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Maturanten zieht es an Unis, Uninformiertheit als Problem

Von Karl Ettinger

Politik

Erstmals liegt eine umfassende Studie über die Vorhaben nach der Reifeprüfung vor.


Für die Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich gehen die Semesterferien in dieser Woche zu Ende, in fünf Bundesländern beginnen diese am Montag, in Oberösterreich und der Steiermark dann ab 20. Februar. Für rund 40.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Österreich sind die Vorbereitungen für die Zentralmatura ab Mai im Laufen. Gleichzeitig müssen sich die Jugendlichen den Kopf darüber zerbrechen, wie es nach der Reifeprüfung weitergeht. Der Großteil von ihnen hatte zumindest im vergangenen Jahr ein Studium vor Augen. Allerdings war diese Entscheidung von einer gewissen Unsicherheit überschattet, weil sich ein beträchtlicher Teil der Maturanten nicht genug über die weiteren Ausbildungswege informiert sah.

Diese Erkenntnisse ergeben sich aus einer umfangreichen Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) im Auftrag des Bildungsministeriums. Die vier Autorinnen der Studie - Anna Dibiasi, Judith Engleder, Kathrin Fenz und Chiara Valentin - haben dafür rund 8.000 künftige Maturanten mittels Fragebögen online im März und April des Vorjahres befragt und erstmals eine umfassende Auswertung über die Zukunftspläne eines Maturajahrganges an AHS und BHS sowie in Aufbaulehrgängen und Kollegs vorgelegt.

14 Prozent wollten direkt in den Beruf

Fast drei Viertel der Befragten, nämlich 72 Prozent, hatten demnach vor, innerhalb von zwei Jahren nach der Matura ein Studium zu beginnen. Ein gutes Drittel plante das Studium direkt nach der Matura, 32 Prozent nach dem Grundwehr- oder Zivildienst. Für gut die Hälfte (54 Prozent) kam für ein Studium "ausschließlich" eine Hochschule in Österreich in Frage, drei Prozent wollten "ausschließlich" an einer Universität im Ausland studieren. Für 15 Prozent kam sowohl der Beginn eines Studiums im Inland als auch im Ausland in Betracht. Der direkte Einstieg ins Berufsleben rangiert weit dahinter, nur 14 Prozent der Befragten gaben das als vorrangigen Plan an. Weitere vier Prozent wollten eine Ausbildung in Form eines Kollegs, einer Lehre oder eines Lehrgangs. Drei Prozent der Befragten nannten andere Pläne wie Leistungssport oder eine künstlerische Tätigkeit. 7 Prozent wussten noch nicht, was sie nach dem Schulabschluss tun werden, zogen aber ein Studium in den folgenden zwei Jahren nicht in Betracht.

Was waren wichtige Einflussfaktoren bei der Entscheidung Studium oder Beruf? Zentralen Einfluss hatten laut Studie der besuchte Schultyp, aber auch das Bundesland, der Grad der Beeinflussung bei der Auswahl durch die Familie sowie der Grad, wie sehr sich Betroffene über die jeweilige Möglichkeit informiert fühlten. Bei AHS-Maturanten war die Wahrscheinlichkeit eines Studiums höher, aber auch bei Befragten aus Wien sowie bei jenen Maturanten, bei denen der Einfluss der Familie auf die Entscheidung stärker war. Eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit, in den Beruf einzusteigen, wurde hingegen bei Maturanten in Salzburg, Oberösterreich, in der Steiermark und Tirol festgestellt. Auffallend war für die Studienautorinnen außerdem, dass die Ziele "möglichst viel Geld verdienen" und "einen sicheren Job haben" positive Faktoren für den direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt, nicht aber für einen Studienbeginn waren. Keine Lust mehr auf Lernen und "Geld verdienen" wurden als Hauptgründe gegen ein Studium genannt.

Für 80 Prozent Entscheidung schwierig

Allerdings bereitete die Entscheidung über die Zukunft vielen Maturanten noch beträchtliches Kopfzerbrechen. Acht von zehn berichten demnach wenige Wochen vor ihrem Schulabschluss über besondere Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung.

Die größten Schwierigkeiten bildeten dabei, dass bei Maturantinnen und Maturanten Unklarheit über die eigenen Interessen herrschten, aber es gab auch das Problem, sich einen Überblick über die Vielzahl an Möglichkeiten nach der Reifeprüfung zu verschaffen, und Unklarheit über die eigenen Eignung und Fähigkeiten.

Die Entscheidung über die Zukunftspläne wird offenbar nicht selten getroffen, ohne dass sich die Maturanten ausreichend informiert fühlen. Gut die Hälfte gab an, dass sie sich über die Studienmöglichkeiten gut informiert sahen, immerhin 17 Prozent fühlten sich gar nicht gut darüber informiert. Gravierender war das Informationsmanko bei anderen Zukunftsplänen: Nur 39 Prozent gaben an, über die Möglichkeiten eines direkten Berufseinstiegs gut informiert zu sein. Über die Möglichkeiten der Lehre sah sich genau die Hälfte nicht gut informiert. Für die Autorinnen zeigte sich dabei auch deutlich der Einfluss von sozialen Bezugsgruppen als Informanten: Maturanten aus nicht-akademischen Haushalten sowie jene ohne Unterstützung im sozialen Umfeld schätzten ihren Informationsstand niedriger ein.

Besonders viel hängt allerdings von den Informationen an den Schulen selbst ab. Ein "zentraler Befund" ist für die Autorinnen, dass sich Informationsdefizite stärker bei jenen Maturanten zeigen, die im Schulunterricht in keinerlei Form Auskunft zu den Möglichkeiten nach ihrer Matura erhalten. Wer derartige Auskünfte erhielt, fühlte sich zu 56 Prozent gut informiert, sonst waren es nur 39 Prozent. Noch ein Ergebnis sticht heraus: Immerhin rund ein Viertel der Maturanten gab an, an der eigenen Schule nicht über die Optionen nach der Reifeprüfung beraten worden zu sein.