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Ein Bürgermeister wie Phoenix aus der Asche

Von Katharina Schmidt

Politik

Die steirische Pleitegemeinde Fohnsdorf kürt alten Ortschef wieder.


Wien. Die Wähler haben es ihm nicht ganz verziehen. Endgültig absetzen wollten sie ihn aber auch nicht. Also wird Johann Straner heute in der konstituierenden Sitzung des Fohnsdorfer Gemeinderats wieder zum Bürgermeister der steirischen 8000-Seelen-Gemeinde gewählt. Zwar nicht mit der absoluten Mehrheit, die er seit dem Jahr 2000 gewohnt ist - aber mit einer satten einfachen.

Und das trotz der zahlreichen Vorwürfe, mit denen sich der 52-Jährige, der 2003 nur knapp ein Schussattentat überlebte, konfrontiert sieht. Denn die Probleme der Gemeinde, die Straner seit 1998 führt, sind mannigfaltig: Fohnsdorf hat 57 Millionen Euro Schulden, der Rechnungshof hat im Sommer die Entscheidung, eine Therme auf die grüne Wiese zu stellen, kritisiert und an Straner, gegen den wegen Amtsmissbrauchs und Untreue ermittelt wird, kein gutes Haar gelassen - seit Jänner wird die Gemeinde von Regierungskommissär Friedrich Zach verwaltet.

"Haushalt im Griff"

Mit der Angelobung Straners muss Zach seinen Platz im Büro des Bürgermeisters räumen. Er geht mit gemischten Gefühlen. "Es wird weiterhin der Konsolidierungsweg beschritten werden müssen", sagt er. Dazu müssten Investoren für die Therme gefunden werden, auch empfiehlt Zach den Verkauf von Gemeindebauten und Pflegeheim - und er glaubt, dass Fohnsdorf ohne Hilfe vom Land nicht überleben wird.

Dort denkt man nicht daran, über die Bedarfszuweisungen hinaus Geld in die Gemeinde zu pumpen. Für Straner ist das nicht nötig: "Wir haben unseren Haushalt absolut im Griff." Den Konsolidierungsweg will er aber weitergehen, den habe man schließlich vor Zach begonnen. Der Ortschef kann sich vorstellen, das Pflegeheim zu verkaufen. Auch für die Therme gebe es einen Investor.

Sein Verhältnis zur SPÖ - Landeshauptmann Franz Voves hatte sich gegen Straners Kandidatur ausgesprochen, worauf dieser seine Mitgliedschaft ruhend gestellt hat - sieht er entspannt. Er will um einen Termin bei Voves ansuchen, vom Landesgeschäftsführer Anton Vukan erwartet er sich aber, dass dieser an ihn herantritt. Das hat Vukan nicht vor. "Unser Standpunkt ist unverändert", meint er. Sollten sich die Vorwürfe gegen Straner in Luft auflösen, stehe einer Rückkehr in den Schoß der Partei nichts im Wege -wenn sie sich aber bestätigen, "dann erledigt sich die Sache von selbst", so Vukan. Im Fall einer Verurteilung Straners bräuchte Fohnsdorf nämlich wirklich einen neuen Bürgermeister.