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Schmied verschiebt Zentralmatura

Von Brigitte Pechar

Politik

Schulen können sich mit Optionenmodell aussuchen, ob sie Zentralmatura wie geplant abhalten.|Lehrer- und Schülervertreter sind zufrieden. Eltern bleiben skeptisch.


Wien. "Eltern, Schüler und Lehrer haben sich Sorgen gemacht." So begründete Unterrichtsministerin Claudia Schmied am Montag in einer überraschend einberufenen Pressekonferenz gemeinsam mit den Schulsprechern von SPÖ und ÖVP, Elmar Mayer und Werner Amon, und den Schulpartnern die Verschiebung der Zentralmatura um ein Jahr.

"Wir brauchen eine positive Energie", sagte Schmied und meinte damit, dass an den Schulen der Wille zum Gestalten da sein muss. Und den will sie den Schulen in die Hand geben: Das "Optionenmodell" ermöglicht es den Schulstandorten, selbst zu entscheiden, ob die Zentralmatura bereits 2014 (AHS) und 2015 (BHS) - wie das Gesetz von 2009 es vorsieht - stattfindet oder ob sich die jeweilige Schule dazu entschließt, ein Jahr länger damit zu warten. Notwendig dafür ist jeweils eine Zweidrittelmehrheit von Eltern, Lehrern und Schülern. Am Ende müsse es heißen: "Yes, we can", sagte Schmied.

Bei ihren Diskussionsveranstaltungen im April und Mai, die sie in allen Bundesländern geführt habe, sei klar geworden, dass noch nicht alle Schulstandorte für die Zentralmatura fit sind, sagte die Ministerin. Sie stellte aber klar, dass es keine weitere Verschiebung geben wird: "Ich erwarte mir jetzt aber von allen Lehrern, dass sie dieses Projekt ernst nehmen." Auch die Schulpartner nahm Schmied in die Pflicht: Sie erwarte "eine konstruktive Umsetzung dieses Großprojekts".

Unterstützung gab es von ÖVP-Bildungssprecher Amon: "Wir haben eine Reformpartnerschaft im Bildungsbereich. Die frühere Blockadepolitik gibt es nicht mehr." Das Projekt Zentralmatura sei möglicherweise vom Zeitplan her zu ehrgeizig angelegt gewesen, daher sei die Verschiebung gut. Sein Pendant in der SPÖ, Mayer, der selbst Schulleiter war, begrüßte die Einbindung der Schulpartner und damit die Verbesserung der Schulautonomie. Ab nun gelte: "Yes, we do."

AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin zeigte sich zufrieden über die Verschiebung und ist zuversichtlich, dass das eine Jahr zur Problemlösung genützt werden kann. "Ich hoffe, dass sich das ausgeht." Eher skeptisch gab sich Elternvertreter Theodor Saverschel. Er hat Zweifel, ob die Zentralmatura in Mathematik mit einem Jahr Verlängerung klappen wird. Schmied verwies darauf, dass tatsächlich genügend Zeit eingeräumt worden sei, schließlich habe man die Zentralmatura schon 2009 beschlossen. Für die jetzige Änderung werden SPÖ und ÖVP einen Initiativantrag im Parlament einbringen, das Gesetz soll noch vor dem Sommer beschlossen werden. Auch die Verordnung zur Leistungsbeurteilung werde rechtzeitig fertig sein.

FPÖ und BZÖ begrüßten dieses "Optionenmodell". Massive Kritik kam aber vom grünen Bildungssprecher Harald Walser. "Der Kleingeist gewinnt die Oberhand über den Reformwillen. Und die Ministerin lässt sich auf offener Bühne von den Blockierern hinrichten", sagte Walser und forderte den Rücktritt der Ministerin.