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Kommt Fotografengewerbe light?

Von Christian Rösner

Politik

Handwerk soll bleiben, automatische Übergangsfrist für Pressefotografen.


Wien. Mark Glassner, ein international renommierter Fotograf, der an der Universität für Angewandte Kunst in Wien unterrichtet, darf sich in Österreich nicht als Berufsfotograf bezeichnen. Und das nur, weil die Wirtschaftskammer an der Lehrlingsausbildung festhält - trotz der Pläne von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, das Gewerbe zu liberalisieren (die "Wiener Zeitung" hat berichtet, Anm.) Und Glassner ist nicht der einzige namhafte Fotograf, der bereits Klagsdrohungen erhalten hat.

Geschützt werden hier jene Fotografen, die etwa Hochzeiten fotografieren oder Passfotos machen. Ohne Meisterprüfung dürfen Fotografen nämlich nur für Medien fotografieren, andernfalls drohen Anzeigen. Die Gegner der Liberalisierung argumentieren vor allem mit Qualitätssicherung und dem Erhalt des dualen Ausbildungssystems.

Eine von Mitterlehner erarbeitete Novelle zur Liberalisierung war bereits in Begutachtung und soll demnächst dem Wirtschaftsausschuss vorgelegt werden. Allerdings dürften die Regierungsvertreter im Ausschuss, Konrad Steindl (ÖVP) und Christoph Matznetter (SPÖ), bereits dagegen entschieden haben: Sie wollen die bestehende Regelung retten und einen Abänderungsantrag einbringen, erklärt Pressefotograf Jürgen Christandl, der mit den beiden gesprochen hat.

Um den "altgedienten" Pressefotografen entgegenzukommen, soll allerdings das freie Gewerbe des Pressefotografen nach fünf Jahren automatisch in ein Vollgewerbe umgewandelt werden. Außerdem sollen auch Schulabgänger mit einer entsprechenden fünfjährigen Ausbildung die Gewerbeberechtigung zum Berufsfotografen erhalten können.

Strategisch ein guter Schachzug, - aber für Christandl "völlig sinnlos": "Dann kann jeder ein freies Gewerbe als Pressefotograf anmelden und ist nach fünf Jahren automatisch Berufsfotograf. Davor bleibt aber das Fotografieren außerhalb der Medienbranche weiterhin strafbar. Das ist eine Mogelpackung - und Qualitätssicherung bringt es auch keine", ärgert sich Christandl.

Die Fotografie sei in ganz Europa ein freies Gewerbe - nur in Österreich nicht. Dabei gebe es eine EU-Dienstleistungsrichtlinie, die den EU-Staaten nahelegt, alle Gewerbeformen zu liberalisieren, bei denen es nicht um Leib und Leben geht. Als die Fotografen noch mit Chemikalien hantieren mussten, sei das vielleicht noch ein Argument gewesen. Aber im digitalen Zeitalter nicht mehr. "Die Fotografie zu reglementieren ist so, wie man zu einem Journalisten sagen würde: Für eine Zeitung darfst du arbeiten, aber ein Buch schreiben darfst du nicht", betont Christandl.

"Ausbildung völlig überholt"

Matznetter versucht zu beruhigen: "Die Liberalisierung kommt - wir wollen nur nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten und das Handwerk abschaffen", meinte er zur "Wiener Zeitung". Den Lehrberuf des Fotografen soll es demnach weiter geben, versicherte Matznetter. Er räumte allerdings auch ein, dass die Ausbildung völlig überholt sei und diese rund um die Themen Optik, Physik und Digital Rights auf neue Beine gestellt werden könnte. Zur Wartezeit für die Pressefotografen sagte er: "Es werden weniger als fünf Jahre werden." Auch einen Termin zur Aussprache mit allen Beteiligten gebe es bereits.

Im Wirtschaftsministerium gibt man sich gewohnt sachlich: "Wir haben die Novelle auf den Weg gebracht, jetzt liegt es am Gesetzgeber", meinte eine Sprecherin trocken. Ende Juni tagt der Wirtschaftsausschuss.