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Andreas Bablers Heimspiel im Herzen des Roten Wien

Von Georg Hönigsberger

Politik

Im Kampf um den SPÖ-Vorsitz setzt der Traiskirchner Bürgermeister auf die Basis. In Ottakring wurde er von seinen Fans bejubelt.


"Stimmung hat er gemacht, das hab’ ich schon lang nicht mehr erlebt", zollte der ehemalige Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) jenem Redner Respekt, der mit seiner Ansprache soeben für tosenden Applaus und Jubelschreie gesorgt hatte.

Der Redner, Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ), absolvierte Donnerstagabend quasi seinen Wahlkampfauftakt. Babler gilt bei der bevorstehenden SPÖ-Mitgliederbefragung neben Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil als aussichtsreichster Kandidat für den SPÖ-Vorsitz.

Der kleine "Rote Bogen", ein SPÖ-Treffpunkt in den Ottakringer Gürtelbögen, war gerappelt voll, als Babler kurz nach 19 Uhr eintraf. Vor dem Eingang bildete sich eine Menschentraube, drinnen war zu wenig Platz. Babler sprach von "hunderten Besuchern", geschätzt waren es 150.

Tränen in den Augen

Die Jacke mit dem Emblem des FC St. Pauli ausgezogen, krempelte er die Ärmel auf. Die Getränkefrage war da bereits geklärt: "Jö, der Spritzer steht schon da." Als er sich durchgerungen hatte, für den SPÖ-Vorsitz zu kandidieren, sei ihm "ein Stein vom Herzen gefallen". Der Applaus der Zuhörer rührte den prononcierten Linken sichtlich.

"Die Partei zurückholen"

Babler wirkt geerdet. "Authentisch", wie es ein Besucher später formulieren wird. Er spricht klar in einer Mischung aus Dialekt und Hochdeutsch. Er redet frei, ohne vom Blatt zu lesen. Eingangs erläuterte er: "Wir spüren miteinander, dass wir eine Chance haben und dass wir uns diese Partei zurückholen können." Die Parteibasis gegen Apparatschiks und "Hinterzimmer-Strategen" ist Bablers Credo. Die Basis, also die Parteimitglieder, ist es auch, die bei der Befragung abstimmen wird.

Geschickt betont er stets das "Wir". Ein "ich fordere" oder gar "ein Andi Babler verlangt" kommt dem Niederösterreicher, der seit seiner Zeit bei der Sozialistischen Jugend österreichweit gut vernetzt ist, nicht über die Lippen.

Programm in Arbeit

"Wir werden in den nächsten Tagen unser Programm präsentieren", erklärte er und spannte dann einen weiten Bogen seines Politikverständnisses. "Wir sind keine Bittsteller, wenn wir hackeln gehen und einen gerechten Lohn einfordern - Seite an Seite mit starken Gewerkschaften." Babler forderte die 32-Stunden-Woche, Recht auf leistbares, soziales Wohnen, auf gratis Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau, auf würdevolle Pflege im Alter.

"Der freie Markt ist doch nicht so gut. Das ist ein radikaler Markt." Bildung, Wohnen und Gesundheit dürften nicht dem freien Markt überlassen werden. "Energie auch nicht, wie man gerade gesehen hat." Die Sozialdemokratie sei "in den letzten Jahrzehnten nicht bereit gewesen, einzugreifen", sagte Babler. Er wolle das ändern. Zurück zu den Wurzeln der Sozialdemokratie und "vorwärts für unsere Partei".

"Klimafrage ist soziale Frage"

"Zauderhaft" reagiere die SPÖ auch in der Klimafrage. Die Partei müsse an der Seite der Klimaaktivisten stehen. "Wir müssen das auch als unseren Kampf begreifen. Die Klimafrage ist auch eine soziale Frage, zutiefst eine Klassenfrage." Auch beim Ausländerthema will er "nicht nach rechts blinken". "Kein Mensch ist illegal", sagte der Bürgermeister, in dessen Heimatstadt das größte Erstaufnahmezentrum für Asylwerber beheimatet ist.

Mit dem Satz "jetzt beginnt’s, jetzt und hier", beendete Babler seine Rede unter Applaus und Jubel. Ein Mann drängte durch die Menge auf Babler zu, rief "Servas Andi" und schüttelte ihm die Hand. "Meine Kinder haben sich extra wegen dir angemeldet." Der Vorsitz-Kandidat ging zum Eingang des Lokals und hielt seine Rede ein zweites Mal für all jene, die im "Roten Bogen" keinen Platz mehr gefunden und draußen ausgeharrt hatten.

Wäre am Sektionsabend abgestimmt worden, hätte Babler wohl locker die absolute Mehrheit erreicht. "Ich habe noch nie ein Sektionstreffen erlebt, das so gut besucht war", sagte eine Anwesende. Babler werde "als der Kandidat der Basis" wahrgenommen.

2.000 Unterstützungserklärungen

Wie er mit seinen Positionen bei SPÖ-Mitgliedern in anderen Regionen Österreichs ankommt, steht allerdings noch in den Sternen. Freitagmittag verlautbarte Babler via Social Media jedenfalls "mehr als 2.000 Unterstützungserklärungen" für die Teilnahme an der Mitglieder-Befragung gesammelt zu haben. 30 wären erforderlich gewesen.