Eine Aktion einer rechtsextremen Gruppierung - laut Berichten handelte es sich um die Identitären - am Gelände einer Schule in Wien-Favoriten hat am Freitag für entsetzte Reaktionen gesorgt. Wie die Grünen schilderten, wurden in der Nacht ein Transparent gehisst und hunderte Flugzettel mit rassistischen Parolen verteilt.

In die betroffene Schule gehen jene Jugendlichen, in deren Richtung Niederösterreichs FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl Anfang der Woche im Rahmen einer TV-Sendung gesagt hatte, ohne die im Studio anwesenden Schülerinnen mit Migrationshintergrund "wäre Wien noch Wien".

"Die rassistische Hetze von Gottfried Waldhäusl hat binnen kürzester Zeit zu einer rechtsextremen Aktion gegen Kinder geführt. Das zeigt auf schmerzliche Weise: Jemand wie Gottfried Waldhäusl hat in einem politischen Amt nichts verloren. Ihm und seiner Partei geht es nicht um Lösungen, sondern nur darum, Hass und Hetze zu streuen und die Menschen in Österreich gegeneinander aufzubringen", zeigte sich die Jugendsprecherin der Grünen, Barbara Neßler, überzeugt.

Die Tat müsse mit aller Härte verfolgt werden. "Es kann nicht sein, dass in Österreich Kinder bereits Angst haben müssen, in die Schule zu gehen." Wenn solche "menschenverachtende Widerlinge" am Werk sind, sei es umso wichtiger, dass man gegen diesen fremdenfeindlichen Hass zusammenstehe, betonte Neßler.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) hielt am Nachmittag ebenfalls fest: "Die rechtsextremen Identitären sind Geister, die Herbert Kickl rief. Sie haben jetzt gezeigt, dass sie auch vor der Einschüchterung von Kindern nicht zurückschrecken", so Karner in einer der APA übermittelten Stellungnahme: "Die rechtsextreme Aktion vor einer Wiener Schule heute früh verdeutlicht, dass es keine Hemmungen mehr gibt. Es wird ihnen dennoch nicht gelingen, durch ihre Parolen Hass zu schüren und unser demokratisches Zusammenleben zu gefährden."

Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), erinnerte gegenüber der APA an die Warnung vor der Zusammenarbeit mit der FPÖ, die er am Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner betont habe: "Es waren nur wenige Tage, dass nach der Entgleisung eines FPÖ Mandatars nun Kinder in Wien drangsaliert werden. Es ist eine Schande: Auf den Rassismus der Worte folgen rassistische Taten."

Der Vorfall zeige, dass jede Zusammenarbeit mit dieser Partei ausgeschlossen werden müsse und das in unserem gesamten Land. "Vielfalt macht Wien zur Weltstadt und jeder Ewiggestriger, der diese attackiert, schadet Österreich", so Deutsch.

Auch der Wiener Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) verurteilte die Tat: "Solche Angriffe dulden wir in Wien nicht und müssen Konsequenzen haben! Dieser Vorfall zeigt deutlich, welche Folgen die hetzerische und menschenverachtende Politik der FPÖ hat." Diese Politik gefährde, und zwar im konkreten Fall junge Menschen.

In Wien sei Platz für alle, die etwas zum gemeinsamen Zusammenleben beitragen wollten und sich an die Regeln halten. "Menschenverachtende Rassisten gehören nicht dazu", hielt der Ressortchef fest.

Anfang übernächster Woche werden jene Schüler, die in der TV-Sendung von Waldhäusl angesprochen wurden, von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Wiener Rathaus empfangen. Bereits zu Besuch waren sie am Donnerstag im Parlament, wo sie auf Einladung von Grün-Mandatarin Neßler unter anderem den Plenarsaal besichtigten. Zu einem Austausch kam es dabei auch mit Justizministerin Alma Zadic (Grüne), die ebenfalls mit Migrationshintergrund in Wien-Favoriten aufgewachsen ist. (apa)