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Rektor der Uni Wien fühlte sich von Studenten bedroht

Von Bettina Figl

Politik

Heinz Engl zeigt sich nach Stürmung seines Büros gesprächsbereit.| Töchterle hätte gleich diskutiert.


Wien. "Das ist schlimm" ist nicht unbedingt die erwartete Reaktion, wenn Studenten erfahren, sie sollen blaumachen. Leicht verzweifelt zeigte sich etwa Astrid Villarreal, als sie zu hören bekam: Die Universität Wien und die Universitätsbibliothek bleiben am Freitag geschlossen. Man wolle die restlichen Studierenden gegen die Besetzer ausspielen, vermutete ein Student vor den Toren der Hauptuni, und stellte die Schließung als Besetzungsprävention in Frage.

Rektor Engl: "Abkühl- und Nachdenkphase" bis Montag
Die Schließung bis Montag sei eine "Abkühl- und Nachdenkphase", erklärte Uni-Wien-Rektor Heinz Engl am Freitag vor Journalisten, die anders als die zahlreichen Studenten in das von Sicherheitsleuten abgeschottete Hauptgebäude der Uni Wien hinein durften. "Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Schreibtisch und 80 Leute stürmen herein", schilderte Engl die Ereignisse vom Vortag. Etwa 100 Personen hatten das Rektorat besetzt und drangen in das Büro des Rektors vor. Als "bedrohlich" und "relativ beängstigend" beschrieb Engl die Szenen.

Geplante Abschaffung des IE-Bachelors hat Proteste ausgelöst
Die Proteste wurden von der geplanten Abschaffung des Bachelorstudiums Internationale Entwicklung (IE) ausgelöst, für das derzeit rund 2000 Studententen inskribiert sind. Das Studium soll ab Herbst durch ein neu zu schaffendes Masterstudium ersetzt werden, das über verschiedene andere Bachelorstudien zugänglich sein soll. Die Besetzung im Rektorat wurde relativ schnell von der Polizei friedlich aufgelöst, verlagerte sich dann aber in das Audimax. Die Studenten forderten neben der Weiterführung des IE-Bachelors die Abschaffung der Studieneingangsphase, mehr Prüfungstermine und keine Studiengebühren. Gegen 22 Uhr wurde der größte Hörsaal der Uni Wien auf Bitte des Rektorats von der Polizei geräumt.

Er habe Verständnis für die Anliegen der Studenten, sagte Engl, könne aber den Verhandlungsstil nicht akzeptieren. Er sei aber gesprächsbereit und wies auf eine Veranstaltung am Montag hin, in der die autonome Einführung von Studiengebühren diskutiert werden soll. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hatte die Unis dazu aufgerufen, autonom Gebühren einzuheben, und berief sich auf ein Rechtsgutachten. Die SPÖ beruft sich auf andere Gutachten, wonach die Unis gar keine Gebühren mehr kassieren können. Am Donnerstag muss der Universitätssenat entscheiden, ob er autonomen Gebühren zustimmt.

Töchterle: "Hätte mich der Diskussion gestellt"
Er sehe zurzeit keinen Anlass, mit den Protestierenden zu diskutieren, sagte Töchterle am Freitag, sei aber prinzipiell dazu bereit. Auf die Frage, was er von den vom Rektorat der Uni Wien initiierten Räumungen hält, sagte er, als Rektor der Uni Innsbruck hätte er anders reagiert: Wenn eine Diskussion erzwungen werden sollte, "hätte ich mich einer solchen gestellt". Wenn dies aber in Gewalt oder in massive Störungen des Betriebs durch eine kleine Gruppe ausgeartet wäre, müsse man zu härteren Maßnahmen greifen, so Töchterle.