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Vom Nutzen der Akademisierung

Von Brigitte Pechar

Analysen

Die Vorbereitungsgruppe zur neuen Lehrerausbildung, korrekt "PädagogInnenbildung Neu" genannt, empfiehlt eine Akademisierung der Kindergärtnerinnen. Das bedeutet, dass möglichst alle Kindergartenpädagoginnen künftig zumindest einen Bachelor-Abschluss, bestmöglichst aber einen Master-Abschluss vorweisen können sollen. Die Experten schlagen vor, dass Kindergarten- und Volksschulpädagogen einen gemeinsamen pädagogischen Kern an einer Universität oder Pädagogischen Hochschule (PH) absolvieren und sich dann auf den Elementar- oder Primarbereich spezialisieren. Das würde später auch einen Wechsel zwischen Kindergarten und Volksschule leichter ermöglichen.

Eine politische Entscheidung gibt es aber noch nicht. Auch in den Verhandlungen über das neue Lehrerdienstrecht werden Elementarpädagogen nicht berücksichtigt. Möglicherweise deshalb, weil Kindergärtnerinnen nicht Bundes-, sondern Ländersache sind. Möglicherweise aber auch, weil sich derzeit niemand traut, das heiße Eisen Akademisierung der Kindergärtnerinnen tatsächlich anzugreifen.

Denn die meisten Bundesländer haben mit einer Aufwertung ihrer Kindergartenpädagoginnen keine Freude: Ist doch eine höhere Ausbildung mit höheren Kosten verbunden. Und da ist offen, wer diese übernehmen wird.

Zuerst einmal muss aber der politische Wille da sein, dass diese gemeinsame Pädagogenausbildung auch Kindergärtnerinnen einschließt. Aus internationaler Sicht stellt sich diese Frage nicht, denn Österreich steht mit dem Sekundarabschluss für Kindergartenpädagoginnen in Europa mittlerweile fast alleine da - nur noch Tschechien verlangt für die Erziehung ab drei Jahren ebenfalls keinen akademischen Abschluss.

Natürlich darf gefragt werden: Wo ist der Nutzen der Akademisierung? Muss man zum Lehren von Schnürbänder-Binden oder zum Helfen beim Anziehen der Kleinen unbedingt einen akademischen Abschluss haben? Was die zweite Frage betrifft, ist diese mit nein zu beantworten. Aber wenn man davon ausgeht, dass der Kindergarten nicht bloß eine Betreuungs-, sondern eine Bildungseinrichtung ist, dann muss dort auch entsprechend ausgebildetes Personal sein. Um die Kinder möglichst früh zu fördern und für alle Chancengleichheit herzustellen, ist akademisch gebildetes Personal State of the Art.

Was die Finanzierung betrifft, könnte möglicherweise ein gleitender Übergang helfen. Denn derzeit gibt es für die Ausbildung aller Elementarpädagogen an Unis oder PH noch gar nicht die Voraussetzungen. So gibt es nur eine Professorenstelle für Elementarpädagogik in Österreich: an der Uni Graz. Wichtig ist aber, eine Zeitperspektive dafür ins Auge zu fassen. Ob die Kindergartenpädagoginnen ab 2017 oder erst ab 2025 Akademiker sind, ist dann nicht mehr so wichtig.