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Adolf Inländer und Rose Ausländer

Von Alexia Weiss

Politik
Eine „Sprachgeschichte” als Kunstwerk.

Ausstellung über jüdische Namen.


Wien. Vor mehr als 200 Jahren ließ Joseph II. alle Bürger erfassen und mit Papieren ausstatten - er brauchte Steuereinnahmen. Damit brauchten hunderttausende Juden Familiennamen. Das deutsche Ehepaar Renate und Leibl Rosenberg hat in 15 Jahren mehr als 13.000 deutschsprachige jüdische Namen gesammelt: Vor- und Familiennamen von lebenden und toten - in jedem Fall von echten Menschen, wie der Publizist Rosenberg bei der Eröffnung der Ausstellung „Von Arthur Aal bis Rosa Zwirn” im Dommuseum betont.

Seine Theorie: Die Beamten hätten zur Namensgebung zwei Bücher herangezogen, die damals in jeder Schule zur Hand waren: die Bibel und „Orbis sensualium pictus” („Die sichtbare Welt”) von Johann Amos Comenius, ein Nachschlagewerk mit bebilderten Begriffen. So seien Namen entstanden, die Berufe, Blumen, Tiere, die Natur beschreiben oder Wortkombinationen waren.

Beispiele aus der Sammlung: Leo Alterthum und Jankel Jungermann, Leopold Anfänger und Jakob Hochgelernter, Edna Altgenug und Jeremiasz Jungleib, Adolf Inländer und Rose Ausländer. Hier tauche „ein unbekannter Kontinent aus dem Ozean der Phantasie auf”, so der Publizist. Er sieht die Namen als „ein bedeutendes Kapitel der deutschen Sprachgeschiche” - und „als Kunstwerk”.

Das inspirierte seine Frau zu einer Grafik-Serie: Auf 30 Blättern reihte sie 3000 Namen kalligraphisch aneinander und illustrierte sie in Mischtechnik. Ihre Arbeiten sind auch käuflich zu erwerben. Ein Teilerlös geht an Tmicha, den Sozialverein der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Nicht zu finden sind „Hetznamen” wie Afterduft und Jammerlappen. Auf solche ist Rosenberg in keinen Dokumenten, auf keinem Grabstein gestoßen. Solche Namen seien „antisemitische Gräuelmärchen”. Dass solche Namen weiterkolportiert würden, „macht sie auch nicht wahrer”, so Rosenberg, der betont, nur eine These aufzustellen.

Im Dommuseum bis 3. September