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Die unbekannte Förderung zur Väterkarenz

Von Phillip Strobl

Politik

Vor mehr als fünf Jahren eingeführt, trotzdem kaum bekannt. Warum der Partnerschaftsbonus bisher nicht hält, was er verspricht.


Seit März 2017 gibt es in Österreich den sogenannten Partnerschaftsbonus. Haben beide Elternteile mindestens im Ausmaß von 124 Tagen Kinderbetreuungsgeld zu annähernd gleichen Teilen (50:50 bis 60:40) bezogen, so bekommen beide den einmaligen Bonus in Höhe von 500 Euro ausbezahlt. Insgesamt wird die Familie also mit 1.000 Euro unterstützt.

Der Antrag muss von jedem Elternteil separat gestellt werden und kann gleichzeitig mit dem Antrag auf Kinderbetreuungsgeld erfolgen. Spätestens jedoch vier Monate nach der letzten Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes. Ist der Partnerschaftsbonus einmal ausbezahlt, darf für dieses Kind kein Kinderbetreuungsgeld mehr bezogen werden.

Die damalige rot-schwarze Bundesregierung wollte eine "möglichst gleichmäßige Aufteilung zwischen Mutter und Vater" erwirken. Im Idealfall hätte das in weiterer Folge die Minderung der Pensionsabschläge von Frauen sowie die Förderung eines modernen Familienbildes zur Folge.

40 Prozent kennen den Bonus nicht

In der Realität ist der Partnerschaftsbonus allerdings kaum bekannt und wird daher auch nur selten genutzt. Das Österreichische Institut für Familienforschung (ÖIF) kam in einer im März 2022 veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass zwei Jahre nach Inkrafttreten des Partnerschaftsbonus 40 Prozent der Befragten nicht wussten, dass dieser überhaupt existiert. Der ÖIF ortet daher Verbesserungspotenzial im Bereich der Informationsvermittlung und eine nicht gelungene Implementierung des Partnerschaftsbonus.

Neos-Familiensprecher Michael Bernhard schließt sich dieser Einschätzung an: "Es ist die Aufgabe einer Familienministerin, im Sinne eines modernen Familienbildes mit modernen Geschlechterrollen dafür zu sorgen, dass die Menschen über alle Optionen Bescheid wissen." Die bisherigen Zahlen seien ein Armutszeugnis.

Geringste Anzahl an Beziehern seit Einführung

Tatsächlich hat im Jahr 2020 nur rund ein Prozent der bezugsberechtigten Personen den Partnerschaftsbonus in Anspruch genommen. Das ist der geringste Anteil seit Einführung des Bonus im März 2017. Das geht aus einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos hervor. Das zuständige Familienministerium von Susanne Raab (ÖVP) sieht allerdings keine Notwendigkeit, über den Partnerschaftsbonus intensiver zu informieren. "Der Partnerschaftsbonus wird in allen Broschüren und Informationen zum Kinderbetreuungsgeld beworben und zudem allen Eltern, die Kinderbetreuungsgeld beantragen, bekannt gegeben."

Aus der Studie des ÖIF war auch hervorgegangen, dass in etlichen Fällen Eltern den Partnerschaftsbonus mit dem Familienzeitbonus verwechselt hatten. Auch dieser dient dazu, mehr Männer zur Betreuung des eigenen Kindes zu motivieren. Er wird für das Papamonat oder die Väterfrühkarenz ausgezahlt.

Bisher wurde der Familienzeitbonus bei einer späteren Karenz des Vaters vom Kinderbetreuungsgeld wieder abgezogen, anders als beim Partnerschaftsbonus. Diesen gibt es extra, aber eben nur bei annäherend gleicher Karenzzeit.

Das Ministerium verweist gegenüber der "Wiener Zeitung" auf eine geplante Änderung des Familienzeitbonus, um die Väterbeteiligung zu erhöhen. Künftig soll dieser nicht mehr von einem spätern Karenzbezug abgezogen werden. SPÖ und FPÖ hatten im Juni im Nationalrat auch einen Antrag gestellt.

Das Familienministerium will ein größeres Augenmerk darauf legen, "veraltete Rollenbilder" aufzubrechen "und einen gesellschaftlichen Wandel" einzuläuten, um "Partnerschaftlichkeit und Gleichstellung" voranzutreiben. Dazu müsse "beim Gender-Pay-Gap und beim Ausbau der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen" angesetzt werden.

Update: In einer ersten Fassung des Artikels wurde der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) irrtümlicherweise als Urheber der beschriebenen Studie genannt. Diese wurde allerdings vom Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF) durchgeführt. Der Fehler wurde behoben. Wir bitten um Entschuldigung.