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Wenig Fracking-Fürsprecher in Österreich

Von Sarah Marie Piskur und Vilja Schiretz

Politik

Gewessler fordert Verbot des Verfahrens. Pläne zu konventioneller Erdgasförderung in Oberösterreich sollen zumindest geprüft werden.


EU-Staaten wie Deutschland, Spanien oder Bulgarien haben es bereits verboten. Nun spricht sich Klimaministerin Leonore Gewessler auch in Österreich für ein Fracking-Verbot aus. Ein Schiefergasvorkommen im nördlichen Weinviertel in Niederösterreich soll damit unberührt bleiben. Man habe einen entsprechenden Vorschlag in die regierungsinterne Abstimmung übermittelt, heißt es dazu aus dem Klimaministerium.

Beim Fracking wird ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien ins Gestein gepresst, um darin eingeschlossenes Gas zu lösen. In der Kritik steht die Technologie einerseits wegen des großen Wasserverbrauchs sowie Methan-Emissionen, andererseits wegen einer möglichen Verunreinigung des Grundwassers. In Großbritannien wurde Fracking aus Sorge vor Erdbeben ein Riegel vorgeschoben.

Viele Fürsprecher hat Fracking in Österreich nicht. Nach der Entdeckung des Gasvorkommens im Weinviertel im Jahr 2012 plante die OMV Probebohrungen, was zu massivem Widerstand von Bürgern und Umweltschützern führte. Die Politik zog Konsequenzen; auf Initiative des damaligen NÖ-Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) wurden bundesweit Umweltverträglichkeitsprüfungen für solche Bohrungen vorgeschrieben. Die OMV zog die Pläne zurück. Nur die FPÖ sprach sich zuletzt klar für das sogenannte Bio-Fracking aus, das ohne schädliche Chemikalien auskommen soll.

Auch die ÖVP zeigte sich in der Vergangenheit wenig begeistert von der Technologie. Zum konkreten Vorschlag habe sich der Koalitionspartner noch nicht geäußert, doch hätten sich "immer wieder gewichtige Stimmen, gerade aus Niederösterreich, gegen Fracking ausgesprochen", zeigt man sich im Klimaministerium vorsichtig optimistisch. Das Büro von Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) stellt auf Anfrage der "Wiener Zeitung" klar, dass Fracking in Niederösterreich keine Option sei: "Die Bürgermeister vor Ort wollen es nicht und auch Experten sprechen sich dagegen aus." Fracking komme "in unserem Energiefahrplan nicht vor. Wir setzen eher auf grünes Gas." Bei einer Regierungsklausur vergangene Woche seien deshalb auch schon Weichenstellungen für klimafreundliche Alternativen erfolgt, die keine Fracking-Pläne beinhalten. Konkret auf das von Gewessler angepeilte Verbot angesprochen, blieb man im Büro Pernkopf aber vage.

Erdgas in Molln entdeckt

Derweil wurde bekannt, dass die Tochter eines australischen Unternehmens im oberösterreichischen Molln offenbar schon länger Probebohrungen nach Erdgas plant. Auch wenn dieses durch konventionelle Methoden gefördert werden könnte, sorgt das Vorhaben für Ärger: Bürgermeister Andreas Rußmann (SPÖ) beklagte am Montag die fehlende Information der Bevölkerung. Umweltschützer seien durch Zufall auf die Pläne gestoßen. Außerdem befindet sich das betroffene Areal unmittelbar neben einem Naturschutzgebiet.

Sollten die Bohrungen zu einer zeitnahen Entlastung in der aktuellen Krise führen, sei sie dennoch für eine Prüfung, sagte Gewessler am Sonntag im "ZiB2"-Interview. Sollte aber erst in den 2030er Jahren damit zu rechnen sein, "macht es keinen Sinn." Bis dahin müsse Österreich aus fossilem Gas ausgestiegen sein.