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Zu wenig Geld für Rehabilitation

Von Brigitte Pechar

Politik
Winkler will mehr Ressourcen für die Reha.
© © (c) fotodienst / Anna Rauchenberger / Anna Rauchenberger

"Das letzte Bollwerk vor Geriatrie und Arbeitsunfähigkeit ist gefährdet."


Wien. "Schwere Fälle von Neuro-Rehabilitation können wir uns eigentlich nicht mehr leisten", sagt der Direktor der Klinik Pirawarth im niederösterreichischen Weinviertel, Andreas Winkler. Das letzte Bollwerk vor der Geriatrie oder der Arbeitsunfähigkeit - sprich Frühpension- sei gefährdet, klagt der Primar für Neurologie. Mit 240 Euro pro Tag, die die Sozialversicherung an private Rehabilitationszentren zahlt, sei ein ordentlicher Betrieb nicht aufrecht zu erhalten.

Vor allem, klagt Winkler, sei der von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) eingeforderte Leistungskatalog mit diesen Mitteln nicht erfüllbar. Die Folge sei, dass schwere Fälle von den Kliniken gar nicht mehr angenommen würden. Winkler fordert als Sprecher aller privaten Nero-Reha-Kliniken sechs bis zehn Prozent mehr finanzielle Ausstattung, alleine um eine Strukturanpassung vornehmen zu können.

Außerdem liegt es auch im Ermessen der PVA, ob Rehabilitation - etwa nach einem Schlaganfall - gewährt wird. Denn Rechtsanspruch auf Rehabilitation besteht nur, solange man im Arbeitsprozess ist, als ASVG-Pensionist liegt diese Entscheidung alleine bei der PVA. Da aber Schlaganfälle erst im Alter zwischen 70 und 80 Jahren am häufigsten anfallen, sind gerade Ältere alleine auf den Goodwill der PVA angewiesen.

Geriatrie teurer

als Rehabilitation

Winkler macht außerdem darauf aufmerksam, dass jeder Euro, der in die Rehabilitation fließt, volkswirtschaftlich fünf Euro bringt. Und dass vor allem eine Verschiebung hin in die Geriatrie auf Dauer teuer kommt. Menschen, die in der Rehabilitation nicht so weit betreut werden, dass sie im besten Fall nach einem Schlaganfall wieder alleine - oder mit Hilfe - zu Hause leben können, müssen in ein Pflegeheim. Dort allerdings gibt es keine Spezialisten, die durchschnittliche Sterberate von schweren Fällen liegt bei zweieinhalb Jahren nach einem Heimaufenthalt. Ein Platz in der Geriatrie für schwere Fälle kostet 250 Euro. Die Folge sei, kritisiert Winkler, dass die Geriatrie aufrüste und immer mehr Betten installiere, die Rehabilitation aber ausgedünnt werde.

Die Anbieter von Neuro-Rehabilitation fordern:

Ausreichende Ausstattung der Rehabilitation.

Abklärung der Schnittstellen von Akut- und Pflegebereich. Vor allem nach Schlaganfall rasche Rehabilitation notwendig.

Rechtsanspruch auf Rehabilitation auch für ASVG-Pensionisten. Alter kann keine Kontraindikation sein.

Rehabilitation muss vor Pflege eingesetzt werden.

Ein ernstes Problem sieht der Neurologe durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung auf uns zukommen, was Demenzerkrankungen betrifft. Bis 2050, so lauten die Prognosen, wird sich die Zahl der Demenzpatienten von derzeit 110.000 auf 267.000 fast verdreifachen. Ein Demenzpatient kostet im Durchschnitt 13.600 Euro pro Jahr. Bei der Betreuung zu Hause liegen die Kosten bei 10.000 Euro, im Heim schnellen diese aber auf 26.000 Euro pro Jahr hinauf.

Der Grad der Demenz kann - rechtzeitig erkannt und behandelt - hinausgeschoben werden. Gleichzeitig, als positive Begleiterscheinung, kommt es dadurch auch zu einer Sekundärprävention. Aber auch da gelte, klagt Winkler: "Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Rehabilitation. Und Demenz gilt fast schon als Ausschließungsgrund für Rehabilitation." Und zwar, weil demente Menschen sehr oft therapiewirksame Schritte vergessen.

Alzheimertag am Freitag

im Wiener Rathaus

Wie das Leben mit Demenz ist, wie man Demenz vorbeugen kann, neue Therapieformen - all das wird im Rahmen des "6. Wiener Alzheimer Tages" erläutert. Neben einem Fachsymposium gibt es kommenden Freitag von 10 bis 18 Uhr auch einen Publikumstag mit Informationsständen und Infoworkshops, Gesundheitsstationen und Beratung. Aber auch ein Rahmenprogramm mit den Malat-Schrammeln oder eine Lesung aus dem Roman "Aufgetrennte Tage" von Gudrun Seidenauer gibt es.