Wien. (rel) 44 Prozent aller Frauen arbeiten Teilzeit. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist das ein Dorn im Auge. "Teilzeit ist für viele Frauen eine Notlösung", erklärte sie am Montag anlässlich des Abschlusses der SPÖ-Kampagne "Achtung Teilzeit" in Wien.

Geht es nach ihr, sollen Frauen nicht mehr in die Teilzeit gezwungen werden dürfen, weil diese "unerwünschte Nebenwirkungen und Risiken" in sich berge. Bei der Höhe der Pension etwa oder auch in der Karriere. Leider seien die Frauen über die negativen Auswirkungen der Teilzeit zu wenig informiert, betonte die Ministerin und zitierte aus einer SPÖ-internen Umfrage, wonach 72 Prozent die hohe Teilzeitquote bei Frauen als "nicht gut" bezeichneten. Dass viele trotzdem nur 20 Stunden arbeiten gehen, liege an der Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, heißt es. Freiwillig Teilzeit arbeiten wolle nur jede zehnte Frau.

Um den Schnitt der Vollzeitarbeitnehmerinnen zu heben, setzt Heinisch-Hosek auf mehr Kinderbetreuungseinrichtungen - und auf die Gesamtschule. Aber nicht nur da müsse man "Gas geben", sondern auch die Arbeitgeber in die Pflicht nehmen, sagte die Ministerin. Demnach sollen Unternehmer frei werdende Vollzeitarbeitsplätze innerbetrieblich ihren Teilzeitkräften anbieten müssen. Dasselbe gilt für Überstunden: Leistet eine Mitarbeiterin laufend zusätzliche Arbeitsstunden, soll ihr Stundenkontingent verpflichtend aufgestockt werden können. Geht es nach Heinisch-Hosek, sollen beide Regelungen bis Jahresende im Arbeitszeitgesetz verankert werden.

"SPÖ soll mit Mär aufhören"

Keine Freude mit den Vorschlägen der Frauenministerin hat die Wirtschaftskammer. "Teilzeit ist ein Beitrag der Wirtschaft zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf", sagte Martin Gleitsmann und forderte die SPÖ auf, mit der "Mär, dass Frauen mit einem Teilzeitjob generell unzufrieden" seien, aufzuhören. Immerhin sei die Zahl der Betroffenen mit Teilzeitwunsch fast zehnmal so groß wie die Zahl der Teilzeitstellen. Dagegen könne die "Pensionsfalle Teilzeit" jederzeit durch eine rasche Anhebung des Frauenpensionsalters entschärft werden, so Gleitsmann.

Gegen ein "Schlechtreden" der Teilzeit hat sich auch Familienminister Reinhold Mitterlehner ausgesprochen. "Die Menschen wollen mehr Teilzeit, nicht weniger", sagte er. Von "Zwangsverpflichtungen" für Firmen wollte er nichts wissen. Die Entscheidungsfreiheit dürfe nicht eingeschränkt werden.