
Wien. BZÖ-Chef Josef Bucher kann der Abwanderung seiner Nationalratsmandatare zu der Partei von Milliardär Frank Stronach wenig abgewinnen. Seine abwanderungswilligen Abgeordneten bezeichnet Bucher als "politische Söldner", denen "Anstand und Charakter" fehlen. Gestern war bekannt geworden, dass auch die orangene Abgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger ins Stronach-Lager wechselt. Dem BZÖ sind somit seit den letzten Wahlen schon fast ein Drittel seiner Mandatare abhanden gekommen.
Es sei "ein Skandal, dass man Mandate kaufen kann", sprach Bucher in einer Pressekonferenz von ihm zu Ohren gekommenen Angeboten von 15.000 Euro brutto monatlich. Auch Bucher habe der Milliardär 500.000 Euro angeboten, aber "da hat sich Stronach seinen letzten Zahn ausgebissen".
Keine Anzeige geplant
Von angeblichem Mandatskauf - den Stronach und die bisher gewonnenen Mitstreiter immer in Abrede stellten - habe er von allen möglichen Seiten gehört, von wem, würde er erst vor Gericht sagen. Eine Anzeige plant Bucher offenbar nicht. "Mir ist das völlig egal, die Polit-Söldner müssen das selbst verantworten", meinte er nur.
"Anstand und Charakter kann man nicht kaufen - nur Mandatare, die diese Attribute nicht haben", sagte der BZÖ-Chef. Stronach versuche, "die, die im Ausgedinge sind, einzufangen, damit er sich das Stimmensammeln erspart". Bucher zeigte sich überzeugt, dass außer Kaufmann-Bruckberger niemand mehr vom BZÖ zu Stronach wechselt.
Attraktives BZÖ-Programm?
Als erstes habe er es bei ihm versucht, aber er habe Stronach gesagt, "dass ich meine BZÖ-Familie nicht verlasse". Dass sich der Milliardär offenbar besonders intensiv um die Orangen bemüht, liege wohl daran, dass ihm das BZÖ-Programm so gefalle, meinte Bucher. Denn Stronach habe ihm gesagt, er sei "ein glühender Anhänger meiner Politik". Der BZÖ-Chef unterstrich, dass es sich um den ersten Übertritt vom BZÖ zu Stronach handelt. Denn Erich Tadler und Robert Lugar habe er schon früher "vor die Tür gesetzt" gehabt.
Hätten sich BZÖ und Stronach auf ein "weiteres gemeinsames Vorgehen" geeinigt, hätte der Milliardär den Wahlkampf der Orangen finanziell unterstützt, "beginnend mit 500.000 Euro für Plakate etc." Dies teilte Kathrin Nachbaur, die Leiterin des Stronach "Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit" am Mittwoch in einer Aussendung mit.