betriebsrates der Barmherzigen Brüder und der Betriebräte des Ordensklinikum Elisabethinen an Landeshauptmann Thomas Stelzer und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander, beide ÖVP, zur "inakzeptablen" Situation in den Spitälern. Der Brief liegt der "Wiener Zeitung" vor. "Die Erschöpfung ist im gesamten Spitalsbereich überall spürbar." Entlastung durch neues Personal werde immer unrealistischer, denn: "Je schlechter die Arbeitsbedingungen werden, umso uninteressanter wird es auch, einen Pflegeberuf zu ergreifen." Man fordere deshalb in dem "wohlwollenden, aber sehr ernst gemeinten Weckruf" und "mit Nachdruck" eine Arbeitszeitreduktion bei vollem Gehalts- und Lohnausgleich - denn: "Auch in den Ordenspitälern müssen immer wieder wegen der Personalnot Betten frei bleiben", sagt Sebastian Prohaska, Zentralbetriebsratsvorsitzender vom Ordensklinikum Linz.
Bis zu 18 Prozent der Betten nicht genützt
Sperrstund' ist - das sorgt akutell in Tirol im Vorfeld der Landtagswahl am 25. September für akute Schwierigkeiten auch mit unmittelbaren negativen Auswirkungen für Patienten. Denn nicht lebensnotwendige Operationen werden inzwischen bereits vereinzelt verschoben. In Tirol verschärfen zahlreiche Pensionierungen den Personalengpass zusätzlich.
An der Innsbrucker Klinik, die mit rund 6.000 Mitarbeitern das größte Krankenhaus Tirols ist, bleiben deshalb pro Tag bis zu 18 Prozent der Betten ungenützt. "Es ist ein wirkliches Problem", bestätigte Alexandra Kofler, die ärztliche Leiterin der Tiroler Kliniken dem ORF-Tirol. Sie garantiert den Patienten aber, dass bei Verschiebungen von Operationen dies "immer nach medizinischen Aspekten beurteilt" werde, damit keine Patienten gesundheitlich zu schaden kommen.
ÖVP und Grüne haben zwar im Nationalrat im Zuge des Pflegepaket für die Jahre 2022 und 2023 auch eine Anhebung der Gehälter des Pflegepersonals beschlossen. In Summe stellt der Bund aus seinem Budget damit gut 500 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. Allerdings müssen die genauen Modalitäten der Auszahlung von den Sozialpartnern erst geklärt werden, das Personal muss also noch warten, bis es davon etwas auf dem Konto merkt.
Gleichzeitig schwebt die weitere Entwicklung der Pandemie wie ein Damoklesschwert über den Krankenhäusern und Pflegeheimen. Noch ist ungewiss, wie sehr ab Herbst die Zahl der Corona-Erkrankten und damit auch die Belastung in den Spitälern und auch durch Heimbewohnern, die dann rasch in Krankenhäuser verlegt werden, zunimmt.