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"Die Politik insgesamt muss sich erneuern"

Von Matthias Nagl

Politik

Christoph Platzgummer will nicht nur die Innsbrucker Stadtpolitik verändern.


"Wiener Zeitung":Sie werben mit neuer Politik für Innsbruck. Geht es der Stadt so schlecht, dass sie eine neue Politik braucht?

Christoph Platzgummer: Es geht der Politik schlecht. Das haben wir auch an der Wahlbeteiligung (52 Prozent beim ersten Wahlgang, Anm.) gesehen. Die Politik insgesamt muss sich erneuern. Man kann auf allen Ebenen einen Vertrauensverlust erkennen, das kann dem demokratischen System nicht gut tun.

Aber der Stadt geht es ja nicht unbedingt schlecht; Innsbruck ist fast schuldenfrei.

Ich habe die Verwaltungsreform der Stadt in den 90er Jahren geleitet und war maßgeblich an der Gesundung der Finanzen beteiligt. Aber wir brauchen neue Ansätze. Wir können nicht sagen, Innsbruck ist eine Insel der Seeligen. Es gibt viel, mit dem die Bevölkerung unzufrieden ist.

Worum geht es da?

Ich möchte die Menschen in die Entscheidungswege einbinden, halbjährlich einen Leistungsbericht der Politik vorlegen und Teile aus dem freien Innsbrucker Budget gemeinsam mit der Bevölkerung verwenden. Das ist aber nur ein Teil. Es geht auch darum, sich transparent zu verhalten. Es soll dargelegt werden, welche Einladungen es gibt. Politiker brauchen keine Geschenke anzunehmen.

Was konkret wollen Sie umsetzen?

Ich habe fünf Arbeitspakete geschnürt: Wir brauchen in Innsbruck eine Wohn-Offensive. Da geht es nicht nur um neue Wohnungen, sondern auch darum, den Wohnraum modern zu verteilen. Das zweite Paket ist das bereits angesprochene Demokratiepaket. Dann brauchen wir ein Sicherheitspaket sowie ein Standortentwicklungspaket. Zudem habe ich ein Generationenpaket geschnürt. Das umfasst die Kinderbetreuung genauso wie mobile Dienste für ältere Menschen.

Sie waren bereits Vizebürgermeister in Innsbruck. Allerdings für jene Liste, gegen die Sie nun antreten. Haben Sie sich oder hat die Liste "Für Innsbruck" sich verändert?

Ich bin von der damaligen Bürgermeisterin Hilde Zach 2006 als Magistratsdirektor auf ihre Liste genommen und gewählt worden. Nach meinem Ausscheiden aus der Politik bin ich immer wieder von verschiedenen Seiten - auch von der Liste "Für Innsbruck" - gefragt worden, wieder zu kandidieren. Ursprünglich wollte ich auch nicht mehr zurückkehren. Letztendlich hat mich die ÖVP, wo meine politische Gesinnung ist, gefragt, ob ich Bürgermeister-Kandidat werden will. Wir haben uns dann darauf verständigt, aus der Innsbrucker ÖVP eine Volksbewegung zu machen. Das finde ich sehr spannend.

Mit einigen Punkten dieses neuen Weges tut sich die Bundespartei in ihrer Rolle in der Regierung noch etwas schwer.

Ich bin erst mit meiner Kandidatur ÖVP-Parteimitglied geworden. Wenn meine neuen Ansätze nicht jedem auf Landes- und Bundesebene gefallen, werde ich das aushalten.

Christoph Platzgummer (51)

kandidierte 2006 erstmals bei den Gemeinderatswahlen und wurde zweiter Vizebürgermeister. 2009 trat er zurück und wechselte ins Zukunftsbüro des Landes Tirol.