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"Zu viele Grenzen, die uns trennen - wisch sie weg!"

Von Stefan Beig

Politik
Anna Maria Darmanin sieht im Film ein Potenzial.
© © EESC/EuEyes

Ein Videowettbewerb befasste | sich mit Europas Identität.


Wien. "Technokraten", "Freiheit", "multikulturelle Gesellschaft", "Menschenrechte", "Diversität". Plakate mit wenigen Wörtern halten Passanten im belgischen Kurzfilm "Zinnekes" vor die Kamera. Die Filmemacher haben Fußgänger in Brüssel angesprochen und nach einem Slogan gefragt, der ihre Beziehung zu Europa beschreibt. Die Jury des erstmals stattfindenden Filmwettbewerbs "EESC Video Challenge" hat das Video überzeugt. Es erhielt den mit 5000 Euro dotierten ersten Preis. Werte und Gemeinschaftssinn würden auf kreative Art gezeigt, "Hoffnung für Europa" sei die Hauptbotschaft, urteilte die Jury, der auch die heimische Schauspielerin Mercedes Echerer angehörte.

Initiiert wurde der Wettbewerb 2011 von Anna Maria Darmanin, der Vizepräsidentin des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses der EU, dessen Aufgabe es ist, EU-Institutionen und Zivilgesellschaft einander näherzubringen. "Reichtum und Vielfalt an Kultur, Sprachen, Geschichte und Menschen zeichnen Europa besonders aus", meint Darmanin gegenüber der "Wiener Zeitung". Darin, und in den "europäischen Werten" liege die europäische Identität, wie der Wettbewerb gezeigt habe. "Europa muss als eine Fülle von sich ergänzenden Gegensätzen mit gemeinsamen Werten gesehen werden", betont sie.

Dazu gehöre auch "die Überwindung von Grenzen aller Art", wie der zweite Preisträger, das spanische Video "Barre Barreras", zeige. Die Protagonisten beseitigen darin eine am Boden markierte Linie. "Es gibt zu viele Grenzen. Wisch sie weg!", heißt es im Film. Insgesamt wurden 67 Videos eingereicht, von denen es elf in die Finalrunde schafften. EU-Bürger zwischen 18 und 30 Jahren durften teilnehmen. Präsentiert wurden die Siegerfilme seither unter anderem beim "Let’s CEE"-Fimlfestival in Wien.

"In Zeiten von sozialen Netzwerken sind Menschen nicht mehr von den herrschenden Informationsdiensten abhängig; um sich auszudrücken, kann jeder Produzent, ein Sendekanal werden", sagt Darmanin. Dieses Potenzial wolle man nutzten. Österreich war eines jener drei EU-Länder, aus dem keine Beiträge zugesandt wurden. Dabei sei es ein "kreatives Filmland" in "hochinteressanter geo-film-politischer Lage", umgeben von Ländern mit eindrucksvoller Film-Kultur wie Polen, Tschechien, Deutschland oder Ungarn, findet Darmanin.

Ohne internationale Trends

Der dritte Preisträger kommt auch aus Ungarn: Der Wirtschaftsstudent Gergö Kalamár wollte - wie er zur "Wiener Zeitung" sagt - mit "It’s Our European Life" vor allem eins zeigen: "Menschen sehen Europa unterschiedlich." Sein Film zeigt junge Personen beim Durchreisen Europas, sei es, um auf Festivals zu gehen, zu studieren oder gemeinsam Projekte zu starten. "Europa hat viele Möglichkeiten", ist Kalamár überzeugt. "Es ist der Ort, wo man der sein kann, der man sein will, wo man seine Ziele erreichen kann, wenn man hart arbeitet." Die Diversität sei eine "Chance". Jede Stadt habe eine eigene "große kulturelle Vergangenheit".

Dass Europas Identität gerade in seiner Vielfalt liegt, werde "vor allem für jüngere Generationen immer selbstverständlicher", ist Darmanin überzeugt. Junge Menschen würden besonders vom internationalen Austausch im Bildungs- und künstlerischen Bereich profitieren. Auch der europäische Film könnte eventuell Motor der Identitätsbildung sein. Auf jeden Fall, findet Darmanin, sollte er dabei "nicht internationalen Trends folgen, sondern an seiner Stärke festhalten, die im Zusammenhang mit Vielfältigkeit und Diversität steht".