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Die ersten Zeugenbefragungen

Politik

Zeugen sollten über Waffen und die religiöse Gesinnung zweier Angeklagten aussagen. Ein weiterer Zeuge wurde mittlerweile abgeschoben.


Der Fokus der ersten Zeugenbefragungen im Prozess gegen sechs Angeklagte, die dem Wiener Attentäter vom 2. November 2020 geholfen haben sollen, drehte sich um die Beschaffung der Tatwaffe. Befragt wurden zwei Bekannte des 32-jährigen Fünftangeklagten und zwei frühere Mithäftlinge des 22-jährigen Sechstangeklagten. Der eine soll die Waffen besorgt, der andere den Kontakt zum späteren Attentäter K.F. hergestellt haben. Beide Angeklagte bekannten sich zu Beginn der Verhandlungen im Bezug auf Verstöße gegen das Waffengesetz teilweise schuldig.

Dass der Fünftangeklagte mit Waffen handle, habe er nicht gewusst, berichtete ein langjähriger Freund dem Richter und den Geschworenen. Sonst konnte er nur wenig sagen. Sein Freund sei "super integriert und ein Superkerl", der dem Zeugen seinen jetzigen Job vermittelt habe. Die Befragung war deshalb schon nach kurzer Zeit vorbei.

Bei Sicherheitsfirma mit Attentäter gearbeitet

Ein weiterer Zeuge kannte den 32-Jährigen von der gemeinsamen Arbeit bei einer Sicherheitsfirma. Man habe sich gekannt, sei aber nicht befreundet gewesen. Den späteren Attentäter kannte der Zeuge auch von der Arbeit. K.F. habe nicht viel geredet und sei verlässlich gewesen. Manche Jobs nahm er nicht an, weil er sich dafür den Bart hätte abrasieren müssen. Das komme aber öfters vor, so der Zeuge, der die meiste Zeit seiner Befragung versuchte, das modische Auftreten des Attentäters zu erklären. Damit sei er aufgefallen. Näher als ein Vergleich mit dem Apple-Gründer Steve Jobs kam der Zeuge allerdings nicht.

Der erste Zeuge des Tages sagte aus, dass der Sechstangeklagte in Haft mehrmals mit einem illegalen Handy telefoniert habe, mit wem oder worüber, wusste der Zeuge allerdings nicht. Er habe von anderen Insassen nur gehört, dass es um Waffen gegangen sein soll. "In der Haftanstalt geben sie an mit Waffen", meinte er dazu. Man habe sich gut verstanden und über Religion gesprochen, nie über Terrorismus, so der Zeuge. Er habe allerdings gewusst, dass der Sechstangeklagte wegen Spenden an eine terroristische Organisation einsaß.

Ein anderer Zeuge, der selbst seit vier Jahren eine Haftstrafe verbüßt, kennt sowohl den 32- als auch den 22-jährigen Angeklagten. Er war es, der den Sechstangeklagten mit dem Fünftangeklagten bekannt gemacht hat. Der Sechstangeklagte hat wiederum den Attentäter mit dem Fünftangeklagten für den Waffenkauf zusammen gebracht.

"Ein Muslim muss bewaffnet sein"

Der Zeuge habe über die radikale Einstellung des Sechstangeklagten Bescheid gewusst, dachte aber, er wolle sich nur wichtigmachen. Den Waffenverkauf habe er ihm "aus Dummheit" vermittelt. Nach dem Attentat schätzte er ihn als gefährlich ein, "weil ich glaube, dass er vom Anschlag auch gewusst hat". Der Sechstangeklagte habe Waffen kaufen wollen, denn "ein Muslim muss bewaffnet sein". Dem 22-Jährigen sei es außerdem gelungen, die Deradikalisierungsstelle zu täuschen, wodurch er eine kürzere Haft bekommen habe.

Ein anderer Zeuge wurde in der Zwischenzeit nach Slowenien abgeschoben, was seine Befragung zu einer bürokratischen Hürde macht, die sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung ersparen wollen. Man begnügte sich mit einer früheren Aussage. Darin sagte der frühere Mithäftling des Attentäters aus, dass der Attentäter von ihm wissen wollte, wie man in Österreich an Waffen kommen könne. Schon damals habe K.F. meistens über den Kampf in Syrien reden wollen Der Prozess geht im Jänner weiter.(pak)