Ungarn hat schon

Bücher restituiert

Im Jahr 2003 wurde immerhin ein Teil jener 1600 Bücher, die aus der "Bibliotheca Esterhazyana" geraubt wurden, an die Stiftung Esterhazy zurückgegeben. Allerdings nicht von Russland, sondern von Ungarn, wohin 334 Werke über die Jahre gelangt waren. Nun hofft die Esterhazy-Stiftung auf weitere rund 1000 kostbare Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. "Es schaut recht gut aus", hört man aus der Stiftung. Allerdings sei "die Sache noch etwas heikel, weil man gerade mitten in Verhandlungen ist". Daher hält man sich mit weiteren Informationen zurück.

"Das Archiv ist das Herz einer Gemeinde"

Auf einen Abschluss der Verhandlungen hofft auch die IKG. Allerdings müsse man erst einmal die Wahl in Russland abwarten, sagt Erika Jakubovits, Restitutionsbeauftragte der IKG. Doch dann besteht die Chance, dass in Wien eines der größten und wertvollsten Archive einer Kultusgemeinde in Europa entsteht. Dabei geht es nicht nur um wertvolle Handschriften, die bis zurück ins 14. Jahrhundert reichen, sondern auch um sehr persönliche Bild- und Schriftdokumente. "Das Archiv, das ist das Herz einer Gemeinde, weil es ihre Geschichte darstellt", sagt Jakubovits. Dabei muss die IKG nicht nur mit russischen Archiven verhandeln, sondern auch mit israelischen. Dorthin gingen nämlich in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren große Teile der Archivs. Damals wollte man die Gemeinde in Wien aufgeben, weil man in Österreich keine Zukunft mehr sah. Mittlerweile hat Wien aber eine lebendige jüdische Gemeinde - und die will ihr Herz, ihre Geschichte zurück.

Zurückhaben will auch die Nationalbibliothek ihre Pehlevi-Papyri. Diese mehr als 500 in Mittelpersisch (eben Pehlevi) geschriebenen Texte sind deshalb so interessant, weil sie "aus einem engen und festlegbaren Zeitfenster" stammen, wie Bernhard Palme, Leiter der Papyrussammlung der Nationalbibliothek, erklärt. Sie können zeitlich und örtlich relativ genau festgelegt werden, denn die Perser (genauer: die Pehlevi sprechenden Sassaniden) herrschten nur von 619 bis 629 in Ägypten, wo die Texte gefunden wurden. "Die Papyri sind auch deshalb so interessant, weil es für Pehlevi nicht so viele Textbelege aus dieser Zeit gibt", sagt Palme.

Vor sieben Jahren, als anlässlich des 50-Jahres-Jubiläums das Original des Staatsvertrags nach Österreich kam, sah es auch bezüglich der Papyri sehr gut aus, sagt Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek. Allerdings bestehe die größte Schwierigkeit darin, dass es noch immer kein russisches Restitutionsgesetz gebe. "Daran wird aber gearbeitet", so Rachinger.

Weil sich die Bemühungen um die Pehlevi-Papyri nun aber doch schon seit Jahren dahinziehen, hält sich Rachingers Optimismus, dass man zu einer raschen Einigung mit Russland kommt, in Grenzen. "Es wäre vermessen, zu sagen, nächstes Jahr haben wir die Papyri."