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Sünkel: "Das ist die nächste Ohrfeige"

Von Brigitte Pechar

Politik

Vorsitzender der Uni-Konferenz Hans Sünkel fordert Gebühren von 500 Euro pro Semester.


"Wiener Zeitung":Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat die Studiengebühren in der derzeitigen Form abgeschafft. Soll diese Regelung bis Februar - diese Frist gibt der VfGH vor - nur repariert werden?

Hans Sünkel: Die Reparatur dieses Produktes wäre eine Flickschusterei. Ein derart entsorgungsreifes Modell noch einmal zu reparieren, macht keinen Sinn. Wir brauchen ein völlig neues System gekoppelt an ein neues Stipendiensystem.

Derzeit zahlen nur 15 Prozent der Studierenden Studiengebühren. Die Universitätenkonferenz (Uniko) hat nach Beschluss dieser neuen Regelung der Studiengebühren im September 2008 gefordert, die Einhebung ganz einzustellen, weil der Verwaltungsaufwand die Einnahmen übersteigt. Bleiben Sie dabei?

Wenn diese 15 Prozent wegfielen, bedeutete das einen Einnahmenentfall für die Universitäten von 20 bis 30 Millionen Euro. Das ist die nächste Ohrfeige für die Unis. Das ist untolerierbar. Wenn das Budget weiter zurückgeht, müssen wir Leistungen streichen.

Sollen Studiengebühren ausnahmslos gelten?

Nein, es muss Ausnahmen geben - etwa für sozial schwache Studierende. Ich bin für Studiengebühren auf moderatem Niveau. Darunter verstehe ich 500 Euro pro Semester (jetzt 363 Euro, Anm.). Für diese Neugestaltung sollte man sich Zeit lassen.

Welchen Zeitraum verstehen Sie darunter?

Bis Februar schafft man auch ein völlig neues Modell. Und man könnte höhere Gebühren für Drittstaaten-Angehörige verlangen. Das war ja auch bis 2008 der Fall, als diese fast doppelt so hohe Gebühren zahlen mussten als Inländer.

Sollten sich SPÖ und ÖVP bis Februar auf keine Reparatur der Studiengebühren einigen, würden den Unis die 30 Millionen wegfallen?

Ja - und darauf können wir sicher nicht verzichten. Wenn dieses Match zwischen SPÖ und ÖVP auf dem Rücken der Unis ausgetragen wird, wird es Maßnahmen geben.

Wie könnten diese aussehen?

Wenn man weniger Geld hat, werden Ausgaben reduziert. An den Unis machen die Personalkosten zwei Drittel des Budgets aus, daher wird das Folgewirkungen auf das Personal haben.

Wie schreitet die Studienplatzfinanzierung voran? Und wird diese an Aufnahmekriterien gekoppelt sein?

Das VfGH-Urteil ist Anlass, die Debatte über die Studienplatzfinanzierung zu forcieren. Studienplatzfinanzierung ist immer mit einer Kontingentierung und damit mit Aufnahmeregelungen verknüpft.

Hans Sünkel ist Geodät und Universitätsprofessor. Seit 2003 ist er Rektor der Technischen Universität Graz und ab 2010 Präsident der Universitätenkonferenz.