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Akademikergehalt im internationalen Spitzenfeld

Von Kamil Kowalcze

Politik

Österreich deutlich über OECD-Schnitt. | Bildungssysteme schwer vergleichbar.


Wien. Internationale Studien zur Bildung sind hierzulande mittlerweile gefürchtet. Steht eine Veröffentlichung kurz bevor, frohlocken Österreichs Journalisten und Bildungsexperten - die Politik rechnet mit dem Schlimmsten. Doch neben den zahlreichen Kritikpunkten am heimischen Bildungssystems, ergab die im September publizierten Studie "Bildung auf einen Blick 2011" folgendes überraschendes Ergebnis: Österreichische Akademiker gehören weltweit zu den Bestverdienern.

Kaufkraftbereinigt werden Österreichs Hochschulabsolventen mit rund 31.505 Euro netto pro Jahr abgegolten. Nur die Luxemburger und Amerikaner verdienen mit 41.287 und 37.766 Euro deutlich mehr. Die Deutschen kommen zurecht nach Österreich studieren: Sie sind zwar noch über dem OECD-Durchschnitt, der bei 23.238 Euro liegt, doch mit 25.270 Euro jährlich steht ihnen weniger zur Verfügung als ihrem kleinen Nachbarland.

Vergleichbarkeit ist zu bezweifeln
Doch wie aussagekräftig ist ein solcher internationaler Vergleich? Die Zweifel an der Vergleichbarkeit der Ergebnisse wurden bereits bei der Akademikerquote laut: Lediglich 19 Prozent der Österreicher haben einen Hochschulabschluss - im OECD-Schnitt sind es 30 Prozent. Experten argumentierten, es liege an der Struktur des Bildungssystems. In Österreich sei der sekundäre Bildungssektor viel stärker ausgebaut als international üblich. Dem Absolventen einer berufsbildenden höheren Schule stehe es zu, nach dreijähriger Berufspraxis den Titel "Ingenieur" zu beantragen - ein Qualifikationsniveau, das andere Länder bereits als akademisch einstufen. Ähnlich verhält es sich bei Krankenschwestern oder Kindergärtnern: Im Ausland schließen sie mit einem Bachelor ab.

Frauen weiterhin benachteiligt
Somit zählen in anderen Ländern jene Berufe mit niedrigerem Einkommen zu den Akademikern und drücken das Durchschnittseinkommen aller Hochschulabsolventen. Während in Österreich die aus dem sekundären Bildungssektor kommenden Arbeitskräfte keinen akademischen Abschluss haben und daher auch die Statistik nicht beeinflussen.

In seinen ersten Berufsjahren verdient ein österreichischer Akademiker laut Wissenschaftsministerium durchschnittlich 2856 Euro brutto im Monat. Absolventen technischer Studien können sich auf ein üppiges Gehalt freuen, sie steigen mit 2500 bis 2700 Euro ins Berufsleben ein. Publizistik- und Psychologiestudenten müssen sich anfangs mit 1600 bis 1800 Euro begnügen. Weiterhin Nachholbedarf gibt es in der Gleichberechtigung: Laut OECD-Studie verdienen Frauen um 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.