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Klimakrise: "Kirche an Seite der jungen Menschen"

Von Georg Hönigsberger

Politik
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner erläuterte die Abschlusserklärung der österreichischen Bischofskonferenz.
© Georg Hönigsberger

Erzbischof Lackner über den Krieg in der Ukraine, den Wert der Schöpfung und Verbot der Leihmutterschaft.


Die österreichische Bischofskonferenz der katholischen Kirche hat nach ihrer Frühjahrsvollversammlung ein klares Statement zur "sich abzeichnenden Klimakrise" abgegeben, den"ungerechten Angriff" auf die Ukraine verurteilt, mehr Hilfe für die Erdbebenopfer in Syrien gefordert und das Verbot der Leihmutterschaft bekräftigt.

Vom Tagungsort im Stift Seitenstetten ist der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, er ist auch Vorsitzender der Bischofskonferenz, nach Wien gereist, um Freitagvormittag im "Club Stephansplatz" die Presseerklärung des Gremiums zu verlesen und Fragen von Journalisten zu beantworten.

Zusammenhalt stärken

"Die gegenwärtige soziale Situation stand im Zentrum der gemeinsamen Beratungen der österreichischen Bischöfe mit den Leitungsverantwortlichen der Caritas." Es habe sich gezeigt, "dass die vielfachen Krisen und Nöte, die die Menschen derzeit belasten, bewältigt werden können, wenn Zusammenhalt und Zuversicht dabei leitend sind". Hilfe dürfe sich aber nicht nur auf die Kirche, die Caritas, Christen und zivilgesellschaftliche Organisationen beschränken, so der Tenor der Bischofskonferenz. "Alle gesellschaftlichen Akteure stehen in der Verantwortung, sich für das Gemeinwohl einzusetzen", erklärt Lackner. "Ganz besonders liegt es an der Politik, den Menschen Sicherheit zu geben und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft mit Worten und Taten nachhaltig zu stärken."

"Sozialstaat muss Menschen auffangen"

Die Kirche sei dankbar, dass "die Verantwortlichen in Bund und Ländern" in den vergangenen Monaten und Jahren Milliardenhilfen auf den Weg gebracht haben. In Zeiten der Rekordinflation brauche es aber weitere "außerordentliche Anstrengungen, um einen Anstieg der Armut zu verhindern". Hilfe müsse nachhaltig und zielgerichtet sein, fordert Lackner. "Wenn immer mehr zu den Lebensmittelausgabestellen der Caritas kommen und die Zahl der Menschen, die ihre Mieten und Energierechnungen aus eigener Kraft nicht mehr bezahlen können, in den Sozialberatungsstellen trotz der bereits gesetzten Maßnahmen weiter stark zunimmt, ist klar: Der Sozialstaat muss auch diese Menschen auffangen und absichern."

Doch nicht nur der finanzielle Aspekt beschert vielen Menschen Zukunftsängste. Es brauche "Mut und Zuversicht, Hoffnung und Gottvertrauen", sagt Lackner. Das gelte besonders im Blick "auf die sich abzeichnende Klimakrise, die vielen das Vertrauen in die Zukunft nimmt". Hier wollen sich "die Kirche und die Bischöfe klar an die Seite der jungen Menschen stellen", wenn es darum gehe, sich gemeinsam "für den Erhalt der Schöpfung" einzusetzen. Lackner fordert von der Politik konsequentes Handeln und "mitunter auch unpopuläre Entscheidungen" ein.

"Solidarität mit der Ukraine"

"Der Wahnsinn des Krieges, der mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine begonnen hat, nimmt kein Ende", heißt es in der Presseerklärung der Bischöfe. Der Angriffskrieg sei ein fundamentaler Bruch des Völkerrechts. Lackner: "Aus der Sicht der katholischen Friedensethik hat das ukrainische Volk das legitime Recht, sich gegen diesen ungerechten Angriff zu verteidigen." Sanktionen gegen Russland seien ein "notwendiger Akt der Solidarität mit der Ukraine".

Für die rund 70.000 aus der Ukraine vertriebenen Menschen in Österreich fordert die Bischofskonferenz Integration in den Arbeitsmarkt und die Chance auf langfristige Niederlassung.

Ein weiteres Krisengebiet stand im Fokus der österreichsichen Bischöfe: Syrien. "Die Katastrophenbilder in den Medien sind verschwunden, doch Not und Elend sind geblieben", sagt der Salzburger Erzbischof. Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit mehr als 50.000 Toten sei es Tatsache, dass die internationale Hilfe für Syrien nur schwer anlaufe. "Zufahrtswege sind blockiert, Luftbrücken nicht möglich", schildert Lackner. "Das macht es  für groß angelegte Hilfsmaßnahmen schwierig." DIe Bischöfe appellieren an die internationale Politik, Sanktionen gegen Syrien aufzuheben und an die Machthaber im Land, die Hilfslieferungen zuzulassen.

Leihmutterschaft verbieten

Einem von der Öffentlichkeit weniger beleuchteten Thema widmete Lackner sich zum Schluss seiner Ausführungen. Er spricht von "reproduktiver Ausbeutung". Vor allem in Georgien, aber auch in Griechenland, Mexico und Kolumbien herrschten diesbezüglich Zustände, "die an Formen von Menschenhandel aus dunkelsten Zeiten" erinnerten. So sollen in Georgien Agenturen gezielt in Frauenhäusern nach Frauen in Notlagen suchen, die gegen Geld ein Kind für andere austragen. Die Bischofskonferenz fordert ein weltweites Verbot der Leihmutterschaft.