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Bischofskonferenz will 52 freie Sonntage erhalten

Von Christoph Rella

Politik

Küng: "Zählen nur Geld und Konsum?" | Gewerkschafter und Händler im Boot.


Brüssel/Wien/Mariazell. Österreichs Bischöfe haben sich im Vorfeld der diesjährigen Sommervollversammlung am Montag in Mariazell einmal mehr gegen jede Ausweitung der Geschäftsöffnungszeiten an Sonntagen ausgesprochen.

Anlass ist eine Beschwerde mehrerer Wiener Unternehmer unter Federführung Richard Lugners beim Verfassungsgerichtshof, worin eine Lockerung der Schließzeiten "an besonders nachfrageintensiven Wochenenden" gefordert wird. Heftige Kritik an dem Vorstoß hat nun der St. Pöltner Familienbischof Klaus Küng geübt: "Für den Christen ist der Sonntag der Tag des Herrn, nötig für Besinnung und Erholung sowie für die Familie", sagte er. "Sind die obersten Werte nur Wirtschaft, Geld und Konsum?"

Mitterlehner für Öffnung

In diese Kerbe schlug auch der Linzer Bischof Ludwig Schwarz und verwies auf eine geltende Jugendschutzrichtlinie der EU, wonach der schulfreie Sonntag als wöchentlicher Ruhetag für Kinder und Jugendliche verankert sei. Unregelmäßige Arbeitszeitbedingungen würden es demnach Arbeitnehmern schwierig bis unmöglich machen, ein richtiges Familienleben zu genießen. "Österreich ist mit seinen 52 freien Sonntagen im Jahr in Europa Vorbild", erklärte Schwarz anlässlich der Gründung der "Europäischen Sonntagsallianz" am Montag in Brüssel und forderte die EU auf, den freien Sonntag in die EU-Arbeitszeitrichtlinie aufzunehmen.

Gegen die geplante Sonntagsöffnung ausgesprochen haben sich auch die Vertreter der Gewerkschaften und des Handels. "Wir stehen da auf der Seite der Handelsangestellten und werden dem nicht zustimmen", betonte etwa der Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian. Und Fritz Aichinger, Sprecher der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, ergänzte: "90 Prozent unserer Leute wollen das nicht, weil sich die Öffnung wirtschaftlich nicht rechnet. Um am Sonntag als Händler überleben zu können, müsste sich die Kaufkraft in Wien verdoppeln", meinte er.

Seine Sympathie für ein selektives Offenhalten der Geschäfte durchblicken ließ zuletzt der für Handel zuständige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Zwar trete er nicht für eine generelle Sonntagsöffnung ein, allerdings halte er eine Öffnung an manchen Sonntagen speziell in Wien für den Tourismus für notwendig. Die Händler sollten Gespräche mit der Stadt Wien aufnehmen, schlug Mitterlehner vor. Dort wollte man am Montag von der Initiative nichts wissen. Die Sonntagsöffnung sei "momentan kein Thema", hieß es aus dem Rathaus.

Nach wie vor für die Ausweitung der Öffnungszeiten kämpfen will Richard Lugner: "Ich sehe nicht ein, warum Händler in Tirol offen halten dürfen und in Wien nicht", sagte er.