Zurückgewiesen wurde von Strasser auch der Verdacht, er habe das erste Blaulichtfunk-Projekt "Adonis" des Mastertalk-Konsortiums bewusst "umgebracht", um dann die Neuvergabe an das Tetron-Konsortium durchführen zu können. Er habe natürlich versucht, die im Jahr 2003 aufgetretenen Probleme in Gesprächen mit den Partnerfirmen Siemens, Raiffeisen und Mastertalk auszuräumen. "In meiner Intention war es, Adonis umzusetzen und es war eine bittere Erfahrung, dass es leider nicht funktioniert hat." Daher habe man das Projekt beendet.

Verteidigt wurde von Strasser auch die Entscheidung, seinen ausgeschiedenen Kabinettchef Christoph Ulmer im Juni 2004 mittels Werkvertrag weiter mit dem Blaulichtfunk-Projekt zu befassen. Ulmer sei der Einzige gewesen, "der die gesamte Geschichte der Ausschreibung und des Behördenfunks kannte". Daher habe er ihn gebeten, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium weiter zur Verfügung zu stehen: "Ich vertraue ihm nach wie vor und wäre menschlich tief enttäuscht, wenn dieses Vertrauen nicht gerechtfertigt wäre."

Strasser betonte gleich zu Beginn, dass dies das erste Mal sei, dass er offiziell zum Blaulichtfunk-Projekt befragt werde. Er sei bis jetzt weder von einer Strafbehörde, noch von einem Richter, noch von einer anderen öffentlichen Institution damit konfrontiert worden.

Motorola schätzte Mensdorffs Verschwiegenheit

Der US-Technologiekonzern Motorola war offensichtlich sehr angetan von der Vertraulichkeit der dem ÖVP-nahen Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly zugerechneten Firma Valurex. In einem internen Schreiben heißt es von der Firma: "In der Zeit seit wir sie (Valurex, Anm.) kennen, haben wir zu schätzen gelernt, wie sie Kundenangelegenheiten mit absoluter Vertraulichkeit behandeln. Sie wollten überhaupt keine Kundendaten, Referenzprojekte oder -aktivitäten bekanntgeben, nicht einmal mündlich oder in Vier-Augen-Gesprächen."

Der Kontakt zu Valurex war jedenfalls für Motorola nach Eigeneinschätzung sehr ergiebig. Valurex habe "Türen zu Entscheidungsträgern geöffnet" und sehr gute Kontakte zum Telekom-Regulator, zum Verkehrsministerium und zu Unternehmen wie Siemens, Kapsch, Telekom Austria, Alcatel, VA Tech, Frequentis, IBM, Nokia und EADS. Valurex werde "sicherstellen", "dass die erforderliche Finanzierung für das Projekt zugänglich gemacht und nicht in andere Regierungsinvestitionen investiert wird". Über Valurex sollen bis zu 2,6 Mio. Euro Provision von Motorola in Richtung Mensdorff-Pouilly geflossen sein.

Strasser betonte, dass er keine Kenntnis zu "Valurhops" habe - oder wie die Firma heiße. Er habe auch "keine Kenntnis" zu Jagdeinladungen nach Schottland durch Mensdorff-Pouilly.

Freiwillige Bietergespräche

Weiterhin ungeklärt bleibt in der Affäre um die Vergabe des Blaulichtfunkes die Frage, wer Christoph Ulmer, Ex-Kabinettschef des ehemaligen Innenministers Ernst Strasser (V), beauftragt hat, Bietergespräche im Ausland zu führen. Und warum er diese ehrenamtlich nur gegen Spesenersatz geführt hat.